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Thailand
Teil 3: Im Kloster Ram Poeng bei Chiang Mai

vom 6. bis 16. Februar 2012

Segeln um die Welt - Thailand

Ankunft im Kloster Ram Poeng nahe Chiang Mai

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Das Wat Ram Poeng nahe Chiang Mai bietet sich als Meditationszentrum an. Thais kommen anscheinend in regelmäßigen Abständen hier her, um ihren Geist zu reinigen. Es gibt mindestens 4 Hallen im Gelände. Darinnen wird still meditiert oder in Sprechgesängen monoton und einstimmig – ich vermute rezitiert aus den Sutren, die der Erhabene Buddha hinterlassen hat und Schriften, die aus der Feder von Heiligen und Erleuchteten späterer Jahrhunderte stammen.

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Chaibodin heißt der Mönch in der Anmeldung für Meditationsgäste. Auf seine strenge Frage, warum ich meditieren kommen wolle, musste ich gut geantwortet haben. Er hat mich zugelassen. Er drückt mir eine Broschüre in die Hand. „Reading, reading“, fordert er mich wiederholt auf. Als ich fertig bin mit dem Reading, bin ich nicht sicher, ob ich da mitmachen will. Die Struktur scheint mir ziemlich rigoros. Doch schon drückt Chaibodin mir die Bettwäsche in den Arm, dazu eine 2. Garnitur weißer Kleidung. Denn, wie in der Broschüre geschrieben, hat man auch nachts weiß gekleidet zu sein. Und eine elektronische Stoppuhr mit Weckfunktion. Er geht mit mir in den Bereich, wo die männlichen Gäste in freundlichen Häusern untergebracht sind.

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Jedes der Häuser hat 4 Räume mit eigenem Bad und WC. Sieht sehr schön aus.

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Am Nachmittag bin ich beim Than Chaibodin bestellt. Er zeigt mir, wie ich mich beim Abt zu benehmen habe: Man betritt kniend den Raum, dann die Hände aufeinandergelegt mit den beiden Daumen ans Brustbein gelegt, dann an die Stirn, zurück ans Brustbein, Handflächen auf den Boden legen schließlich tief verbeugen. Das alles dreimal, erst zur Ecke mit den vielen Buddhastatuen, dann zum Abt dreimal und zuletzt einmal zum Dolmetscher und dabei lächeln.


Ready to go

Dann kommt noch das meditierende Gehen, oder gehende Meditieren dran. Die nächsten 2 Stunden habe ich in Chaibodins Büro zu üben: „Ready to go, ready to go, ready to go“, sage ich vor mir her. Dann mit Rechts beginnen, Fuß abheben, dabei Fußsohle parallel zum Boden halten, Fuß nach vorne bringen, nicht zu weit und dabei dem Boden nähern und letztlich aufsetzen. Wenn ich nahe der Wand angekommen bin, dann habe ich zu denken „enter to stop, enter to stop, enter to stop“, und mit dem linken Fuß das Gehen zu beenden. Dann heißt es „stopped, stopped, stopped“, „enter to turn ….“ zu denken. Mit 4 Schritten drehe ich mich herum. Dann „turned ….“ Und „enter to go ….“ denken. Da muss ich ganz schön aufpassen, sodass kaum auf andere Gedanken komme.

Am nächsten Tag rutsche ich auf Knien zum Abt. Ich mache meine Verbeugungen. Man hat mir erlaubt, mich während des Gespräches auf einen Stuhl zu setzen, weil meine Knie beim Knien nicht so mittun. Der Abt fragt, wie ich mich fühle, wie lange ich meditiert habe. 15 Minuten sitzen, ohne Unterbrechung 15 Minuten gehen, verordnet er mir. Und insgesamt 7 Stunden am Tag. „Aller Anfang ist schwer“, weiß er. Im Laufe der Tage werden die Meditierphasen fünfminutenweise bis auf 40 Minuten, die Gesamtdauer des Meditierens auf 9 Stunden angehoben. Ich bekomme ein neue Fußbewegung gezeigt: Fußspitze beim Abheben noch kurz am Boden belassen, dann erst Fußsohle parallel zum Boden aufsetzen.

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Ich lass mir vom Abt die Erlaubnis erteilen, auch im Freigelände zu meditieren. Es macht mir richtig ein Vergnügen, um den großen Stupa herumzuwandeln.



Von einem Langzeitmeditierenden lass ich mir eine weiter Variante zeigen: Fuß mit der Spitze voran aufsetzen.

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Für eine Umrundung brauche ich 15 Minuten. Ich erlaube mir, den Stupa gleich 3 mal zu umrunden. Das Meditieren im Sitzen hingegen empfinde ich eher quälend. Ich zähle immer die Zeit dazu, die wir vor dem Essen, immer in Stille verharrend, vor der vollen Schüssel sitzen. Wir lauschen erst den Gebeten der Mönche, dann stimmt jemand für die Laien einen Sprechgesang an. Wer kann, spricht mit. Es liegen Texte auf, auch in englischer Übersetzung. Ich lerne daraus: Die Kost ist gut für die Erhaltung des physischen Körpers, um den Schmerz des Hungers abzuwenden – mehr will der buddhistische Mönch gar nicht.

Das Schmecken mit der Zunge gehört zu jenen “Begierden”, die die Ursache allen Leidens (Gier, Hass und Verblendung - 2. Edle Wahrheit) auf Erden sind. Lustlos fasst der Mönch in seinen Topf und bringt die Nahrung zum Mund.

