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„Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen“

Johann Wolfgang von Goethe



Reisen und Segeln im Mai 2014


Die Anreise

Mit Rucksack und Rollkoffer spaziere ich zum nahen Busterminal in Lefkada, einer der Ionischen Inseln. Zwei Wochen am Segelboot liegen hinter mir. Was liegt vor mir? Wartet eigentlich jemand auf mich?

Meine Mitsegler Christa und Hans sind frühmorgens ins Taxi gestiegen zum Flughafen in Preveza. Gemächlich kann ich das Boot übergeben. Der Bus nach Amoudia geht erst kurz vor Mittag.

„A meal itself,“ hat mein Freund Max es genannt, als wir nach dem „full English breakfast“ auf die Terrasse seines Hauses in der Wachau wechselten und er neuerlich einen Kaffee braute. „A travel itself“ – erst meine Anreise und nun auch wieder die Heimreise. Ich reise mit Bahn, Fähre und Bus. Das erspart mir die Gepäckskontrolle am Flughafen, das lästige Abgrapschen am Check-in, das öde Warten in den Abflughallen, den Stress zwei Stunden vor Abflug zur Ankunft pünktlich zur Stelle sein zu müssen. Der Zusatznutzen: Der Segeltörn verursacht keine Reisekosten, denn An- und Abreise sind ein Ding „itself“, in der Kostenrechnung ausgegliedert.

Ich freue mich auf Venedig. Josef, mein Nachbar, hat mich am Abend des Montages zum Bahnhof Rottenegg an der Mühlkreisbahn gebracht. In der Straßenbahn treffe ich einen früheren Arbeitskollegen. Ein paar vergangenheitsbewältigende Worte werden getauscht. Auch er ist in die Jahre gekommen, wo das Geld, dank Generationenvertrag, nicht mehr zur SVA fließt, sondern mittels Plastikkarte in umgekehrter Richtung aus den Bankomaten kommt.

Am Hauptbahnhof geht sich noch ein Bierchen aus. Dann rein in den Zug. Die obere Etage des Schlafwagenabteils hat ein Pärchen belegt – auch Segler. Sie sind am Weg nach Portoroz, dem slowenischen Hafen an der Adria. Ein vierter Platz bleibt frei. Der war für meine Freundin vorgesehen. Wir wollten zwei Tage in Venedig gemeinsam verbringen. Aber wie das Leben halt so spielt . . .

Reisen und Segeln im Mai 2014

Auf halbem Wege finde ich in einem Café einen zweiten Kaffee. Die Kirche „Santa Maria Gloriosa dei Frari“ passiere ich heute an deren Rückfront. Morgen werde ich sie gegen Eintritt von vorne besuchen. Ins nahe Museum über Leonardo da Vincis Werk und Leben werde ich noch am Nachmittag kommen.

Reisen und Segeln im Mai 2014

Das Hotel Tivoli hat einen wunderbaren kleinen Hinterhof. Ich fühle mich eingeladen zum Innehalten und Ankommen.

Dann mache ich mich auf zur Fußwanderung durch enge Gassen, entlang schmaler Kanäle, dann wieder tut sich ein größerer Platz auf.

Reisen und Segeln im Mai 2014 Reisen und Segeln im Mai 2014 Reisen und Segeln im Mai 2014
Reisen und Segeln im Mai 2014
Reisen und Segeln im Mai 2014

Auf einem größeren Platz hat jener Russe sein Instrumentarium aufgestellt, der sich auf die Kunst versteht, Weingläser zum Klingen zu bringen.

Reisen und Segeln im Mai 2014 Reisen und Segeln im Mai 2014

Die feinen Töne sind weithin zu hören: Für Elise, Ave Maria von Schubert und sogar der Donauwalzer von Johann Strauß. Da komme ich nicht umhin und erwerbe eine CD gesammelter Ohrwürmer in Glas

