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TAGEBUCH

Auf dieser Seite erzähle ich über meine aktuellen Reisen und ich lade ein, Einträge zu kommentieren.




Volkmar (St. Gotthard i.M.)
Ersterstellung: 14. Jänner 2016 - 11:59
letzte Änderung: 18. Jänner 2016 - 10:52
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Das ist ein vorläufig letzter Eintrag in dieses Tagebuch. Ich danke allen, die mich begleitet haben, auch denen, die meine Einträge nicht kommentiert haben, oder gescheitert sind wegen der Virus-Barrieren, die mein Webmaster einbauen musste!

Für das „Akustische Reisetagebuch“ auf Radio FRO habe ich 8 Beiträge produziert. Das war immer sehr viel Arbeit, aber es hat mir sehr viel Freude gemacht. Ich stehe vor der Frage, ob ich da was weiter machen soll. Es hängt davon ab, ob das überhaupt wen interessiert. Daher meine Bitte an DICH:

Schick mir bitte DEINE Rückmeldung zu den Sendungen.


Höre die letzte Sendung Live oder/und höre die früheren Sendungen nach. Links sind am Ende dieses vorläufig letzten Eintrages gelistet.

Segeln um die Welt

17.11.2015: Abschied von den Nachbarn und von meinem Auto. Es soll dem Friedrich sein Zweitauto werden, während ich es nicht fahren kann.



Meine Segelreise in die Karibik war nach 2 Tagen des Segelns auf dem Katamaran „Vagabund“ 12 Seemeilen neben Menorca beendet. Es folgten:
3 Stunden am Schleppseil der Küstenwache,
3 Wochen Landaufenthalt in Mahon und auf Menorca,
Fährfahrt nach Valencia, Bahnfahrt nach Cadiz.
1 Woche Cadiz,
2 Tage Fährfahrt nach Las Palmas de Gran Canaria,
10Tage auf Gran Canaria,
2 Tage Fährfahrt nach Cadiz,
3 Tage Bahnfahrt nach Linz,
20 Minuten Autofahrt nach Waldung, Nachbesprechung mit Schicksalsgenossen Hermann (er hatte zuvor die Fahrt auf der „Vagabund“ in den französischen Kanälen „mitgemacht“).
5 Minuten Autofahrt und nun seit einer Woche ankommen daheim.

Ich blicke zurück auf 2 Monate Reinigungsprozess. Das hat in der Wohnung begonnen: Entrümpeln von Schränken und Keller verursacht 5 Sonderfahrten zur Müllsammelstelle. Ich konzentriere meine textilen Habseligkeiten in einen einzigen Schrank und in Übersiedlungskisten im Keller. In solche Kisten und in Bananenschachteln geschlichtet kommt auch meine Bibliothek und mein Büro in den Keller.
Segeln um die Welt

Die Wohnung leert sich. Ein letztes Frühstück


Segeln um die Welt

Alles gut eingelagert



An die Eingangstür zum Wohnzimmer hefte ich die „Betriebsanleitung“ für die Wohnung – für den Fall, dass ein Zwischenmieter einzieht. Rechne ich doch damit, dass sich ein Mitsegeln bis Australien ergeben könnte.

Das wären dann gleich mal 3 Jahre mindestens. Die Post lass ich auf ein Jahr im Voraus umleiten an die Adresse meines Bruders. Er bekommt auch alle wichtigen Dinge, wie PC, Tagebücher, Dokumentenmappe in seinen Keller gestellt. Auch eine Vollmacht von mir nimmt er entgegen, was einen Gang zum Notar erfordert. Und zuletzt überkommt mich noch eine richtige Putzattacke. In dieser Haltung gehe ich an Bord. Hier mache ich zunächst die, vielen Menschen bekannte Reiseverstopfung durch. Das wird wohl auch immer von den unkomfortablen, zumindest gewöhnungsbedürftigen Umständlichkeiten der Bordklos unterstützt. Als, in Mahon angelangt, am Festland eine gut gepflegte Latrine im Kunststoffhäuschen erreichbar war, hat sich das alles gelöst und in einen dauerhaften Zustand des Gegenteils verkehrt.

Besorgt habe ich meine medizinische Fernbetreuerin konsultiert. „Es ist vielleicht nur ein Reinigungsprozess“, entsorgt sie mir meine Sorge über die für den Verstand unkontrollierbare Entsorgung meiner Nahrungszufuhr. Ich liebe meinen Körper, so wie er ist, ißt und ausscheidet, bleibe ich ganz bei mir und blicke voll Zuversicht in die Zukunft und die Klomuschel. Es ward ein Reinigungsprozess der ziemlich durchgängigen Art, auch zeitlich betrachtet. Dennoch zeigt die Waage nun doch 4 kg mehr an als bei der Abreise. Das müssen die kleinen Tapas gewesen sein.

Nach drei Tagen kehrt große Ruhe ein. Ich nehme wahr, dass ich wieder da bin, in meinem Wohnzimmer. Es erinnert mich an meinen Zustand vor nun fast 4 Jahren, als ich von der großen Reise zurückgekommen war: Ich bin angekommen, es ist Friede rundum, der Verstand macht sich nicht wichtig, alles ist gut, ich bin.

Nix is fix. Auch dieser Zustand nicht. Der Terminkalender – außer den Geburtstagen und anderen Annalen ist auch er gereinigt von schnöden Alltagsbetriebsamkeiten – er beginnt sich zu füllen: Lebensmittel einkaufen, das in Verlur geratene Headset nachkaufen, die Radioselbermacherkurstermine eintragen, den Kurs für die gewaltfreie Kommunikation verbuchen, das Konzert am Dienstag notieren, in Willhaben nach einem Schreibtischordnermultifunktionsschrank suchen. Der Wohnwagen kommt später dran. Der Tag und eine Nacht sind gefüllt mit dem Produzieren der 8. und wohl letzten Folge meines „Akustischen Hörtagebuches“ bei Radio FRO. Sie wird am Samstag, dem 16.ß1.2016 gesendet auf 105,0 MHz, sowie im Internet zur gleichen Zeit auf http://www.fro.at/article.php?id=1094&ordner_id=19 .

Eine mir bislang unbekannte Frau aus NÖ fragt an, ob ich der Skipper für eine Gruppe von 5 Leuten sein möchte. Mails gehen zu ihr und zu Vercharterern gehen hin und her. Auch das füllt den Tag und den Abend.