Das Leben ist Leiden (1. Edle Wahrheit). Anstatt – so mein Gedanke – wenigstens die Sinneslust zu genießen, entsagen sie (Mönche und Nonnen) auch diesen (Gottesgeschenken, wie ich meine): Kein Singen (abgesehen von den eintönigen Sprechgesängen), kein Musik hören, keine Malkunst, (wohl aber Tempelbaukunst mit vielen, vielen Buddhas, golden, schwarz oder braun, meist sitzend, manchmal stehend, selten liegend), kein Kino, keine Fernsehshow, kein Tanzen, kein Parfüm, (wohl aber Räucherstäbchen), kein Anfassen, kein Händedruck, schon gar nicht Umarmung oder Kuss. Die geschlechtliche Enthaltsamkeit nehmen sie anscheinend sehr ernst. In der tiefsten Stufe des Meditierens (Stufe 3, Apanha Sanadhi) erfahren die Mönche und Nonnen eine Glückseligkeit, die weit über dem liegt, was die Sinne bieten können, sagen sie.

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Einige, ganz wenige, erfahren das Glück des höchsten Erwachens (angeblich etwas unscharf häufig als „Erleuchtung“ übersetzt). Das ist das Nirwana, wo die Individuität aufgegeben wird, wie es dem Wassertropfen geschieht, wenn er ins Meer fällt. Das endlose Wiedergeborenwerden und alles Leid, das Samsara, hat damit ein Ende.

Vollmond, Neumond und halber Mond – da ist immer Buddhatag, der Sonntag gewissermaßen im buddhistischen Kloster. Die Meditationsschüler sind angehalten, an der abendlichen Zeremonie teilzunehmen.

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Ich höre gerne den Sprechgesängen zu. Sie werden mich weiterhin begleiten. Ich nehme es als Sinnesgenuss entgegen, welchem buddhistische Mönche und Nonnen entsagen. Aber ich bin ja kein Mönch. Ich genieße das Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, das Berührtwerden und was da noch alles dazukommt, solange meine Sinnesorgane mitmachen. Wenn ich mal tot bin, ist es früh genug, damit aufzuhören.

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Das ist Josef nach 26 Tagen des Meditierens

Chaibodin hat uns mal erwischt, dass wir geschwatzt haben mitsammen, beim gemeinsamen Nachmittagstee. Das sei verboten, sagt der Mönch und stellt meine Tasse auf einen anderen Tisch. Ich fühle mich einmal mehr ans Bundesheer erinnert.

An meinem 10. und letzten Tag, gleich nach dem Frühstück, gibt es für mich die "Opening Ceremony" beim Abt. Er ist die ganzen 10 Tage auch der Teacher gewesen. Das Teaching besteht in einem allabendlichen "Reporting" des Meditierenden. Zum Abschied wünscht mir der Abt alles Gute, ich möge täglich meditieren. Er sagt mir zu: "I stay with you".

Er schenkt mir noch zwei Bücher, beide in der unlesbaren Thai-Schrift. Ich werde es ein paar Tage später der Leihbibliothek meines Hostels eingliedern.

Bei aller äußeren, etwas befremdlichen Strenge, die vom Than Chaibodin und der Struktur ausgingen – ich möchte auch diese Tage nicht missen. Ich denke, ich habe ein wenig mitbekommen, wie ich meinen Geist reinigen kann. Sie haben mein Bild des Buddhismus geschärft. Ich habe Respekt bekommen, vor den 8 Tugendregeln, die im Kloster gelten und auch den Gästen während ihres Aufenthaltes auferlegt sind:


  1. sich darin zu üben, kein Lebewesen zu töten.
  2. sich darin zu üben, nichts zu nehmen, was einem nicht gegeben wird.
  3. sich darin zu üben, keine ausschweifenden sinnlichen Handlungen auszuüben. (Dahinein wird auch der Abstand von sexuellem Missbrauch bis hin zur Enthaltsamkeit interpretiert).
  4. sich darin zu üben, nicht zu lügen und wohlwollend zu sprechen. (Das schließt ein, keine üble Nachrede, am besten gar keine Nachrede zu üben).
  5. sich darin zu üben, keine Substanzen zu konsumieren, die den Geist verwirren und das Bewusstsein trüben. (Gemeint sind Alkohol und die „Drogen“, während Tabak nicht strikt abgelehnt wird).
  6. zur „verbotenen Zeit“ nichts mehr zu essen (nach 12 Uhr bis Sonnenaufgang ca. 5 Uhr).
  7. keine Tanz-, Musik-, Gesangs-, und Theateraufführungen zu besuchen, keine Blumen, Duftstoffe, Kosmetika, Schmuck und andere Verschönerungsmittel zu benutzen.
  8. nicht auf hohen und üppigen (weichen) Betten zu schlafen.

Während ich die Tugenden 1 bis 5 auch außerhalb des Klosters gerne pflegen werde, lasse ich die Regeln 6 – 8 lieber im Kloster zurück.


Ich kehre ins bürgerliche Leben zurück

Nun habe ich in der Innenstadt von Chiang Mai ein Hostel gefunden. Hier werde ich weiter ein- und ausatmen - was man ja sowieso immer tut. Bloß das Beobachten des Atems, das ist was Wesentliches gewesen in den Tagen im Kloster, auf dem Weg zu einem klaren Geist, zu mehr "happyness and inner peace", wie es in der Info-Broschüre heißt.

Ich blicke zurück auf 10 Tage Besuch bei mir selber.


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