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Salomonen - Singapur - Teil I
Vom 18. November bis 26. Dezember 2011


Das Segeln von den Salomonen bis Singapur

Es war sehr abwechslungsreich. Das Besondere an dieser Reise ist gewesen, dass wir nicht geradewegs einem Großkreis entlang gesegelt sind, wie man angenähert Atlantik, Pazifik oder Indik überquert. Es liegt im Wesen einer Überstellung, dass das Schiff von A nach B muss, mit wenig Rücksicht auf Wind und Strömung. Erst nach Norden, bald im weiten Bogen nach Nordwest bis West. Vor Borneo dann das Abbiegen nach Norden, erst gegen starken Strom, dann das Hindurchfinden durch Fischerboote, Blitzbojen, riesige Tanker und Cargoschiffe, Inseln, Riffe und Untiefen, bis wir das Nordkap von Borneo erreicht haben. Dann Bohrplattformen und wieder Fischerboote. Zuletzt wieder nach Westsüdwest eine Woche lang bis auf 1°15‘ an den Äquator heran. Dazu das Prickeln wegen der Piraten. Die Neigung des Kapitäns lieber zu wenig als zu viel Diesel zu tanken, hat der Fahrt einen ganz besonderen Reiz gegeben. Hahaha.

Die "Hakuna Matata" gehört einem Paar aus Singapur. Kapitän Rupert, ein Engländer, hat den Auftrag, das Schiff von Samoa nach Singapur zu überstellen. Die Hakuna Matata ist eine Ketsch, das heißt, sie hat 2 Masten, den Hauptmast etwa mittschiffs, den kleineren „Besanmast“ (Rupert sagt Meson dazu) ziemlich am Heck. Das Vorsegel ist eine Genua. Es gibt leider keinen geeigneten Baum, um sie bei achterlichem Wind auszubaumen. Es gibt auch einen Blister. Fahrversuche mit ihm hatten schlechtes Ergebnis. Ich weiß nicht warum, doch mit der Genua sind wir schneller gewesen. Wir haben daher den Blister bald wieder eingepackt.

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Länge 45.5 Fuß. Tiefgang 8,7 Fuß. Rumpf aus Fiberglas. 2 Windgeneratoren, 3 Solarpaneele, kein Wassermacher, Radar, aktives und passives AIS, elektronische Karten. Gebaut vor 35 Jahren in Kalifornien.


Auf der Suche nach Dieselöl

Von Gizo in den Salomonen bis Singapur sind es etwa 3500 Seemeilen. Bei 5 Knoten Fahrt sind das 700 Stunden. Die Maschine verbraucht etwa 4 Liter Diesel pro Stunde. Würden wir alles unter Motor fahren, brauchten wir 2800 Liter. Tank und Kanister fassen insgesamt 600 Liter. Das Dieselöl sinkt im Preis, je höher wir nach Norden kommen. Unsicher ist stets, wie häufig der Wind und die Ausrüstung des Bootes uns das Segeln erlauben. Der Kapitän ist daher sehr zurückhaltend beim Einkauf von Diesel. Es wird manchmal richtig knapp. Doch davon später.

Am Freitag, dem 18. November 2011, gegen Mittag verlassen wir die Mole in Gizo und motoren ins 20 sm entfernte Noro.

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Wir laufen dort die Ankerbucht, gleich neben dem Diesel-Dock an, zumindest. Da rumpelt es auf einmal und schon sitzen wir am höchsten Punkt einer Korallenbank fest.

Lange Gesichter. Es ist passiert. Rückwärtsgang eingelegt. Außer Wasser und aufgewirbeltem Sand bewegt sich nichts. Aus der Ankerbucht kommen die Skipper der zwei dort ankernden Segelboote zu Hilfe. Ein Heckanker wird ausgebracht. An ihm wollen wir uns aus den Korallen ziehen. Das hilft erst, als wir einen weiteren Anker weit seitlich von unserer Yacht ausbringen. Er ist über eine lange Leine und dem Großfall mit der Mastspitze verbunden. Rafael holt mit der Winsch das Großfall ein. Das bewirkt, dass die Mastspitze seitlichen Zug zum ausgelegten Anker bekommt. Das Schiff kommt in Schräglage, der Kiel schwenkt zur Seite und ein wenig in die Höhe – und wir sind wieder frei. Es kann sein, dass auch die Tide – sie war noch nicht ganz am höchsten Stand – mitgeholfen hat.

Einheimische im Kanu bringen uns den Anker zurück

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Als wir am nächsten Morgen in Noro am Diesel-Dock stehen, ist auf einmal Samstag. Die Bank hier hat geschlossen. Der Kapitän hat nicht ausreichend Geld in der Tasche, auch wir alle zusammen nicht. Kein Geld, kein Diesel.

Wir motoren zurück nach Gizo. Rupert und Rafeal zieht es ins dortige Nachtleben. An der Boje vor dem Fatboy-Resort machen wir fest.