Reisen und Segeln im Mai 2014

Auf einer kleinen Wiese lagern ermattete Touristen. Ich lagere mich ein Stündchen dazu. Und dann stehe ich auf einmal vor jener Kirche, die ein Konzertsaal für das Venezianische Vivaldi-Ensemble geworden ist. Am Abend sitze ich dort in einer der ersten Reihen: „Die 4 Jahreszeiten“. Selbstverständlich. Technisch perfekt und in einem Höllentempo. Mir fehlt ein wenig die Wärme. Die Gruppe spielt das immerhin jeden zweiten Abend – oder liegt es an mir? Schließlich heißt es, Kunst würde das sein, was ein Betrachter, Zuseher oder –hörer daraus macht. Es klingt nach in mir, während ich durch die nächtlichen Gassen hotelwärts wandle, so sehr, dass ich mein Ziel verfehle. Ich muss zurück an den Start und dann schön nach Plan die Gässchen, Stege und Plätze abschreiten. Ein langer Tag liegt hinter mir. Rechtschaffen müde in den Füßen falle ich ins Bett.

Am nächsten Tag mache ich es mir gemütlicher. Nach der Innenbesichtigung von „Santa Maria Gloriosa Dei Frari“ schlendre ich ein wenig in den Gässchen des Stadtteiles S. Croce herum, verfranze mich neuerlich und entdecke mich plötzlich am Café des Vortages wieder. Das bestellte „big beer“ entpuppt sich als ein Einliter-Krug. Das zieht sich beim Trinken in die Länge. Leicht illuminiert finde ich zum Hotel zurück, packe meine Sachen und ziehe damit über den Rio Nuovo zur Endstation des „People Movers“. Das ist eine in 6 Meter Höhe am Drahtseil gezogene Schienenbahn.

Reisen und Segeln im Mai 2014 Reisen und Segeln im Mai 2014
Reisen und Segeln im Mai 2014 Reisen und Segeln im Mai 2014

Ich will zum Fähranleger der ANEK-Line. Doch der ist nicht mehr dort wo er all die Jahre zuvor gewesen ist. Der Anleger ist schon noch dort, aber die Fähre legt dort nicht mehr an. Keiner hat mir das gesagt. Sauerei!

Die Venezianer mögen nicht, dass die großen Schiffe durch die Lagune fahren. Ich hingegen bin früher immer total verzaubert gewesen, wenn ich auf der Fähre stand und Venedig vorbei gezogen wurde. Ich räume ein, aus der Sicht der alteingesessenen Venezianer mag es gewöhnungsbedürftig gewesen sein, wenn so ein Luxusliner vorüberzieht, das Stadtbild überragend, die Blicke der Touristen von Venedig abziehend. Das mit den zerstörerischen Wellen kann ich nicht recht glauben. Die vielen Taxischiffe, die Vaporetti und die Frachtschifferl – die machen wesentlich heftigere Wellen.

Reisen und Segeln im Mai 2014

Ich müsse nach Marghera, weiß mir eine Frau vom Zoll zu sagen. Mit einem Linienbus komme ich über die lange Brücke ans Festland. Freundliche Menschen im Bus beschreiben mir den Weg ab meiner Ausstiegsstelle. Von 20 Minuten ist die Rede. Taxi gibt es dort keines. Ich mach mich frohgemut zu Fuß auf den Weg. Es sind an die 4 km bis zum Anleger, plus 1 km für das Verlaufen infolge mangelnder Wegweiser. 500 Meter vor der Pier klaubt mich der Shuttle-Bus auf. Den gibt es zwar, aber sehr geheim. Auf der Fähre treffe ich andere Passagiere mit ähnlichen Erlebnissen, „Nie wieder ANEK“ schreibe ich eine Mail an ANEK. Die Antwort lassen Zweifel bei mir aufkommen ob meine Drohung Eindruck hinterlassen hat.

Ich genieße eine Nacht und den ganzen nächsten Tag auf der Fähre. Wie alle anderen Deckspassagiere auch, finde ich Schlaf am Boden, bzw. auf 3 gepolsterten Sitzen im Raum mit den Sitzen. Der dicke Mann an der Rezeption ist noch immer so mürrisch wie im Vorjahr. Doch die Leute vom Service und von der Küche sind ausgezeichnet.

In Igoumenitsa habe ich im Hotel „Stavodromi“ gebucht. Wasili, der Besitzer, freut sich sichtlich. Die Saison ist erst am Beginn. Er kann sich seinen wenigen Gästen persönlich widmen und kredenzt mir zum Willkommen einen selbstgebrannten Tsipouro. Tsipouro ist immer selbstgebrannt. Er wird nicht gehandelt. Es ist ein Traubenschnaps, aber zum Unterschied vom Ouzo ohne Anis. Es gibt es nur an ganz wenigen Orten, versichert mir der Winzer und Schnapsbrenner Wasili, nicht ohne Stolz.

