Thailand Die Thai-Yoga-Massage und mein Zugang dazu
Auf die Idee hat mich „Lonely Planet“, der
Reiseführer für billiges Reisen gebracht. Dann
Internet-Recherche, zuletzt klappere ich ein paar Schulen ab und
entscheide mich dann für die „Sunshine-School“, 60 km
nördlich von Chiang Mai in einem Lahu-Dorf. Das Lahu-Dorf Die Lahu stammen ursprünglich aus China. Als Nomaden sind sie im Laufe der Jahrhunderte in Vietnam, Laos und Thailand eingewandert. Sie haben in Thailand tradionsgemäß Brandrodung betrieben und Opium gebaut. Beides hat dem Gouvernement missfallen. Vor 40 Jahren hat man ihnen nahe gelegt, sesshaft zu werden und Blumen zu pflanzen. Der König hat viel Geld aus eigener Tasche springen lassen, um die Umstellung zu ermöglichen. In der Mitte des Dorfes – die Massageplattform und die Essensplattform Zum Schlafen werden wir aufgeteilt auf Familien des Dorfes. Es ist wirklich sehr „basic“: Ein Raum mit einem Bett, allenfalls ein paar Nägel an der Wand. Waschraum und Klosett irgendwo außerhalb, frisches Kaltwasser aus der Bergquelle. Ein großes Wasserfallbild ziert mein Betthaupt So sieht das Rundherum im Dorf aus Traditionelle Thai-Massage ist Meditation Es meditiert der Masseur ebenso wie der Massierte, verbunden mit Heilungsabsicht. In der Meditation versucht der Yogi seine Mitte zu finden, sich zu zentrieren, zu konzentrieren. Der von mir belegte Kurs war als Thai-Yoga-Massage für Anfänger ausgelobt. Es handelt sich beim Yoga hier um Hatta-Yoga, jenem Yoga, bei dem der Körper in bestimmte Positionen gebracht wird und darin verharrt, wobei das Finden des Gleichgewichtes gefordert ist. Das bedeutet, dass der Schwerpunkt im eigenen Körper, dessen Auflagestellen am Untergrund und die Schwerkraft der Erde wahrgenommen werden müssen. Wer regelmäßig Hatta-Yoga macht, kann eine unglaubliche Flexibilität des Körpers entwickeln. Das habe ich vor Augen geführt bekommen. Der Tagesablauf Um 05:30 , es ist noch stockfinster, treffen wir uns außerhalb des Dorfes an dem 7 Gehminuten entfernten Yogaplatz. Einige der Assistenten beginnen ein Chanting. Dieser Gesang ist auf 5 oder 6 Töne beschränkt, ist alte Pali-Überlieferung und ähnelt dem Sprechgesang in den Klöstern. Dann 1 Stunde sitzend meditieren, was heißt, die Augen schließen, dem eigenen Atem lauschen, ankommende Gedanken freundlich abweisen und alles, was übers Ohr sonst noch ankommt, wahrnehmen, ohne Wertung, kommentarlos aufzeichnen, keine Interventionen, wie ein Kasettenrecorder. Ich höre die Vögel aufwachen: Tuuuk tuuuk ….tuuk tuuk … tuk tuk tuk … in immer rascherem Rhythmus und schließlich endend. Zikaden sind zu hören und hin und wieder kräht ein Hahn. Aus dem Dorflausprecher kommt in Glockentönen „Londons bridge is falling down …“ ein andermal „Freude, edler Götterfunke …“ und dann 6 Schläge, denn es ist 6 Uhr. Ein Auto hupt. Ein Mototorrad erklimmt den Berg. Endlich wird wieder gechantet. Mit Zimbel-Klängen endet das Meditieren. Du öffnest die Augen. Du erblickst die Menschen gegenüber, die Landschaft und den Morgenhimmel. Dann kommt das Yoga. Es beginnt ganz harmless: Beine schulterbreit stellen, Arme ausbreiten, dann nach oben heben und nach vorne unten vor die Füße setzen, Handinnenfläche auf den Boden, Knie allenfalls etwas beugen. Beide Beine im Sprung nach hinten bringen, den ganzen Körper flach auf den Boden legen, die Hände aufgestützt lassen, den Rumpf hochliften, Kopf in den Nacken. Wenn ich mich rechterinnere, wurde diese Stellung „Hund“ genannt. Es wird noch viel schlimmer. Das Yoga überfordert mich. Das ist kein Anfängerkurs, protestiere ich. Das löst an einem Morgen eine leichtere Abfolge der Übungen aus. Wir schreien alles raus ins Tal, was uns ärgert und zürnt. So erleichtert gehen wir langsam zurück zur Übungswiese und achten auf das was an Schönem, Friedvollem um uns ist, vielleicht am Weg liegt oder auf der Wiese. Und wir atmen die frisch Morgenluft, erfreuen uns der wärmenden Sonne Dann gibt es wieder Übungen, wo ich nicht mithalten kann, wie die zum Beispiel Ich enthalte mich ab nun dem Yoga, denn an den nächsten Tagen geht es wieder so fortgeschritten weiter wie vorher. Good morning, bon jour, bon giorno, buenes dias, dobre utre, guten Morgen, oheyo, labas ritas, jo reggelt wünschen wir einander. Wir kommen aus USA, Kanada, UK, Frankreich, Italien, Spanien, Russland, Deutschland, Belgien, Österreich, Japan, Litauen und Ungarn. Geleitet wird der Kurs von Laurino, einem Italiener. Er hatte zuvor einige Jahre mit Asokananda, einem