Natürlich verfolge ich den Michael im Internet. Dank seines AIS’s, siehe hier ist das möglich: Am 30.12.15 hat er es in der spanischen Marina nahe Gibraltar zuletzt eingeschaltet gehabt. Am Dienstag, 12.01.2016 um 14:00 (UTC) ist er ausgelaufen, zunächst gegen Wind (Das Seewetter findest du hier: https://www.windyty.com/?35.223,-5.460,7 – Datum aktualisieren!) und gegen Strömung, dann flott mit über 4 Knoten durch die Straße von Gibraltar und darnach auf SW-West-Kurs schwenkend.
Segeln um die Welt
Segeln um die Welt

Um 14:00 nächsten Tages ist die SY Vagabund antriebslos gedriftet – kein Wind, Segel und Motor kaputt, keine Lust zum Segeln? Seit 13.01. zeigt sie sich wieder zielgerichtet in Fahrt. Der Wind scheint aus S bis SSW zu kommen, die Vagabund scheint hart am Wind zu segeln, denn er schafft zunächst nur Kurs SW bis WSW, während Teneriffa auf Kurs SSW optimal erreichbar wäre. Heute um 08:54 UTC meldet sein AIS 1,9 Knoten bei Kurs 197,4. Den Schwenk nach S hat sie erst vor einigen Minuten gemacht. Aha, jetzt um 09:03 ist er wieder auf gutem Kurs 224,4 und mit flotten 3,6 Knoten unterwegs.
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Zuletzt, um 09:54 versucht er anzuluven, offenbar, um gut Kurs zu halten, aktuell 220,1°;;;;, da sinkt die Geschwindigkeit gleich mal auf 2,8 Knoten. Der wind scheint gegen den Uhrzeigersinn gedreht zu haben. Es hat in der Luft um die 15-20°;;;;C, wie bei mir im Wohnzimmer. Das Seewasser dürfte auch das haben. Warmes Fließwasser hat die SY Vagabund nicht. In meinem Bad komme ich auf etwa 45°;;;;C.

Ich habe immer Anlass zur Freude: Wenn das Boot antriebslos zu driften scheint, freu ich mich, dass ich nicht dabei bin, wenn es fährt, freu ich, dass Michael vorankommt.

Hier eine Liste aller Links, die im Zusammenhang mit meiner nun beendeten Reise noch aktuell sind:

Radio FRO Nachhören der 8 Folgen meines Akustischen Reisetagebuches (Aktualisierung immer erst ein paar Tage später):
hier

Blog des Michaels mit Kurzmeldungen im Abstand einiger Wochen:
hier

Aktuelle Standort samt Spur der letzten Stunden:
hier

Programm für das Wetter auf See weltweit; dieser Link führt in das Gebiet Gibraltar bis Kanarische Inseln; der Button, rechts unten „Aktuelle Vorhersage anzeigen“ führt dich in die gegenwärtigste Anzeige:
hier

Wenn jemand ein Schiff chartern möchte, meine erste Adresse ist gerne:
Email Adresse

Weitere Charter-Anbieter mit guten Erfahrungen meinerseits:
Email Adresse
Email Adresse

Weitere interessante Links in die Welt des Segelns findest du hier auf dem 3. Button, rechts oben.

Schön, dass du ein Stück mit mir gesegelt bist!

Volkmar
Segeln um die Welt


Max
16.1.2016 09:33

Hallo Volkmar, willkommen daheim!

Wo kann man auf der AIS Karte Michaels Schiffsstandort aktualisieren? ich habe die Vagabund immer noch per 14.1. mit Kurs auf Rabat. Er wird doch nicht untergegangen sein?

Volkmar
16.1.2016 13:54

Sicher ist nur, dass dieses Programm das AIS der vagabund nicht wahrnimmt. Ich vermute sehr, dass es abgestellt ist. Möglicherweise funktioniert es nicht. Das Schiff hatte bis zuletzt Fahrt von etwas über 2 Knoten (das war ablesbar gewesen am Track, der wird aber jetzt nicht mehr angezeigt). Bei achterlichem Wind aus stb ist das schon sehr langsam gewesen, aber vielleicht war der Wind recht schwach. Die letzte Meldung vom 14.1.16 19:48 zeigt 1,4 Knoten Fahrt - ich denke, so "schnell" geht man nicht unter. Ich denke doch, dass er wieder auftauchen wird.
Volkmar
18.1.2016 10:46

Vagabund ist aufgetaucht! Sie hat gestern am frühen Morgen Rabat verlassen und hat Kurs auf Casablanca mit 2 - 4 Knoten bei achterlichem Wind zwischen 4 und 12 kn.
Michael
25.1.2016 23:57

Ich habe das AIS nicht abgeschaltet solange ich nicht im Hafen lag, es gibt aber die Meldungen nur über UKW weiter, deshalb ist es für euch nur sichtbar in Ufernähe oder wenn ein anderes Schiff diese Daten empfängt und weiterleitet.
Wer Zweifel an der Seetüchtigkeit meines Katamarans hat möge bitte unter http://www.skipper-udo.de/dahoam/dahoam.htm lesen, was dieses Boot vor einigen Jahren gut geschafft hat! Ich selbst habe in den letzten Wochen bei Flaute lieber Clavichord gespielt oder gelesen statt den Motor zu starten, daher bin ich halt nur langsam vorwärts gekommen. Ich bin mir bewußt, dass ich (obwohl ich natürlich viel gelesen habe) immer noch viel zu lernen habe, bin aber guten Mutes, dass mir auch das gelingt. - Schade, dass du, Volkmar, das anders beurteilt und so früh das Handtuch geworfen hast.
Viele Grüße, Michael
Max
15.2.2016 16:19

Michael, ich habe mir die Homepage des Vorbesitzers deines Schiffes angesehen (dort gibt es übrigens super Tipps für (Weltumsegler). Die Vagabund hat ja wirklich schon einiges gesehen auf dieser Welt.
Ich wünsche dir noch eine weitere schöne Reise!
Max
http://beziehungsarbeit.at/segeln-und-lernen

Volkmar (St. Gotthard im Mühlkreis)
Ersterstellung: 9. Jänner 2016 - 15:35
letzte Änderung: 12. Jänner 2016 - 22:26
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Ich führe in einer kleinen Schleife die Reise um die Welt zu Ende