Es ist Freitag geworden, als ich am nächsten Morgen durch die reizvolle Fußgeherzone des ansonsten reizarmen Igoumenitsa zieh

Reisen und Segeln im Mai 2014

Bis zur Bushaltestelle ist es eine halbe Stunde. Ich bekomme meinen Lieblingsplatz, den in der 1. Reihe. Ich sehe alles. Es geht bergauf und bergab nach Preveza und im gleichen Bus weiter nach Lefkas. Hier habe ich Gelegenheit, die Stadt in Augenschein zu nehmen. In der Basisstation der Charterunernehmens ISTION mache ich gleich noch die Papiere.

Hans trifft früh am Vormittag vom Flughafen kommend in der Marina ein. Wie der Zufall es will, treffen wir im Marina-Cafe auf eine Gruppe von Seglern aus Gallneukirchen, jenem Mühlviertler Städtchen, in dem Hans auch wohnt. Wir haben Spaß mitsammen. Die 9 oder 10 Gallneukirchner haben einen großen Katamaran bestellt. Die haben alle ihre Aufgaben aufgeteilt. Erinnerlich ist mir der, der sich Sanitöter nannte. Als am Abend des Samstags die Christa eintrifft, haben Hans und ich das Boot bereits übernommen und Proviant gebunkert.


Schau, trau – aber welchem Zahnarzt?

Am eigenen Leib hat das für mich keine Bedeutung. Mit meinen 3. Zähnen gibt es keine Zahnschmerzen mehr. Wenn zerbröselte Nüsse, heimtückischer Mohn oder gar Samen von Feigen sich zwischen Prothese und Zahnfleisch schieben, ist zwar Schluss mit lustig. Doch ich kann es im Vorfeld abwenden – dank Kukident.

Unser Segeln am Sonntag beginnt mit 3 bft. Ganz sanft gleiten wir übers leicht gekräuselte Wasser. So richtig fein zum Eingewöhnen! Am Nachmittag laufen wir in die Bucht „Ormos Spilia“ im Norden der Insel Meganisia ein. Der Wirt steht am Steg und winkt mit der Mooringleine – wie vor 8 Jahren, als hier der Andreas mit seiner Alu-Reinke, mir und zwei Freundinnen an Bord, angelegt hat. Es ist das meine erste „Hand-gegen-Koje“-Segelei gewesen. Sie war mutstiftend für meine spätere HgK-Reise um die Welt gewesen. Das Restaurant und manch anderes in der Bucht auch, haben sich verändert seit damals. Alles ist gewachsen, das Restaurant, die Stege, das Angebot an Speisen. An die früheren Preise nabe ich keine Erinnerung. Die jetzigen finde ich in Ordnung.

Reisen und Segeln im Mai 2014

Wenn man am Steg eines Wirtes anlegt, sollte man bei ihm auch einkehren. Das gehört sich.

Und in der Ormos Spilia gehört es sich obendrein, in das Dorf Spartachorion hinauf zu gehen. Es gibt dort nicht nur wunderschönen Ausblick auf Inseln, Meer und Festland in den Norden, sondern auch entzückende Blickwinkel in den kleinen Gassen und Höfe des sauberen Dorfes und Gaumenfreuden auf den Terrassen der freundlichen Dorfwirte. Wir genießen von Allem.

Reisen und Segeln im Mai 2014

Reisen und Segeln im Mai 2014 Reisen und Segeln im Mai 2014

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Guten Windes segeln wir am Montag im Osten um Meganisi herum und dann bis Vasiliki in der tiefen Bucht im Süden von Lefkas. Hans drängt zum Zahnarzt. Wir fahren im Leihauto nach Nidri. Während Hans der Zahnärztin sein Leid klagt und sie ihn berät, labe ich mich an original griechischem Bauernsalat mit einem riesigen Stück Feta oben drauf. Hans wird jetzt 3 Tage Antibiotika nehmen müssen.

