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Salomonen - Singapur - Teil II
Vom 18. November bis 26. Dezember 2011


Diesel finden auf indonesischen Inseln.

Auf der Insel Pulau Pulau Talaud in der Celebes See gibt es Diesel, weiß Rupert von einem Freund. An anderer Stelle lesen wir, dass die Insel Kepulauan Talaud heißt, oder auch Karakelong. Sie gehört zu Indonesien. Eigentlich dürften wir – ohne Not – nur mit einem Visum an Land gehen. Doch für uns gilt der Notfall, dass wir ohne Nahrung, Wasser und Diesel nicht weiterfahren können.

Segeln um die Welt - Salomonen-Singapur

An einem Freitagnachmittag gehen wir auf dieser Insel in der Hauptstadt Melonguane an den Steg. An der Kaimauer gibt es wieder viele neugierige, freundliche Erwachsene und Kinder.

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Es ist später Nachmittag geworden. Rupert kann uns noch bei der Polizei melden. Die beiden Banken samt den ATM-Automaten haben bereits geschlossen.

Es wird Samstag. Ans Wasser kommen wir sehr leicht heran. Es rinnt aus einem Schlauch, nicht sehr weit entfernt von der Mole. Wir haben eine kleine Sackkarre an Bord. Die Buben entwickeln größte Begeisterung, die Wasserkanister und sich selbst hin und her zu karren.

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Als die Banken geöffnet haben, versuche ich, indonesisches Geld zu bekommen. An die 20 Kids begleiten mich fröhlich auf meinen beiden Gängen zur Bank. Ich komme mir vor wie der Rattenfänger von Hameln. Die Kinder halten mich für den leibhaftigen Santa Claus, nicht ohne die Hand aufzuhalten nach Süßigkeiten.

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Die beiden einzigen Geldautomaten mögen die Visa-Card von Rupert nicht. Mit meiner Maestro hat einer der Automat ein grundsätzliches Problem, bzw. ich mit ihm: Wenn ich das Automaten-Maximum von einer Million Rupiah (etwa 80 Euro) anfordere, gibt er nur 500 000 heraus. Wenn ich 500 000 anfordere, bekomme ich 400 000. Das macht mich stutzig. Die Leute von der Bank kennen das Problem. Als man mir ein Protokoll ausdruckt, wo die ausgefolgten Beträge ausgedruckt sind, beruhige ich mich und ziehe mir mein Tagesmaximum in 6 weiteren Raten aus der Maschine. Die Leute in der Bank, die Frauen am Markt, die Kinder an der Mole – sie waren ausgesprochen freundlich und fröhlich mit uns...

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Während meines zweiten Bankweges hat Rafael begonnen, die Wäsche zu waschen, drüben, beim Wasserschlauch. Die Kinder sind voll dabei. „Mister, Mister …“

Jetzt kommen sie jubelnd zurück vom Waschplatz

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Rupert hat kein Problem damit, dass die Buben beginnen, unser Boot zu besiedeln.

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Die Mädchen halten sich etwas zurück. Sie schauen sich das von der Kaimauer aus an.

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Die Bewohner dieser indonesischen Insel sind übrigens mehrheitlich katholische Christen. Daher auch keine Kopftücher, keine langen Kleider und die Kenntnis von Santa Claus.

Wir bekommen Wasser und Nahrungsmittel – doch kein Dieselöl. Das gäbe es nur in Tahuna auf der 80 sm entfernten Insel Pananaru Sangihe, wird uns gesagt.

Kurz vor dem Auslaufen besuchen uns die beiden freundlichen Männer von der Bank

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Schließlich kommen hier im Jahr nur ein oder zwei Segelboote aus der weiten Welt ins entlegene Zentrum der Welt der Melonguaner.


Wir fahren eine Insel weiter

Am Nachmittag legen wir ab und fahren die Nacht bis zum Samstag durch. Nach 70 sm schalten wir den Motor aus, um noch ein paar Tropfen Treibstoff fürs Anlegemanöver zu behalten. Eine Stunde lang fahren wir erfolgreich mit 1-2 Knoten unter Segel weiter. 8 sm vor unserem Ziel schläft der Wind ganz ein. Eine Strömung von etwa 2 Knoten bestimmt unseren Kurs – er geht leider in die falsche Richtung.

Rafael versucht dem Tank die letzten Tropfen zu entlocken

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Sie bringen uns nicht weiter.

Wir lassen die Nacht kommen. Bei Tagesanbruch finden wir uns in einem weiten, schönen Bogen erst nordwärts, dann nordostwärts versetzt, inzwischen 20 sm von unserer angepeilten Tankstelle in der Hafenstadt Tahuna entfernt.