Nach einer Nacht in Cadiz bin ich mit der Eisenbahn nach Madrid gefahren. Anlässe für das Ausschütten von Adrenalin begegnen mir nur in geringem Ausmaß: In Madrid musste ich die Metrostation finden, den nur spanisch kommunizierenden Fahrkartenautomaten verstehen, in die richtige Richtung einsteigen und an der richtigen Station aussteigen. Am Plaza Bilbao bekomme ich beste Unterstützung von Einheimischen, um in die richtige Straße einzufädeln. Dann war es schon wieder vorbei mit dem Adrenalin. Den restlichen Weg zum Hostel schaffe ich easy mit dem Navi am Smartphon.
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Das „Uhostel“ rühmt sich, in einem alten Palast untergebracht zu sein. Die Innenarchitektur fügt sich gut ins Bauwerk, finde ich. Es ist wirklich alles sehr sauber. Die Küche erscheint mir etwas klein. An Besteck, Tellern und Kochtöpfen ist sie sehr unterbestückt. Aber es geht sich aus.
Segeln um die Welt
Ich besuche am Nachmittag einige Bars, Cervezerias (Cerveza = Bier) und Cafes und versuche so im Kurzverfahren einen Eindruck vom öffentlichen Leben in Madrid zu bekommen: Ziemlich teuer alles.

Den Rückweg finde ich problemlos. Am Bahnhof wieder strenge Gepäcks- und Gesichtskontrolle samt Abtatscherei. Ein Terrorist unter den Fahrgästen ist nicht erkannt worden. Nun beginnt die lange Fahrt über Barcelona an die Spanisch-französische Grenze an der Grenzstation Figueres Vilafant. Hier bedarf es keiner Spurumstellung der Waggons. Die Spanier haben auf dieser Strecke auf die europäische Normalspur umgestellt. Sie wollen das in den nächsten Jahren im ganzen Land durchziehen. Scharfe Grenzkontrolle bei der Einreise nach Frankreich gibt es neuerlich. Dann geht es im Tunnel durch die Pyrenäen. Bald haben wir rechts das Meer und links jene große Wasserfläche, die der Salzgewinnung dient. Umsteigen in Lines und Lyon.
Segeln um die Welt

Hier, auf einem Bahnhof in Frankreich, werden Mobiltelefone aufgeladen


Um Mitternacht bin ich in Strassburg und genieße geringe Adrenalinausschüttung. Wo bekomme ich eine Fahrkarte für die private S-Bahn von Strassburg nach Offenburg? Die Schalter haben zu. Es gibt keinen Automaten. Also – schwarzfahren. Das Glücksgefühl kommt erst, nachdem kein Schaffner kommt. Der Anschluss zum Zug nach Karlsruhe ist knapp. Ein junges Pärchen, mit dem ich den Nervenkitzel des Schwarzfahrens geteilt habe, ist mir nun behilflich am Fahrkartenautomaten. Das klappt vorzüglich. Mir fällt trotz später Stunde sofort der Bankomat-Code ein und bekomme, wenig adrenalinausschüttend, meine Fahrkarte nach München. Hier angekommen, schaue ich mich nach einem Drucker um, weil die ÖBB die im Internet gekaufte Fahrkarte auf weißes Papier gedruckt sehen will. Am Münchner Hauptbahnhof wartet – wie erwartet – kein Drucker auf mich. Mit leicht gehobenem Adrenalinspiegel sehe ich den Schaffner auf mich zukommen. Ich habe die Fahrkarte schon am Bildschirm. „Jaja, das war einmal,“ sagt er, „inzwischen geht das so auch.“ Sein Rotlichtscanner findet das auch alles in Ordnung.

Mein Freund Friedrich hat mir in Linz in Bahnhofsnähe mein Auto abgestellt. Am linken Vorderreifen finde ich den Schlüssel dazu. Die Papiere liegen, wie vereinbart, unter dem Polster des rechten Sitzes. Der Motor springt unverzüglich an. Adrenalin bleibt auf Null.

In Walding, in der „Haltstell“, stoße ich mit Freund Hermann an, dem Mitsegler auf der „Vagabund“ durch die französischen Kanäle. Wir haben uns einiges zu erzählen. Dann geht es die letzte Meile zu mir hinauf auf den Gottharder Berg.

Gilt eine „Reise um die Welt“ nur dann, wenn sie entlang des Äquators geht? Sie gilt sicher auch um jeden anderen Großkreis. Und es darf sicher auch abgewichen werden vom Großkreis. Etwa zwischen dem 40, und 80. Breitengrad herum zu kommen gilt sicher auch als 1x herum. Dann gelten aber sicher auch Kreise um den 85. Breitengrad herum noch und warum dann nicht auch am 89.? Und warum sollten so kleine Kreise nur am Pol gelten, warum nicht auch kleine Kreise an jeder Stelle der Erde? Einmal im Uhrzeigersinn rund ums Haus, rechts das Haus, links der Rest der Welt – also war das ein Spaziergang um die Welt herum. So einfach ist das.

Bloß der Kick mit dem Adrenalin – da kann ein Segelboot schon ganz nützlich sein, vor allem dann, wenn unterwegs was bricht. Kentern wäre eine Steigerung. Zwei Tage nach uns war ein sehr neues Segelboot vor Menorca im Sturm gekentert und gesunken. Der Kapitän konnte herausgefischt werden, worüber er sicher glücklich war. Der Mitsegler blieb verschwunden. Um diesem Mitsegler-Schicksal zu entgehen, habe ich das Mitsegeln auf der Vagabund abgebrochen. Michael stand laut AIS (siehe hier , aktuelle Seite stets neu laden) am 30.12.2015 in der spanischen Marina 500 m nördlich von Gibraltar. Im Moment hat es starken Westwind – für jeden Katamaran wegen dessen schwacher AM-Wind-Eigenschaften – sehr ungünstig, um die Straße von Gibraltar in den Atlantik hinaus zu passieren. Siehe hier . Am Dienstag wird sich das ändern, am Mittwoch am frühen Morgen kommt dann kräftiger Ostwind auf – das Beste für die Passage vom MM in den Atlantik. Fahr wohl, Michael!

Ich werde hier noch mindestens einmal was hereinstellen, zum Beispiel alle Links im Zusammenhang mit dieser Reise. Vielleicht gibt es auch was von meiner Befindlichkeit zu berichten. Vielleicht hast du, lieber Besucher, liebe Besucherin noch was anzumerken.