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Es ist ein malerischer Ort. Das Restaurant steht auf Stelzen im Wasser. Ein Steg führt zur Insel Mbambanga. (Ich bin 10 Tage zuvor schon mal hier gewesen).

Wir nehmen erst mal ein Bad

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Ein Schiff der NZ-Navy, wir haben es gerade noch auslaufen sehen, hatte vor dem Resort ein paar Tage vor Anker gelegen. Die Kiwis haben alle Vorräte des Resorts aufgegessen. Es gibt nur noch Getränke. Und ein Billardspiel. Ich spiele sehr gerne Billard, verliere aber meistens. Zu Backgammon, wo ich meist gewinne, haben weder Rupert, noch Rafael Lust. Rupert mag Schach, was mir wieder gar nicht liegt.

Das ist Rafael, der Brasilianer

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Er schreibt Geschichten. Es könnte auch ein Tagebuch sein

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Captain Rubert aus England im Bad

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Was Spiele betrifft, sind wir also nicht sehr kompatibel. Aber das war sowieso noch nie der Fall, auf meiner Reise, dass ich einen passenden Spielpartner gefunden hätte.

Es wird Abend

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Meine beiden neuen Freunde wissen andere, richtige Spiele, und es finden sich liebevolle Gespielinnen.

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Es ist schließlich Montagabend als wir mit ausreichend Diesel, Wasser und Lebensmitteln Noro in Richtung Norden verlassen. Die kreisrunde Insel Kolombangara bleibt diesmal an unserer Backbordseite liegen. Es ist bereits Nacht, als wir Kolombangara passiert haben und Kurs nach Nordwest aufnehmen.

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Wir verlassen Gizo und die Salomonen

Der Kapitän hat den Weg nördlich von Neuguinea gewählt – für mich von Vorteil, denn er wäre sonst nicht nach Gizo gekommen.

Von Noro aus fahren wir nach Norden.

Choiseul, die nördlichste Insel des Staates Solomon Islands haben wir noch an Steuerbord.Bougainville, geografisch zu den Salomonen gehörend, politisch aber zu Papua Neuguinea, haben wir an Backbord. Das heißt, wir fahren an der Westseite dieser Insel nach Norden, in der Folge nach Nordwesten, an den Inseln des Bismarck-Archipels entlang.

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Zwischen Choiseul an unserer Steuerbordseite und Bougainville macht uns starker Gegenstrom von etwa 2 Knoten zu schaffen. In den nächsten Tagen ist wenig Wind oder nur Wind von vorne. Wir fahren viel unter Motor. Wenn wir segeln, dann gemächlich mit 3 bis 5 Knoten. Die See ist nur wenig bewegt, Sonnenschein – alles wunderbar.


Rupert

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Er ist alles andere als pingelig. Das macht ihn zu einem sehr angenehmen Kapitän. „No drama“, ist sein geflügeltes Wort, wenn seiner Crew oder ihm selbst was misslingt.

Wenn wir segeln, hockt Rupert gerne mal im Maschinenraum und repariert was. Das Kraftstofffilter bekommt einen Zwillingsbruder. Die Bilgepumpe will auseinandergenommen werden. Auch die Niveauschalter brauchen Zuwendung. Die alte Lichtmaschine macht keinen guten Strom mehr. Sie wird gegen eine neue ausgetauscht.

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Die Verdrahtung hat einige Eigner hinter sich. Da rühre ich unter Fahrt lieber nichts an.

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Wenn es nichts mehr zu reparieren gibt, kratzt Rupert den alten Lack vom Antriebsdiesel und lackiert das Metall neu. „Wir (professionellen Übersteller) verbessern das Boot während der Überstellung“, sagt er und tut es auch, wie nächstes Bild zu zeigt.

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Rafael

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Rafael, erster Mate und Koch an Bord liebt brasilianische Musik, und die sehr laut. Passiver Genuss von Musik, die ich nicht selbst auswähle, ist mir unangenehm. Klingt die Musik wie Karneval in Rio und ich bin nicht dort, geht mir das rasch auf den Wecker. Ich kann den Rafael ziemlich widerstandslos davon überzeugen, dass er mit den Ohrclips das genauso gut hören kann. Hört man ihn nun jaulen, kreischen oder trommeln, dann sieht man ihn in rhythmischer Verzückung, vor dem Laptop hängen.

Seine Mutter sei recht streng mit ihm gewesen. Sie habe ihm ständig Pflichten auferlegt, wie Zimmer aufräumen, Bad putzen, Wohnung säubern. Die beiden älteren Brüder haben ihn mit weiteren Pflichten drangsaliert. Die Mutter hat nicht gerne gekocht. Das hat er sich selbst zur Aufgabe gemacht. Rafael hat das schwere Schicksal in seiner Herkunftsfamilie recht gut transformiert, finde ich: Zweimal am Tag geht er das Schiff von hinten bis vorne, von oben nach unten durch und räumt auf, repariert was, oder putzt.