Christa hält währenddessen im Supermarkt nach einer Bratpfanne Ausschau. Denn die gibt es nicht im Bordgeschirr. Es gibt auch keine im Supermarkt. Der Chef bittet die Christa um etwas Geduld, startet seinen Motorroller und kehrt nach 7 Minuten mit einer gebrauchten Bratpfanne aus seinem eigenen Hausrat zurück. Nein, die kostet nichts, wehrt er jeden Zahlungsversuch ab. Sind sie nicht lieb und herzlich – diese „faulen, korrupten, steuerhinterziehenden“, aber zumindest „nachlässigen“ Griechen? Wie wollen die jemals ihre Schulden an die EU begleichen, wenn sie sich nicht einmal eine gebrauchte Bratpfanne bezahlen lassen wollen? (Witz). Ab morgen kann es Spiegelei, Rührei, Ei mit Speck, Eier-Omelette und viel anderes Köstliches mehr geben.

Reisen und Segeln im Mai 2014

Weil wir das Leihauto schon mal haben, findet uns der nächste Tag auf der Straße zum Südwestkap von Lefkas.

Reisen und Segeln im Mai 2014

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Der Sage nach soll Sappho sich hier aus Liebeskummer ins Meer gestürzt haben.

Auf der Rückfahrt nehmen soll wir die Straße ganz im Westen. Mit Blick aufs weite Meer sind wir auf einer Terrasse zu Gast. „Wieviel Wein darf ich trinken? Was erlaubt die Polizei hier?“ frage ich die Kellnerin. Sie sieht mich groß an: „Polizei – die gibt es hier nicht.“

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Reisen und Segeln im Mai 2014

Keine Fallböen, aber trotzdem Ankerwache

In der Bucht Paliokaravo im Norden von Kefallonia gibt es für uns in der zweiten Nachthälfte einige Manöver an Anker und Landleinen. Ich hatte die Bavaria 32 leicht schräg in die Bucht gestellt, den Bug nahe dem Südufer verankert, das Heck ein wenig weiter landeinwärts an 2 Leinen an Uferfelsen festgemacht. Anfangs ist es windstill, wie mir von YachtPool das aufs Handy per SMS prophezeit worden war. Es kommen auch keine der bekannten Fallböen vom Berg herunter.

Um Mitternacht weckt mich kräftiger Wind vom Meer her. Das war von der Wettervorhersage nicht vorgesehen. Er kommt breitseits ans Schiff. Wir lesen über 20 Knoten ab. Es zieht gewaltig an der Ankerkette. Ich muss an die scharfen Kanten jener Felsen denken, um die ich die Landleinen gelegt habe. Die eine Landleine haben wir inzwischen am Bug festgemacht um den Anker zu entlasten. Und dann dreht der Wind um 180 Grad. Das Heck will jetzt auf die andere Seite. Wir wissen es zu verhindern. Der Wind fällt unter 10 Knoten. Die Situation beruhigt sich. Als der Morgen graut, bin ich längst wieder in der Koje.

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Nach dem Frühstück fahren wir in den nahe Hafen von Fiskardo. Das war gut so. Denn am Nachmittag suchen mehr Schiffe Schutz im Hafen als Plätze vorhanden sind. Von ISTION, unserem Vercharterer, bekomme ich per SMS Sturmwarnung. Gut festmachen empfiehlt man uns.

Drei Tage sind fast vorbei, Hansens Zahnweh nicht. Wir legen einen Landtag ein und fahren im Leihauto in den Süden der Insel Kefallonia. Hier in der Hauptstadt Argostoliou gibt es den besten Zahnarzt von Griechenland, den ich je kennen gelernt habe. In einer anderthalbstündigen Sitzung hat er den Hans dafür gewonnen, dass der rebellische Zahn schließlich geöffnet und direkt behandelt wird. Es beruhigt den Zahn alsbald und auch uns alle. Frei von Schmerz und Pein kann Hans, neben seiner freiwilligen Abwäscherei, sich nun auch noch dem Programmieren und Einstellen der besten Ankerwachfunktion auf seinem Smartphon widmen. Das lässt uns in den kommenden Nächten noch unbeschwerter in die Kojen sinken.