Volkmar


Christa Kalcik
9.1.2016 18:00

Lieber Volkmar !
Wenn ich Deine spannenden Berichte verfolge, bekomme ich immer Fernweh. Schade, dass aus Deiner Atlantiküberquerung nichts geworden ist. Aber Du wirst ja mit jeder Unbill fertig und siehst vor allem das Positive dabei. Wenn ich hier im warmen Zimmer vor dem Computer sitze und Deine Abenteuerberichte lese geht es mir so gut, dass ich alle Probleme des Alltags zur Seite schieben kann.
Was planst Du für 2016 ?

Liebe Grüße und noch alles Gute im Neuen Jahr
Christa
Volkmar
9.1.2016 21:32

Gleich zur letzten Frage: Segeln im MM auf Charterbooten. Und meine Frage: Bist wieder dabei? Ich habe noch nichts Konkretes, aber es scheint sich was anzubahnen.

Also Unbill war es ja nicht. Mit sowas musste ich von Anfang an rechnen. Es war keineswegs der Worst-Case: Ich lebe ja noch! Es war interessant, den Michael kennen zu lernen. Ich habe Mahon zu Fuß erwandert und Menorca mit dem Auto 6 Tage lang erfahren. Ich habe die Zeit auf den Fähren sehr genossen - wenn man reist um zu reisen und nicht um anzukommen, dann ist Reisezeit ein Vergnügen! Eine Woche Cadiz und 10 Tage Gran Canaria. Es war schön.

Danke für Neujahrswunsch - dir auch!

Volkmar
Belinda
11.1.2016 11:28

lieber Vokmar
es war spannend mit dir zu reisen, auch wenn es nur ne kleine weltreise war;
willkommen zu hause.

Volkmar (Cadiz, Spanien)
Ersterstellung: 4. Jänner 2016 - 21:22
letzte Änderung: 9. Jänner 2016 - 15:31
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Die Ameisen


In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.

So will man oft und kann doch nicht
Und leistet dann recht gern Verzicht.


Dieses Gedicht von Joachim Ringelnatz kommt mir in letzter Zeit des Öfteren in den Sinn - wohl aus gegebenem Anlass. Ich war am Samstag in Las Palmas de Gran Canaria auf die Fähre gestiegen. Jetzt bin ich wieder in Cadiz.

In Gran Canaria war es sonnig und ich habe meine eigenen Spuren verfolgt.

Auch die Galerie des Montecristo habe ich wieder aufgesucht, um mit mir ein Glas guten Rotweines zu trinken. Das ist ein wunderbar am Hang des Barranco Ayagaures angelgter Garten mit dreidimensionalen Kunstwerken aus aller Welt

Segeln um die Welt


Ein Kapitän hat mich nicht entdeckt. Ich habe mich aber auch nur sehr vorsichtig im Fenster gezeigt und nicht hinausgehängt. Wollte ich ursprünglich doch bloß den pensionierten Orgelspieler, praktizierenden Paragleiter und Bergsteiger näher kennen lernen und sehen, wie es ist, bei einem Tastenmusiker mitzusegeln. Könnte es sein, dass er es schätzt, seinem Adrenalinspiegel besondere Pflege zuteil werden zu lassen? Beim Abbau des Adrenalins entstehen doch diese Glückshormone, wie nach Schokolade oder beim guten Sex. War er etwa bewusst mit einem nur wenig vorbereiteten Boot aufgebrochen? Siehe auch hier.

Es gibt Menschen, die ihren Adrenalinspiegel beim Klauen im Kaufhaus pflegen, die von der Sucht nach Adrenalin in einer terroristischen Vereinigung aktiv sind oder korrupte Politik betreiben. Hiefür sind Segelboot, Gleitschirm und Kletterseil wirklich eine gute Alternative. Klippenspringen, Bungee Jumping, Flaschentauchen, Windsurfen, Mountainbiking - hat nicht jeder frohgemute Schritt hinaus vor die Haustür etwa mit der Pflege eines gesunden Adrenalinspiegels zu tun, zu Gunsten von Lebensqualität und Wohlergehen?

Ich bin also wieder in Cadiz. Mal sehen, wie sich das entwickelt, mit oder ohne Adrenalinausschüttung.


Volkmar (Las Palams de Gran Canaria)
Ersterstellung: 1. Jänner 2016 - 14:37
letzte Änderung: 1. Jänner 2016 - 14:53
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Jahreswechsel im Hostel und am Strand

Ja, Im „Big Fish“ zu hosteln war wirklich eine Verbesserung: Saubere, gut strukturierte Küche, genug Platz für die eigenen Nahrungsmittel im und außerhalb des Kühlschrankes, sehr aufmerksame Mitarbeiter. Eine Besonderheit: es sind gerade 40 m bis zum berühmten Sandstrand „Playa de las Canteras.

Mich fasziniert das Heranrollen der Wellen immer wieder. Und dann deren Veränderungen, wenn die Tide das Wasser steigen lässt

Segeln um die Welt

Bei Niedrigwasser hält ein Riff die Wellen davon ab, weite Bereiche des Strandes zu erreichen. Das verläuft etwa 150 m entfernt parallel zum Ufer. Dadurch hat es am Sandstrand ruhiges Wasser, wie in einer Badewanne. Steigt das Wasser, dann brechen die Wellen mehr und mehr über das Riff und werden zur Herausforderung für Kinder und Erwachsene, sich ihnen entgegenzustellen, sie zu durchtauchen, oder mit einem kleinen Surfbrettchen hinauszuschwimmen und dann vor der Welle an deren steiler Flanke hereinzusurfen.

Es ist auch fein, an einem der vielen Tischchen eines Cafés Platz zu nehmen und bei einem Getränk dem Wogen der Menschen und Wellen zuzusehen.

Im Hostel beenden wir das alte Jahr mit dem Herstellen und Verzehren von Obstsalat und Pizza

Segeln um die Welt

Segeln um die Welt

Die Beschallung hat ein diensthabender Hostel-Volontär fest im Griff. Ich käme gut auch ohne sie und ihn aus. Es erstickt individuelles Musizieren im Keime. Die Gitarre hat der Portugiese wieder in die Ecke gelegt.

Das Jahr wechselt auf den Kanarischen Inseln um 00:00 UTC, wie in London, also genau dann, wenn die eine Hälfte der Erde noch im alten Jahr ist, die andere schon das neue hat. Wir gehen nach draußen an den Strand. Die volle Schüssel mit dem Obstsalat kommt mit und kehrt leer zurück ins Hostel. Das Feuerwerk besteht aus vielen kleinen privaten Initiativen. Väter lehren ihre Buben das achtsame Spielen mit dem Feuer. Auch Mütter und Töchter sehe ich eifrig mitmachen. Hier herrscht Fröhlichkeit, Ausgelassenheit, fern sind Jammer, Siechtum, Flüchtlingsnot, Gewalt und Tod.