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Er ist oft am Wäsche waschen. Dem Kapitän seine ist auch dabei.

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Und er ist unser Koch! Er macht das alles wirklich gut.

Rafael beim Brotbacken

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Ich habe dem Rafael gesagt, ich werde seiner Mutter berichten, dass die Saat ihrer Erziehung gut gedeiht. Rafael schmückt sich nicht mit einem Helfersyndrom. Nein, er liebt schlicht die Ordnung und habe ich ihn in Verdacht, er genießt es richtig, aktiv dabei zu sein, wenn aus Unordnung Ordnung wird.

Diese Haltung Rafaels ist gut kompatibel, mit der des Kapitäns. Dem fällt vor der Dusche die Wäsche vom Leib. Dort bleibt sie liegen. Das Werkzeug, nach getaner Schiffsverbesserung, räumt Rafael weg. Ich kann das nicht, denn ich weiß ja nicht wo es hingehört.

Mit Ehrfurcht schaue ich dem Rafael zu. Ich fühle mich wohl, in seiner Gegenwart. Ich versuche, mich von ihm anstecken zu lassen. Ist das doch die Grundlage aller Lebewesen, allen Lebens? Sich ordnen! In der physischen Welt herrscht das Gegenteil: Alles verfällt von einem höheren Maß an Ordnung in ein niedrigeres. Das sieht man ja am eigenen Schreibtisch, wie an unserem Navigationstisch.

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Das Internet, die Digitalfotografie und die Mobiltelefone haben die Welt des Segelns sehr verändert: Unzählige Kabel führen vom Spannungsumformern zu Ladegeräten und irgendwelchen Akkus.

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Dem Kabelsalat im Besonderen und dem 2. Hauptsatz der Wärmelehre im Allgemeinen entgegen wirken die Kräfte des Lebendigen im Allgemeinen, die des Rafaels am Boot und am Navi-Tisch im Besonderen.

Navitisch nachher

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Ein Kunstwerke aus Rafaels Hand, Ausdruck archaischer Ordnungsliebe.

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Wäsche gewaschen wird an Deck. Wir benützen dazu weiches Regenwasser, das zeitweise reichlich zur Verfügung steht.

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Der Regen ist ungewöhnlich warm. Wir haben Spaß daran, uns abregnen zu lassen. Damit betrachte ich nicht nur mich, sondern auch T-Shirt und Hose für gereinigt.

Auch für frischen Fisch ist Rafael zuständig

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Meine Aufgaben

sind Wache gehen, stehen, am liebsten sitzen. Jeder ist immer 3 Stunden dran. Das geht Tag und Nacht durch. Wenn Schiffe zu sehen sind, dann kann das kurzweilig werden. Kommt sonst nichts daher, dann kommt der Schlaf. Das darf natürlich nicht sein. Also, nehme ich einen Schluck Wasser zu mir. Oder ich geh mal auf die Toilette. Einen Tee zubereiten ist auch immer hilfreich. Wenn wir segeln, was leider recht selten vorkommt, kann ich das Trimmen der Segel zu einer nicht enden müssenden Angelegenheit ausbauen.

Zu reparieren gibt es für mich nicht viel. Zwar funktionieren die meisten Lampen nicht, manche Türchen und Klappen sind herausgefallen:

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Doch dem Schiff steht eine Generalüberholung bevor. Das macht das Leben an Bord recht leicht und unbeschwert.

Und dann natürlich Mithilfe bei allen Segel-, Anker- und Anlegemanövern. Ich konnte mich als Geschirrspüler gut etablieren, muss aber sehr schnell sein damit, damit mir der Rafael in seiner Ordnungsliebe nicht zuvor kommt.

Meine Wäsche wasche ich mir selbst.

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Es gibt einig Bücher an Bord. Ich greif mir „Breakfast with Buddha“ heraus. Es wird vorwiegend eine Englisch-Übersetzungsübung.

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Aber auch inhaltlich gibt das Buch was her. Ich denke an jene Stelle, wo der buddhistische Mönch dem Erzähler sagt: „Gottes Musik spricht die ganze Zeit, für jederman. Gottes Musik ist Liebe. Und diese Liebe, die durch unsere Welt kreist – manchmal sagt/bedeutet sie, dass da Hilfe ist von dieser Liebe, von dieser …. Quelle.“

Ein schöner Gedanke, ein schönes Bild. Ich lass mich berühren davon und trage es mit mir, denke darüber nach. Man muss ja nicht wie ein Yogi stundenlang sitzen. Einfach stiller werden, hinschauen, hinhören, hinspüren, fällt mir ein dazu. Auf meiner Segelschiffreise habe ich viel Gelegenheit dazu.

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