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Die Odyssee

Odysseus war der König von Ithaka, wir von Homer wissen. Er war in den Krieg nach Troja gezogen. Nach vielen Jahren der Belagerung hat er schließlich das erste trojanische Pferd erfunden und mit diesem Trick die Stadt besiegt. So richtig scheint es ihn danach nicht nach Hause gezogen zu haben. Er treibt sich mit seinen Gefährten noch eine Zeit lang in der Ägäis herum, den einäugigen Riesen hat er besiegt, in der Unterwelt ist er gewesen und – was bei den alten Griechen eigentlich undenkbar war – wieder heraus gekommen. An den Mast hat er sich binden lassen, um das unglaublich bezaubernde Singen der Sirenen hören zu können, ohne ihnen zu verfallen. Seine Gefährten haben verbotenerweise den Sack mit den Winden geöffnet, sodass ihr Schiff knapp vor Ithaka wieder weit weg geweht worden ist. Zwei Jahre ist er von der Hexe Kirke (auch Circe) in Bann gehalten worden, „bezirzt“ könnte man sagen. Was kann ein Mann dafür? Die Kalypso hat es 7 Jahre geschafft, den Odysseus bei sich zu halten. Als sie ihm Unsterblichkeit versprach, wenn er bei ihr bliebe, ist er nachdenklich geworden. War sie in die Jahre gekommen und ärmer an Reizen geworden? Obwohl Odysseus nicht weiß, ob seine Frau Penelope noch lebt, ob sie ihn, er sie noch liebt – er sehnt sich nach ihr. Bei Homer, nacherzählt von Michael Köhlmeier, heißt es, die Kalypso habe Odysseus auf Geheiß der Götter endlich frei gelassen aus dem Gefängnis ihrer sexuellen Reize. Was kann ein Mann denn da dafür?

Wir haben in Vathi festgemacht, nicht ganz dort, wo Odysseus 3 Jahrtausende zuvor, nach 20 Jahren seiner Odyssee, gemeinsam mit seinem wiedergefundenen Sohn und anderen Getreuen die hundert Freier töten konnte, die sich bei der schönen Penelope bereits kriminell bedrohlich um deren Gunst drängten. Behilflich beim Ankommen in Ithaka ist uns die Norwegerin vom Nachbarschiff gewesen. In Griechenlands Häfen macht man vielfach vor dem Buganker mit dem Heck an 2 Leinen fest. Wenn da jemand an der Pier steht und die Leinen entgegen nimmt, ist das schon hilfreich.

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Wir betrinken die gelungene Zusammenarbeit mit Ouzo, dem Rebenschnaps mit Anisgeschmack. Der Ouzo schmeckt eigentlich nur in Griechenland wirklich gut. Mit dem Retsina, dem geharzten Wein, geht es mir genau so. Wie machen das die Griechen bloß?


Poros auf Kefallonia

Der Hafen ist ja die Hölle, findet die Jungskipperin. Wir schauen ihr zu, wie sie eine halbe Stunden im Hafenbecken herum kreiselt und nicht und nicht anlegen will. In der Beckenmitte hat es bloß anderthalb Meter Tiefe, stellt sie fest. Schließlich geht sie an die Außenmole, die zum Anlegen eigentlich nicht wirklich gut taugt. Das Mädchen scheint sich in Profilierungsnotstand vor ihren Leuten zu sehen. Sie schwört vor versammelter Crew: „Nie wieder Poros!“ Wir sind ihre Zeugen und nicken mit ernster Miene.

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Unsere Bavaria 32 hat nur 1,5 m Tiefgang. Intuitiv sind wir am Rand herein, um die Hafenmitte herum getuckert und haben dann längsseits festgemacht – Hans sei Dank!

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Den sandigen Untiefen sind wir vermutlich ausgewichen, jedenfalls haben sie uns nicht erreicht. Später lesen wir, dass das die Fähren machen.

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An die 10 dieser riesigen Dinger fahren täglich aus und ein. Sie bringen Menschen, PKW und Lastzüge vom Festland her und wieder weg. Bevor der Hafen erweitert wurde, haben die Fähren so einen fürchterlichen Schwell gemacht, dass die Yachties es nicht wagten, von Bord zu gehen.

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Beim „Dyonysos“, ein paar Schritte hinauf, blicken wir froh zurück auf unsere gelungene Anlege und betrinken sie – ich glaube mit Ouzo. Außerdem gibt es dort gratis WiFi.