Deutschen, der mit bürgerlichem Namen Harald Brust hieß, zusammengearbeitet. Asokananda hat viele Jahre seines Lebens in Indien und Thailand verbracht, ist dem Buddhismus, dem Yoga und der Thai-Massage sehr nahe gekommen. Er hat die Sunshine-Schule hier im Dorf begründet. Es heißt, dass er als erster Massagelehrbücher in deutscher Sprache verfasst hat. Asakanda ist 2005 verstorben. Die Thaimassage kennt Energielinien und –punkte an der Körperoberfläche. Sie sind physisch nicht nachweisbar, allerdings empirisch durch Jahrtausende in ihrer Wirkung gefunden und erfahren worden. Thai-Massage ist über China nach Japan gekommen, wo es zum Shiatsu entwickelt wurde. Beide Lehren haben vieles gemeinsam. Ab 8 Uhr gibt es Frühstück und viele Einzelgespräche oder Zurückgezogenheit. Der eigentliche Massageunterricht um 10 Uhr beginnt wieder mit Pali-Chanting dann 20 Minuten Meditation und schließlich wird ein Massageablauf vorgezeigt Nach diesem vielen Meditieren und Yoga-Balanceübungen gehen wir Studenten wohlzentriert und vollentspannt an die Arbeit. MVI P1030330r Massagekurs ÜbungsstundeWir arbeiten aus einem Lehrbuch heraus, das noch der Asokananda verfasst hat. Es gibt ein gut gemeintes und auch brauchbares „Manual“ dazu, verfasst von Laurino. Leider stimmen die querverbindenden Seitenangaben nicht immer überein, was im ersten Augenblick sinnstörend wirkt. Füße und Energielinien an beiden Beinen, das sind leicht überschau- und merkbare Übungen. Am nächsten Tag, an beiden Beinen, da wird es schon ein wenig bewegter. In der Seitenlage ab Schulter aufwärts wird es haarig. Man muss dem Duldenden, dem Patienten, die Arme dehnen, sollte sie ihm aber nicht auskegeln. Und immer schön aus der eigenen Mitte heraus arbeiten. Rücken gerade, sonst hast du am nächsten Tag Kreuzweh. Der Bauch ist ein recht intimer Bereich, Achtsamkeit ist unerlässlich: Viel Zeit lassen beim ersten Ankommen, behutsam Druck erteilen, die eigenen Hände langsam in die Tiefe sinken lassen. Lustig wird’s für den Patienten, wenn er kitzlig ist. Hat er Gas im Gedärm, bekommen alle was ab davon. Wir haben freies Furzen vereinbart, denn Loslassen anstatt Verspannen ist angesagt. Im Zuge der Rückenlage kommen auch Brustkorb, Hände und Arme dran. Dann noch die Bauchlage. Der Kopf kommt zuletzt dran. Dem Laurino stehen an die 8 Assistenten zur Seite. Die schauen uns 24 Lernenden ständig über die Schulter. Es ist fast immer jemand hilfreich zur Stelle, wenn man nicht mehr weiter weiß, manchmal auch schon vorher. Wir können alle recht gut miteinander. Ich schätze es sehr, dass Laurino bedächtig und langsam spricht. Ich kann seinen italienischen Akzent sehr gut auflösen. Auf den Baustellenlärm, direkt unter der Plattform erzeugt, hätte ich gerne verzichtet. Auch ohne die mittelmäßige Musik aus den Boxen der Nachbarn, das Kindergeschrei, das Rufen der Menschen könnte ich mir einen Massagekurs gut vorstellen. Es war kein Massieren in abgelegen Natur. Nein, es war mitten im Dorf der vor 40 Jahren noch nomadisierenden Lahu-Leute. Auch das hat gute Qualität, wie ich im Laufe der Tage und rückblickend anerkenne. Zum Geburtstag wird mir eine Kopfmassage von Philippe geschenkt, begleitet von 4 Frauen an Händen und Füßen. Der Kurs geht dem Ende zu Am letzten Tag macht jeder eine Ganzkörpermassage von 2 Stunden Dauer. Die Partner werden durch das Los bestimmt. Ich mache einen Volltreffer und die Hayley einen mit mir. Die Hayley ist mit ganzer Aufmerksamkeit bei der Sache, was ich sehr schätze. Bei ihr fällt es mir, wenn ich massiere, leicht, zu spüren, wie fest und tief ich in aller Langsamkeit in ihr Gewebe drücken und eindringen darf. Hier in der Siegerpose Damit ist der Kurs zu Ende. Es beginnt das große Abschiednehmen. Abschied von der Witwe des verstorbenen Asokananda. Sie ist die Eigentümerin aller Baulichkeiten, die wir benützen. Ich finde, der Kurs war sein Geld wert (12600 Baht für 12 Tage Kurs, Unterkunft, Verpflegung und An- und Abreise zwischen Chiang Mai und dem Dorf, das entspricht 315 Euro). Hätte ich noch mehr Zeit, dann würde ich einen Kurs belegen, wo die Lehrer Thailänder sind, auf die Gefahr hin, dass deren Englisch schwer verständlich sein kann. Solche Kurse werden in Chiang Mai in mehreren Instituten angeboten. Die folgenden Adressen sind von mir recherchiert worden, ohne dass ich die Qualität der betreffenden Angebote geprüft habe.
http://www.feel-first.com/massage-therapy-schools-in-chiang_mai.html
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