Es ist nun 11 Uhr am ersten Tag im neuen Jahr. Langsam kommen die Hostelgäste aus ihren Schlafgemächern: der Lorenzo aus Italien, die Jane aus Polen, der Carlos aus Kanada, der Björn aus Norwegen, der Pedro aus Portugal, der Johannes aus Deutschland, der Marko aus der Schweiz, die Illie aus Wales, der Varo aus Usbekistan, die Marie aus Deutschland, zwei Männer mit indischem Outfit, ein Paar mit Baby aus Estland - - -. Die Beschallung läuft schon wieder, aber nun doch dezenter. Sollte ich mal ein Hostel gründen, wird es viele Kopfhörer geben, aber keinen öffentlich zugänglichen Lautsprecher. Dass nicht geraucht wird in öffentlichen Räumen, ist in Spanien schon lange Standard.

Die Marie entfernt dem Johannes die Nähte von der Backe. Er hat eine zu starke berührung mit seinem eigenen Surfbrett hinter sich

Segeln um die Welt


Marte aus Ungarn habe ich vorgestern interviewt. Er ist seit 4 Jahren der Hostelier hier. Er hat es gegründet, weil er Freude an dieser Arbeit fand. Das Interview wird Teil des nächsten akustischen Tagebuches bei Radio Fro sein. Es wird darin auch ein Interview mit einem Hostelgast aus Polen geben, der noch ein wenig Orientierung braucht für seine Berufslaufbahn. Von der Christmas-Party gibt es Originaltöne zu hören.

Eigentlich hätte es morgen, Samstag, 2.1.16 um 8 Uhr gebracht werden. Doch ich fürchte, das wird nicht klappen, denn noch haben die mein Tondokument nicht abgeholt vom Server, auf den ich es gestellt hatte. Wie das auf Reisen halt so ist: Nix is fix. Das erfahren nun auch meine mir lauschenden Begleiter. Es wird vermutlich einen neuen Sendtermin geben. Ich werde ihn hier im visuellen Tagebuch vermelden, sobald ich ihn kenne.

Mein designierter Kapitän, der Michael, ist mir abhandengekommen. Ich suche extensiv nach Ersatz. Ein an ALS erkrankter Arzt aus Deutschland hat angefragt, ob ich ihm bei der Atlantiküberquerung ab La Gomera mit seiner Familie auf einem 2 Jahre jungen 45-Fuß-Segelboot unterstützen würde, weil er ein wackelig geworden sei an Deck. Ja, habe ich gemailt. Zwei Stunden später kommt seine Absage – ein Pärchen habe angeklopft bei ihm. Schön für ihn und für das Pärchen.

Und für mich? – Da wartet im Universum wohl noch Besseres. Das sei so, hat mir mal jemand anvertraut, wenn was nicht so gelingen will, wie geplant. Natürlich muss ich Beschlüsse fassen. Zum Beispiel noch eine Nacht hier im Hostel buchen. Dann nach Fähren Ausschau halten. Wohin? Nach Teneriffa, La Gomera und El Hiero, Fuerteventura, Lanzarote – oder Cadiz. Oder da bleiben und intensiver suchen nach einen Kapitän, der mich braucht? Muss ich überhaupt segeln, nachdem der ursprüngliche Segelanlass weggefallen ist? Nein, ich muss nicht.


Erhard
2.1.2016 14:08

Ein gutes, neues Jahr wünsche ich dir Volkmar.
Vor allen Dingen mit viel Gesundheit, damit Du der Umwelt noch lange erhalten bleibst.
Wenn du nicht mit Michael weitersegelst, hasst du es gründlich überlegt und dich endschieden.
Aber die beiden letzten Sätze deines Berichtes: du benötigst doch ein alternatives Verkehrsmittel; wenn nicht Segeln als solches DIE Alternative ist!
Das: "Nein, ich muss nicht" - Ist es der Entschluss sesshaft zu werden?
Ich werde dich verfolgen. Danke für die Berichte und halte dich wacker!
Volkmar
11.1.2016 17:12

Hallo Erhard, nun ist es klar, dass ich auch mit keinem anderen Kapitän über den Teich komme – es hat mich keiner gefragt. Jener Eigner aus D, der sein Boot einen Winter lang gerne in die Karibik überstellt gehabt hätte, meldet sich leider nicht.
Doch die Segellust ist geblieben. Ich plane bereits neue Törns im MM – bist du, Salzpuckel, da schon mal gewesen (Scherz)? Du weißt ja, ich nähme dich gerne mit. Sei gewiss, auf einem Charterboot ist für Gäste allemal mehr Platz als auf einer Zeemin, oder Vagabund.
Und wenn das Segeln keinen Spaß mehr macht, dann steige ich um auf einen Wohnwagen.
Sei gegrüßt! Volkmar


Volkmar (Las Palmas de Gran Canaria)
Ersterstellung: 30. Dezember 2015 - 01:04
letzte Änderung: 1. Jänner 2016 - 11:35
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Mit dem Leihauto über die Insel

Ich habe nun 3 Tage ein Auto gemietet gehabt. Vom Hostel in Gran Canaria aus bin ich erst mal in Norden der Insel gefahren. Schön sind diese Orte und Städte alle nicht. Mir tut das weh, wie so lieblos die hässlichen Gebäude in der Landschaft stehen, die selbst noch im Ungleichgewicht ist, wie mir scheint. Erst vor ein paar Millionen Jahren sind hier die Vulkane herausgewachsen aus dem Meer und haben Asche abgeworfen. Daraus sind Felsen geworden, tiefe Schluchten sind entstanden. Es sieht alles noch so unfertig abgewittert aus. Hier im Norden hat es ausreichend Niederschlag. Es gibt viel Grün.

Bald bin ich nach Süden abgebogen. Es geht steil bergauf, die Straße hat viele Serpentinen. Das Land wird vielfältiger, zunächst lieblich, doch dann immer wilder, kantiger und steiler. Irgendwann bin ich am Cruze Tejede – eine uralte Straßenkreuzung ganz hoch oben. Der höchste Berg, der Pico de las Nieves (1949 m) ist mit dem Auto erreichbar.
Segeln um die Welt

Spektakulär hingegen steht der Roque Nublo (1803 m) da.