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Es kommt der Abend, gefolgt von einer ruhigen Nacht

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Für's allmorgendliche Frühstück bin ich zuständig geworden. Da bin ich immer der Erste.

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Es ist angerichtet.


Peloponnes und Festlandküste

Killini an der Nordwestecke des Peloponneses ist ein kleines, nicht gerade pittoreskes Dorf. Groß ist der Fährhafen, denn da können an die 6 Fähren zugleich festmachen. Ein Fischerboot nähert sich. Weil sonst keiner da ist, nehme ich das dicke Tau entgegen und stülpe dessen Schlaufe über den nächsten Poller. In Anerkennung meiner Großtat, lässt der Kapitän einen Plastiksack mit kleinen Fischchen füllen und reicht ihn uns herüber. Wir machen uns ans Putzen und Ausnehmen. Das Abendessen – wie immer bestens zubereitet von der Christa – ist einmal mehr gelungen.

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Wir überqueren den Golf von Patras von Süden nach Norden. Vor dem flachen Festland ankern wir in aller Windstille in der weiten Bucht Ormos Oxeia, hinter der Insel Oxeia.

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Es mündet hier der Acheloos ins Meer, Griechenlands größter Fluss. Im Laufe der Jahrmillionen hat er viel Geschiebe hergebracht. Daher ist der Boden in der Bucht bis weit hinaus sehr flach.

Am nächsten Morgen, es ist inzwischen der Dienstag in der 2. Segelwoche geworden, motoren wir zunächst in weitem Bogen nach Norden. Gegen Ende des Bogens bekommen wir günstigen Wind aus NW und wir setzen die Segel.

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Wir segeln in die Bucht Potalos hinein und befinden sie als guten Ankerplatz für ein andermal. Dann geht es hinauf in den netten Hafen Astaki am Festland. Das verdient einen Manöverschluck.

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Reisen und Segeln im Mai 2014

Zwei weitere Tage treiben wir uns, teils segelnd, teils motorend zwischen Festland und den Inseln Kastos und Kalamos herum.

Reisen und Segeln im Mai 2014

Die kleinere Insel Kastos hat im Süden 2 wunderschöne Ankerbuchten. Im Osten reiht sich eine Ankerbucht an die andere, eine schöner wie die andere.

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Hans fährt sie alle ab mit uns.

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Rast und Einkehr beim Wirt im Hafen von Kalamos:

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Hafeneinfahrt nach Kalamos

Und dann sind die 2 Wochen auch schon herum.

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Eine letzte Nacht in einer der drei schönen Buchten im Nordosten von Meganisi.

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Es ist noch einmal sonnig geworden, richtig einladend zum Baden.

Zu Mittag sind wir Palairos. Da weht es zunächst noch sehr heftig, leider aus Norden, sodass wir das letzte Stück durch den schmalen Kanal bis zur Marina nicht segeln können.

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Abschiedsessen in Lefkas


Heimreise

In Lefkas besteige ich den Bus nach Preveza und komme dann weiter mit Bus und Taxi nach Ammoudia. Dieses Städtchen liegt an der Mündung des Acheron. Im letzten Stück vor der Mündung haben einige Schiffe festgemacht: Fischer, Ausflugsboote und Yachten. Ich besuche hier den Guido aus der Schweiz auf seinem Katamaran. Wir haben uns irgendwie mal im Internet getroffen. Ich habe interessante Gespräche mit dem interessanten Typen. Für gemeinsame Segelprojekte gibt es allerdings kaum Kompatibles. Guido sucht jemanden, der den Katamaran über Monate in eigener Verantwortung nutzen möchte. Es ist ein 30 Jahre altes, gepflegtes Eignerschiff mit viel Charakter und Besonderheiten. Mir wäre das im Moment zu viel an Gebundenheit. Ich lerne auch Uwe kennen, den tempramentvollen Inhaber des Holzsteges im oberen Teil der Flussmündung. Er ist Deutscher und betreibt nicht nur diesen Steg, sondern auch ein Gästehaus mit allem Drum und Dran. Durch Eheschließung mit einer Griechin ist er hier ansässig geworden. Andernfalls sei es fast unmöglich für einen Ausländer, sich unter griechischen Familien als Unternehmer zu behaupten, wird mir gesagt.