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So zeigt sich die Bescherung an diesem Morgen am GPS-Kartenplotter.
Ganz oben, etwas rechts der Mitte ist das Boot zu sehen. Die rote Spur ist die der vergangenen Stunde. Die rote Linie nach rechts oben ist keine Spur. Sie zeigt die augenblickliche Richtung des Schiffes, wie sie aus den GPS-Daten sehr ungenau errechnet wird. Die violette Linie zeigt unseren Wege vom Vortag – von rechts oben kommend in einem schönen Bogen nach Süden. Wo die Linie unruhig wird, haben wir zu segeln begonnen. Dann ist der Wind so schwach geworden, dass uns der Strom auf der gleichen Spur zurück gedriftet hat. Ich habe dann versucht, zumindest in die Nähe der Küste zu kommen, in der Hoffnung auf niedrigere Strömungsgeschwindigkeit oder gar „Kehrwasser“. Rupert hat davon nichts gehalten und wir haben uns dem Strom überlassen.

Am Sonntag gegen 10 Uhr kommt schwacher Wind auf. Wir nützen ihn und nähern uns wieder der Insel, bis eine widrige Strömung andeutet, dass wir hier noch ein paar Tage länger im Kreis fahren würden, sollten wir keine andere Lösung finden.

Rafael findet eine andere Lösung. Um 14 Uhr kann er einen Fischer herbeiwinken. Mit ihm und einem leeren Kanister fährt er 20 sm ins Fischerdorf, treibt dort am Sonntag Dieselöl auf, und kommt mit voller Kanne zurück.

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Wir belohnen den Fischer angemessen mit Geld, Angelhaken, einer neuen Leine und schließlich 2 Kannen 2-Taktgemisch für seinen Motor.

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Wir kippen den Diesel in den Tank, starten durch und bewegen uns unter Motor nach Tahuna.

So zeigt sich am nächsten Morgen die Spur unserer Odyssee am GPS-Bildschirm.

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Es ist inzwischen Abend geworden.

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Navigatorisch war die Fahrt nach Tahuna eine gute Leistung.

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Denn bekanntlich sollte man es vermeiden, nachts unbekannte Häfen anzulaufen. Außerdem hat Rupert nur die ungenaue elektronische Karte. Wir müssen „spüren“, wo der Anlegesteg in der riesigen Bucht ist. Rafael und ich stehen am Vorschiff und halten nach allfälligen Seezeichen Ausschau.

Was uns entgegenkommt, ist die Müllabfuhr. Es ist aber nicht ein Schiff, auch kein Auto. Nein, der Müll „floatet“ ohne Vehikel frei auf der Wasseroberfläche daher.

Rupert empfängt zum Glück das AIS-Signal einer Fähre. Das zeigt auf unserem Bildschirm den Ort an, wo die Fähre sich befindet, und auch deren Geschwindigkeit: 0 Knoten. Sie hat offenbar angelegt. Damit haben wir gewonnen. Am Sonntag, dem 11.12. um 23 Uhr legen wir in Tahuna an. Es stehen genug Leute an der Mole, die uns helfen. Auch von der Coast Guard ist ein Mann dabei. Nein, wir haben keine Schusswaffen und auch kein Rauschgift an Bord. Das genügt zur späten Stunde.

Rupert beginnt am Montag in der Früh das Paperwork bei Coast Guard und Polizei zu machen. Während dessen habe ich Zeit, den Leuten zuzuschauen, die am Kai stehen und uns zuschauen.

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Dann schau ich mir die Schiffe vom Kai aus an.

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Ich begegne auch hier sehr fröhlichen, freundlichen Menschen.

Das hat der Rafael in Neuseeland von den Maori gelernt

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Am Montag wird es Mittag, bis Rupert das Paperwork mit der Coast Guard hinter sich hat. Nun kann er das Dieselöl bestellen. Dazu muss ein Agent genommen werden. Der ATM-Automat folgt Geld auch gegen Ruperts Visa-Karte aus. Das Dieselöl kann leider erst am Dienstag geliefert werden. Es kommt schließlich um 13 Uhr, abgefüllt in unsere Kanister. Der Agent will erst den Preis nachverhandeln. Der Rupert lehnt das ganz strikt ab. Ich lerne, wie man richtig „Nein“ sagt, ein Nein, das auch rasch akzeptiert wird. Dann gibt es noch Diskussionen über die gelieferte Menge. Die Kanister werden ausgelitert (ihr tatsächlicher Inhalt gemessen).

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Schließlich ist man sich einig.

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Vollgetankt

Um 15 Uhr verlassen wir die Insel mit 430 Litern in Tank und Kanistern – nicht zu viel, wie mir scheint.

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Wir haben den Rest des Tages, die ganze Nacht und auch den halben Mittwoch besten Segelwind. Dann ist wieder Schluss mit lustig. Wir motoren neuerlich. Die See ist sehr ruhig, Vollmond, Sternehimmel und viele Fischerboote, manchmal ein größeres Schiff. Die Fischerboote haben kein AIS. Manchmal auch führen sie keine Lichter. Allein das Radar hilft unserem freien Auge, sie zu erkennen.

Am nächsten Morgen bekommen wir Besuch von 2 Fischerbooten. Eines davon kommt bis auf 30 cm an uns heran.

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So beginnen auch ungebetene Besuche. Wir haben uns darauf vorbereitet.