Er ähnelt einem Drachenviereck, das auf der abgestumpften schlankeren Spitze steht. Erstiegen ist er 1932 erstmals worden. Inzwischen wird auf mehreren Routen erklettert.
Segeln um die Welt

Als ich jenes Plateau verlasse, auf dem der Roque Nubl steht, zieht Nebel auf



Segeln um die Welt

Auf Gran Canaria sind jetzt die Mandelbäume erblüht


Über dieses Ereignis freuen sich die Kanarier, wie die Österreicher auf die Marillenblüte in der Wachau. Ich habe die Bäume am Weg vom Roque Nublo herab nach San Bartolome de Tirajana, auf Seehöhen von etwa 1200 bis 1400 m gesehen.

Ich habe dann das Haus der Nuria noch einmal aufgesucht, diesmal bei Tag.
Segeln um die Welt

Ja, die Steine an der Fassade halten alle noch


Das Dach ist immer noch mit dem welligen Kunststoff gedeckt, den ich verlegt habe. Es spürt sich eigenartig an.

In der Nuria ihrem Biogarten hatte ich 2008 vier Monate lang als Volontär gegen Kost und Quartier gearbeitet. Wir haben einander sehr geschätzt. Das Haus steht und wird bewohnt, was einst Garten war, liegt nun brach da. Ich konnte vom derzeitigen Hausbewohner erfahren, dass Nuria an Krebs gestorben sei. Den Garten habe sie aber bereits aufgegeben, als sie noch gesund war, habe ich von jemand anderem erfahren.

Dass sie gestorben ist, habe ich schon vor einem Jahr erfahren. Es war mir nahe gegangen. Sie erschien mir als eine wunderbar starke Frau. Sie ist zu ihrem Beschluss gestanden, aus Liebe zu sich, zu den Menschen um sich, zur Erde – das zu tun, was ihr wichtig erschien. Und das mit gewinnendem Umgang mit den Menschen um sich. Mir ist jetzt leichter, seit ich diese näheren Umstände von ihrem Tod kenne.

Ich hatte drei Tage ein Auto gemietet. In der ersten Nacht schlief ich im Auto auf einem Parkplatz in 1800 m Höhe nahe dem Pico Nieve. Das war sehr kühl!
Segeln um die Welt

In der 2. Nacht habe ich mich der Obhut der Nuria anvertraut – ich habe auf die unten am Flussbett gelegene, einstmalige Gartenfläche mein Auto abgestellt. Da war es doch bedeutend wärmer


Ich bin jetzt wieder in Las Palmas, im Blue Wave Hostel. Unten im Foyer gibt es laute Musik. Hier heroben auf der Terrasse ist leise Musik. Schlecht ist sie trotzdem. Diese Zwangsbeschallung schätze ich gar nicht. Über dem Erdgeschoß gibt es eine Terrasse, eingeklemmt an drei Seiten von sechsstöckigen Häusern. Es riecht nach Hasch. Morgen ziehe ich ein anderes Hostel, auch nahe dem berühmten Strand „Playa Canteras“.


Volkmar (Las Palmas des Gran Canaria)
Ersterstellung: 27. Dezember 2015 - 02:03
letzte Änderung: 29. Dezember 2015 - 12:01
.: Ja, das Hostel ATLANTA in Las Palmas ist fein, jedenfalls, was die Stimmung im Haus betrifft. Eine Deutsche ist mir als die Begründerin vorgestellt worden. Vor 2 Jahren etwa hat es die ersten Gäste gegeben. Der Ausbau ist nun ziemlich fertig. Wir hatten eine feine Christmas-Party. Jeder war eingeladen, was zum Essen und Trinken mitzubringen, gute Laune und ein kleines Geschenk. Zu Beginn gab es Musik von Bach, ich glaube aus dem Weihnachtsoratorium. Später kam was Tanzbares aus den Lautsprechern, aber durchauch kultiviert. Das Fest fand auf der Dachterrasse statt, bei lauer Luft und vollem Mond.

Es hat hier starken Südwind mit Sand aus der Sahara. Der Himmel ist ziemlich trüb. Es kratzt in den Augen.

Gestern bin ich ganz im Süden der Insel gewesen, in Puerto Morgan. Das ist ein sehr schöner Hafen, eingekesselt von feinen Restaurants, Cafes und Andenkenläden. Hier hatte ich vor 7 Jahren vergeblich Ausschau nach Kapitänen gehalten und auf jedem Schiff die Menschen angesprochen - ohne jeglichen Erfolg. Diesmal habe ich es gar nicht erst versucht. Gefragt hat mich natürlich auch niemand. Mein Erfolg in Puerto Mogan war, dass ich hier ein Leihauto buchen konnte. (In Las Palmas waren die alle schon aus).

Damit bin zuerst nach Maspalomas zu einem Hotel gefahren, wo wenige Stunden vorher meine zwei Enkelkinder, deren Halbschwester und deren Vater eingetroffen waren. So ein Zufall!

Es war schon dunkel, als ich schließlich jenes Haus aufgesucht habe, wo ich vor 7 Jahren als Volonteer gegen Kost und Quartier geholfen habe, den Biogarten zu bestellen und am Haus einiges instandesetzt hatte. Ja, die kleine Steinmauer steht noch. Und die Platten an der Wand kann ich auch noch erkennen. Ich mache ein paar Bilder mit Blitzlicht. Da kann ich am Bild dann Details erkennen. Ja, das habe ich damals gemauert und gemörtelt, im Schweiße meines Angesichts und mit viel Wohlwollen meiner Chefin, der Nuria. Sie soll gestorben sein, habe schon vor einem Jahr gehört. Sie mag in den Vierzigern gewesen sein. Woran war sie gestorben? Wer mag in dem Haus wohl nun wohnen? Ich gehe in den unteren Garten, wo auch die Ziegen, Hühner und Schweine ihr Sein hatten. Da ist nun nichts mehr. Zwei Hunde verbellen mich, als ich nahe an deren Zwinger herangekommen war. Hoch oben am Rand der Talschlucht schimmert der Himmel vom Vollmond, der nun bald ins Tal scheinen wird. Ich habe sehr seltsames Gefühl in Bauch und Brustkorb. Ich tauche auch ein in die Stimmung von damals, noch ganz zu Beginn meiner vierjährigen Welteise. Alles hatte ich noch vor mir, aber ich wusste nicht, wie alles laufen würde. Ich habe mir nicht viel Gedanken gemacht über die Zukunft. Schritt für Schritt war ich unterwegs, mit selbstverständlichem Vertrauen. Sehr intensiv war ich in der Gegenwart - das war mir jetzt wieder sehr gegenwärtig.
Segeln um die Welt

Das ist ein Bild von Haus und ehemaligem Biogarten der Nuria, fotografiert am nächsten Tag bei Tageslicht.