Im Hotel Panorama bin ich der erste Gast in der neu eröffneten Saison. Das beschert mir einen Bonus: Ich bekomme das schönste Zimmer im Haus mit großer Terrasse, 3 Betten, Klimaanlage und Fernseher. Ich kann das freilich nicht alles nutzen, denn griechisch fernsehen tu ich nicht, für Aircondition ist es noch zu kühl und ich reise wie meistens und gerne – alleine. Da genügt ein einziges Bett.

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Zu Mittag kehre ich ins schlichteste Lokal von Ammoudia ein, beim Fischer Tomas. Er hat frischen Fisch für mich.

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Meine Heimreise läuft in umgekehrter Reihenfolge: Mit dem Bus nach Igoumenitsa. Der Wasili hat wieder einen Begrüßungs-Tsipouro für mich.

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Auf der Fähre treffe ich auf eine fröhliche Schar von Motorradfahrern aus Bayern. Sie haben 3 Wochen im Kaukasusreise hinter sich.

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Wir kommen nach Venedig, leider nicht durch die Lagune sondern außen um den Lido herum in weitem Bogen. Nicht der Turm der Markuskirche winkt uns zu, es sind die Schlote der Raffinerie.

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Schließlich legen wir in Maghera an, wo ich 3 Woche vorher abgefahren war.

Der Shuttlebus steht bereit und bringt uns vier Fußpassagiere zur Mestre Stazione.

Die Fähre ist verspätet, mein Bargeld bis auf einen einzigen Cent verbraucht. In der Nähe des Bahnhofs Mestre gibt es keinen Bankomaten. Der einzige in 500 Metern stadteinwärts stationierte verweigert sich meiner Karte. Eine mitfühlende Mitfahrgästin aus Bayern hatte mir zuletzt noch 2 Euro zugesteckt. Es geht sich zeitlich und geldlich gerade noch aus für einen Kaffee. Ein Mann mit Rucksack kommt ins Lokal. Ich erkenne – weiß nicht woran – dass er deutsch spricht und lade ihn ein, seinen Prosecco bei mir am Tisch zu trinken. Er sei soeben mit dem Zug angekommen, berichtet er. Dreieinhalb Stunden habe die Fahrt von Rom nach Venedig gedauert. Für den Hinweg nach Rom habe er zu Fuß 3 Wochen gebraucht.

Wir steigen beide in den Bus der ÖBB von Venedig nach Klagenfurt. Am kleinen Bahnhof im Mühlviertel erwartet mich nun doch jemand: Die Anna, meine Vermieterin macht mir das Taxi bis zur Haustür am Berg. Am Abend bin ich daheim. Die Abwaage zeigt, dass ich 3 Kilo schwerer bin als bei der Abfahrt. Das kommt vom gemütlichen Essen in Gemeinschaft und von der Kochkunst der Christa während dieser 2 schönen Segelwochen.

Christa war nicht nur die Köchin. Als geprüfte Skipperin mit viel Segelpraxis war sie mir, dem Skipper auf unserem aktuellen Törn, verlässliche Stütze. Beim Werfen der Heckleine hat sie viel dazu gelernt. Sie hat lang vor der Reise nicht nur ihren eigen Flug gecheckt, sondern auch die Fahrpläne für meine Busse in Griechenland ausfindig gemacht! Ich hätte das selbst nie geschafft. Die griechischen Busunternehmen halten ihr Fahrpläne nämlich sehr geheim. Die Gründe habe ich mal ergoogelt, verstanden habe ich es nicht. Zur Tagesplanung war Christa stets mit ihren 2 oder 3 Segelführern zur Stelle, sodass wir immer gut Bescheid wussten.

Hans ist, trotz Zahnweh, ständig präsent gewesen. Ihn habe ich einmal mehr schätzen gelernt als den, der alles mehrmals in Zweifel zieht und zu unser aller Sicherheit lieber dreimal denkt und bespricht. Ich bin da manchmal zu großzügig darin. Auch wenn es mir nicht immer leicht gefallen ist, so hat er mich schlussendlich wirklich gut ergänzt.

Die Agentur Mayer aus Feldbach/Steiermark hat uns an den griechischen Vercharterer ISTION vermittelt – alles Bestens vorbereitet und korrekt abgewickelt.

Schön war‘s.

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Reisen und Segeln im Mai 2014

Volkmar Baurecker

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