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Wir lehnen die Fische ab, die sie uns anbieten. Rafael wirft eine Packung Tabak hinüber. Mehr Kontakt wollen wir diesmal nicht. Eines der Fischerboote begleitet uns in 200 m Abstand noch ein Stück. Dann dreht es ab. Das ist die Methode, wie Piraten Kurs und Geschwindigkeit ihrer ins Auge gefassten Opfer erkunden. Per Funk werden die Daten an Freunde weiter gegeben, die uns dann in der nächsten Nacht auflauern werden.

Ich notiere vorsorglich Zeit, Position und Kurs für meinen Bericht ins Tagebuch dieser Webseite:

15.12.2011, 13:15 UTC+8, 04°27,75 N, 121°00,23 E,
GPS-Kurs 287°, 6 Knoten Geschwindigkeit über Grund


Unter Waffen

Unsere Bewaffnung gefällt mir nicht wirklich. Ich trau mir einen Überraschungsschlag oder –stoß zu. Doch die Burschen sind sicher viel geschickter wie ich, vermutlich auch geschickter und flinker wie Rupert oder Rafael. Ein gut vorbereiteter Pirat hat auch Schusswaffe. Da würde ich mit Messern und rostigen Macheten lieber gar nicht angefangen haben. „Kooperativ sein“, hat der Georg geraten, ein früherer Kapitän von mir. Ja, warum nicht. Ich überließe den Piraten gerne alles Geld, ein paar Leinen und alle Computer am Navigationstisch meines Kapitäns. Das Dinghi und den Außenborder würde ich widerstandslos hergeben. Meinen eigenen Laptop und meinen Fotoapparat habe ich ganz vorne ins Vorschiff verstaut. Da kommen erst die Sachen der anderen dran. Meine 70 US-Dollar sind auch bereits im Vorschiff. An Geld habe ich ein paar Solomon-Dollars anzubieten. Damit würde ich sehr kooperativ umgehen. Es lohnt sich wirklich nicht, dass ich mich dieser Kleinigkeiten wegen umbringen lasse und dann den Rest meines Lebens womöglich tot bin. Kein Problem auf der „Hakuna Matata“!

Unsere Piratenabwehr erschöpft sich nicht mit langen Messern und einer Harpune. Wir haben noch andere Strategien der „sanften vorbeugenden Abwehr“ im Köcher: Wir machen alle Navigationslichter aus. Nur am Heck leuchtet ein schwaches Licht, wie das eines Fischerbootes. Und das AIS schalten wir aktiv ab. Somit verkünden wir niemanden, wer wir sind, wo wir sind und wie schnell wir welchen Kurs fahren. Und dann das positive Denken nicht vergessen. In der Arabischen See, wo bekanntlich professionelle Piraten am Werk sind, soll eine Mitseglerin an ihrer eigenen Herzattacke verstorben sein, ohne direkte Berührung mit Piraten.

Auf meinen Parkplatzengel ist guter Verlass. Er findet in aller Regel einen Parkplatz für mich. Dazu brauche ich ihn gar nicht mehr anzurufen. Er schaut auch sonst auf mich und weiß, was ich brauche. Er freut sich, manchmal auch über schwierigere Aufgaben. Ich halte es für wahrscheinlich, dass er gewusst hat, was ich hier brauche, wo der Pazifik in die Celebes –See übergeht, wo auf den südlichen Inseln der Philippinen Fischer gerne auch mal ein Segelboot in ihre Netze nehmen. Nach Berichten, die ich zu Gesicht und zu Gehör bekommen habe, scheinen sich professionelle Piraten hier nicht herumzutreiben. Die wenigen Überfälle, die an vielen Stellen publiziert werden, scheinen eher „Gelegenheitsräuber“ zu sein.

Die folgende Nacht ist ruhig verlaufen. Wir biegen am frühen Morgen nach rechts (Norden) ab in die Sulu-See. Wir treffen hier auf 2 bis 4 Knoten Gegenstrom. Es geht richtig bergauf, manchmal kaum 1 Knoten schnell. Und viele Schiffe begegnen uns. Alles was aus Russland, Korea, Japan, Taiwan und China in den Süden will, oder umgekehrt, muss hier durch die Sibutu-Passage. Der GPS-Schirm im Cockpit ist mit dem AIS-Programm verlinkt, sodass wir jedes Schiff, das näher als 8 Seemeilen an uns herankommt, erkennen können: Name, Größe, Position, Kurs, Geschwindigkeit, Entfernung und, was sehr komfortabel ist – die voraussichtliche naheste Distanz und deren Zeitpunkt. Manchmal sind 6 Boote zugleich am Schirm. Ohne diese Informationen und deren Darstellung hätte man ganz schön zu tun, um da dazwischen durch zu kommen. Wir haben übrigens auch aktives AIS, was auf Segelbooten noch recht unüblich ist. Somit wissen die anderen Schiffe auch alles über uns.

Hier ein Bild unserer bisher gefahrenen Strecke

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