Volkmar (Fähre Cadiz - Las Palmas de Gran Canaria)
Ersterstellung: 24. Dezember 2015 - 02:47
letzte Änderung: 24. Dezember 2015 - 02:47
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Nach 8 Tagen in Cadiz habe ich am Dienstag, 22. Dezember die schöne Stadt wieder verlassen. Ich sitze noch auf der Fähre. Um 23 Uhr haben wir in Lanzarote erreicht. Nun sind es noch 8 Stunden bis Gran Canaria - mein vorläufiges Ziel. Die Fahrt war recht ruhig. Wir hatten Wind und Welle von hinten, was mir aber - weil ich ja mit der Führung des Schiffes nichts zu tun habe - egal sein kann. Zum Schlafen gab es genug Platz auf den weichen Sitzbänken im Speisesalon. Ich habe nette Menschen um mich. Ich habe über Internet ein Bett in einem Hostel gebucht. Darauf freue mich, denn es ist sehr gut bewertet von den Besuchern.

Frohe Weihnachten!

Volkmar


Volkmar (Cadiz)
Ersterstellung: 20. Dezember 2015 - 00:30
letzte Änderung: 20. Dezember 2015 - 00:50
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Segeln um die Welt

Ich muss lächeln: Vor einem Jahr hatte mir eine Freundin verraten, sie möchte gerne nach Neuseeland reisen. Genau Neuseeland schien ihr eine Reise wert. „Warum willst du dort hin fahren? Was erwartest du dir von so einer Reise?“ Ich habe sie mein Credo wissen lassen: „Die Reise in die Geografie ist nicht das Wesentliche. Wenn wir spüren, es ist Zeit zum Aufbruch in eine neue noch unbekannte Welt, dass eine Reise etwa der persönlichen Entwicklung ansteht, dann kann uns eine Reise in die Geografie in eine innere Haltung bringen, die die gleiche ist, die wir für die eigentliche Lebensreise brauchen.“

Worin kann diese Haltung bestehen? Ja, einfach mal schauen, was denn wirklich wichtig ist. Während der Reise auf sich selbst aufpassen. Achtsam sein mit sich, zu wissen, niemand anderer ist jetzt dafür zuständig, wofür ich mich hier und jetzt entscheide. Es ist auch gar niemand da, der/die mir dreinredet. Und da gibt es noch so vieles zu beachten, bei der Reise in der Geografie – einfach ausprobieren. Du wirst vieles erkennen. Wenn du meinst, ein ganz bestimmtes Land müsse es sein, das dir zu deinem Glück gerade noch fehlte, dann habe ich kein gutes Gefühl dabei. Das wird sich nicht erfüllen. Hinaustreten vor die Haustür, aus dem Gewohnten – das ist es. Das kann eine Stunde sein, besser vielleicht ein Tag sein, eine Woche oder mehr. Es kann ein Begrüßen des „hellen Morgens“ oder „Mit der Zille über den See“, oder sonst ein Gotteslob sein.

Meine Freundin hatte bald darauf ihren Neuseeland-Plan beiseitegelegt. Ich aber, der ihr das ausgeredet habe, bin losgereist. Deshalb muss ich lächeln. Was muss ich denn da noch nachschärfen bei mir? War meine vierjährige Reise vergebens?

Diesmal spießt es sich gleich zu Beginn. Was sagt mir das? Ehrlich gesagt, ich hungere und dürste nicht mehr so nach Reisen in die Geografie, wie damals vor 8 Jahren. Ich schaue mir gelassen zu, wie ich in inzwischen 5 Marinas in und rund um Cádiz völlig aussichtslos nach Mitsegelgelegenheit suche. Ich werde nach Gran Canaria diesmal mit der Fähre fahren, meinen eigenen Spuren gewissermaßen folgend. Ich bin diesmal so was von ziellos unterwegs. Das ist neu. Vor 8 Jahren habe ich 2 Ziele vor mir gehabt. Das hatte mich manchmal ein wenig irritiert. Ziel 1: Ich wollte meine Tochter in Neuseeland besuchen (da war was von Ehrgeiz dabei) und Ziel 2: ich wollte wieder heimkommen. Naja, das letztgenannte Ziel habe ich jetzt auch.

Segeln um die Welt

Doch, ich bin eine „Verpflichtung“ eingegangen: Jede Woche einen Hörbericht bei Radio FRO abliefern. Warum habe ich mir das angetan? Es ist das ein Experiment für mich. Ich bin neugierig, wohin mich das führen wird. Eine Reise in der Reise. Ich mache hörbar, was ich Intensives erlebe, wenn ich meine gewohnte Gegend verlasse, was mich berührt, Anstöße, von denen ich meine, dass sie es wert sind, sie auch anderen verspüren zu lassen. Ich habe zwei Menschen, zwei Mitgäste hier im Hostel interviewt. Beide haben Antworten gegeben, warum sie reisen. Auch vom obdachlosen, Gitarre spielenden Deutschen habe ich ein paar Statements bekommen. Ich freue mich darauf, dass alles zusammenzustellen, was Rundes daraus zu machen. Am nächsten Samstag wird es gesendet werden, ich hoffe erst um 08:30 und nicht wie gestern, wider Ankündigung, schon um 08:00. Nachzuhören sind alle gewesenen Berichte immer hier

Gute Reise, wohin auch immer!

Volkmar


Hans
20.12.2015 20:30

Lieber Volkmar! Leider habe ich durch andere Umstände deinen letzten Vortrag versäumt. So lese ich ihn jetzt in neuer Fassung im Tagebuch nach. Da packt mich wieder die Meerlust mit ahoi gegen den Wind. Stets mit meiner Seele bei dir! Herzlich Hans
Und ich wechsle zum ersten Mal zusammen mit meinem Enkel ins neue Jahr. Ich freu mich auf die großen Augen und den offenen Mund beim Feuerwerk aus der Ferne. Nochmal herzlich Hans
Volkmar
21.12.2015 10:50

Ich habe mehrere Freunde mit Namen Hans. Wenn du mir ein wenig mehr verrätst von dir, könnte ich dich identifizieren. LG, Volkmar
Hans
23.12.2015 06:12

Mit dem du einst gemeinsam, unser erstes Mal, in Bad Waltersdorf warst. Lg Hans

Volkmar (Cadiz)
Ersterstellung: 19. Dezember 2015 - 00:05
letzte Änderung: 19. Dezember 2015 - 00:33
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Segeln um die Welt
Ich wandle durch die engen Straßen von Cadiz. Die Häuser haben in aller Regel 2 Obergeschoße. Ganz wichtig scheint es den Menschen zu sein, dass sie dank Erker auf die Straße blicken können, ohne den Kopf aus dem Fenster stecken zu müssen.

Segeln um die Welt

Eigentlich war Cadiz mal eine Insel. Zum Meer ist nie recht weit.



Segeln um die Welt

Ein Rolator-Geschwader kreuzt meinen Weg



Segeln um die Welt
„Meine Freundin nennt mich Dior“, sagt Günter. Irgendwie hat es den Norddeutschen nach Cadiz verschlagen. Er nächtigt in einer Garage. Dort gibt es auch Wasser zum Waschen. Auch sonst ist er ganz gut organisiert, wie man an seinem Wagerl erkennen kann. Auf der Gitarre lässt er Akkorde erklingen, ganz einfach Akkorde. „Trägt das was, kannst du damit überleben?“ frag ich ihn. „Naja, jetzt zu Weihnachten ist es immer schlecht.“ Da fließt das Geld offenbar woanders hin. Naja, dann muss ich noch ein wenig nachschießen.

Nahe dem Strand im Westen der Stadt hat jemand eine Spirale hingelegt.

Segeln um die Welt


Segeln um die Welt

Und wieder geht ein Tag zu Ende



Christine
19.12.2015 13:34

Hallo Volkmar, Max und ich haben gerade mit dir das Lied "Mir fahrn mit der Zilln Über See" gesungen, dass wir uns auf Radio Fro angehört haben.
Wir sind gespannt, wohin es dich noch treibt.
Alles Liebe
Christine und Max


Volkmar (Cadiz)
Ersterstellung: 15. Dezember 2015 - 21:43
letzte Änderung: 15. Dezember 2015 - 22:28
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Mit der Eisenbahn bin ich quer durch den Süden von Spanien gefahren. Nun bin in Cádiz angekommen.

Segeln um die Welt
Diese Hafenstadt im Südwesten von Spanien gefällt mir vom ersten Augenblick an vortrefflich.

Ich habe heute früh spontan beschlossen, die Fähre zu den Kanarischen Inseln – heute Abend um 17 Uhr – ohne mich auslaufen zu lassen.

Segeln um die Welt
Nächsten Dienstag fährt sie ja wieder. Inzwischen hat meine Seele Zeit nachzukommen. Die Nacht auf der Fähre von Mahon nach Valencia habe ich mit wenig Schlaf, teils im Sitzen, teils am Boden liegend verbracht. Ohne Iso-Matte ist das doch ein wenig hart.

Im Hostel „Summer Cádiz“ in der Straße Hospital de Mujeres 35-37, mitten im Zentrum der Altstadt, bin ich bestens aufgehoben:

Segeln um die Welt

Das Bett ist superweich. Ich teile einen Schlafraum prinzipiell mit 4 weiteren Gästen. Vorläufig bin ich ganz allein. Die Leute vom Hostel hier sind sehr gut drauf: freundlich und hilfsbereit, alles ist sauber.


Es gibt eine Küche zum Selberkochen

Segeln um die Welt
Frühstück wie im 4-Sternhotel ist inklusive. Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich werde eine Woche bleiben.

Solche Hostels fand ich ziemlich überall in der Welt, wo ich bei meiner ersten Weltreise 2008 bis 2012 gewesen bin: Venezuela, Kolumbien, Panama, Tahiti, Fidschi, Neuseeland, Vanuatu, Salomon Inseln, Singapur, Malaysien, Thailand, Laos, Ukraine und Ungarn. In Österreich vermisse ich das. Die Jugendherbergen sind zu schickimickigen Gästehäusern heruntergekommen. Das mit den Hostels, wo es wieder richtig Begegnung gibt, wird in den nächsten Jahren, so vermute ich, auch bei uns kommen. Hier im Süden Spaniens habe das auch erst vor ein paar Jahren begonnen, sagt mir Hawi, der Manager im Hostel Summer Cádiz.

Gottfried
19.12.2015 09:22

Hallo Volkmar! Heute bin ich fleißig und schreibe gleich noch ein Kommentar. Dein Bericht über Hotel und Küchenwesen eröffnet mir als altem Camper und Wohnwagenfahrer eine ganz andere Perspektive des Reisens. Die Möglichkeit von Begegnungen ist hier vielleicht größer als am Campingplatz. Um hier Bekanntschaften zu machen und sich mehr auszutauschen ist meist mindestens eine Woche Aufenthalt am selben Platz notwendig. Obwohl natürlich spontane Begegnungen auf irgend einem Wege auch möglich sind. Dazu genügte schon einige Male bei mir nur eine kleine Wanderung über den Kreuzweg auf den Pöstlingberg. Gruß Gottfried
Volkmar
19.12.2015 11:00

Hallo, du Fleißiger! Hab Dank für deinen Beitrag zur Philosophie des Reisens. Begegnungsstätte im Hotel ist bestenfalls das Frühstücksbuffet! Ansonst lebt jeder in seinem Zimmer oder außer Haus. Am Campingplatz sind die Nachbarn Tag sichtlich und in der Nacht gegebenenfalls hörbar gegenwärtig. Hostel ist ein Zwischending. Auch hier schaut man sich gegenseitig in die Kochtöpfe, ist Zeuge von Zu- und Abneigung der paarweisen Mitgäste. Man findet schnell mal spontane Begegnungen – und kann ihnen leicht ausweichen. Es ist schön, wenn man im Gespräch erfährt, dass andere Menschen recht vertraute Beweggründe haben, wenn sie auf Reisen gehen. Für den nächsten Beitrag in meinem akustischen Reisetagebuch werde ich ein oder zwei Interviews mit Hostelgästen zur Philosophie des Reisens bringen. Das akustische Reisetagebuch bei Radio Fro hat inzwischen einen Fixtermin bekommen: jeden Samstag um 08:30. Heute war es schon um 08:00 – ich denke ein technischer Fehler im Studio. Du kannst alle „Sendungen nachhören“ auf http://www.fro.at/programm.php , wobei es immer ein paar Tage dauern kann, bis die jüngste Sendung abrufbar ist.