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Salomonen - Teil III
vom 21. Oktober bis 18. November 2011

Segeln um die Welt - Salomonen
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Stadtbummel durch Gizo

Am ersten Tag habe ich den „Yachtclub“ ausfindig gemacht. Es stehen da im Schnitt 4 Boote in der Ankerbucht.

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Gizo ist die zweitgrößte Stadt von Solomon Islands, Salomonen in der deutschen Bezeichnung. Die Stadt erinnert entfernt an Aschach an der Donau: Lange Straße am Wasser entlang, Ufer (hier eine Insel) auf der anderen Seite. Häuser mit Geschäften zu beiden Seiten, manchmal offen zum Wasser hin, Anlegestelle ---. Es ist bloß ein bisserl wärmer hier. Tagsüber 32 Grad. Und es ist nicht alles abgezirkelt gepflastert. Es gibt entlang der Straße ein verdrecktes Gerinne. Der Plastikmüll ist relativ dünn gesät.

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Die Menschen sind sehr schwarz bis mittelbraun und noch heller.

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Sie haben krause Haare. Doch die Kräuselung scheint bei den meisten Menschen hier nicht so dicht und streng zu sein wie bei den Melanesiern in Fidschi. Manche haben das Haar hinten zu einem Schopf gebunden oder 3, 4, oder 5 Schöpferl zur Seite und nach oben. Die Haare sind nicht so schwarz, manche haben braunes Haar und manche sind richtig blond. Bei denen ist auch die Haut heller.

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Die Menschen begegnen mir hier wieder sehr freundlich. Man mustert mich sanft, ich lächle hin, man lächelt zurück, Wink mit der Hand oder ein knappes Hello. Manchmal auch in der umgekehrten Reihenfolge.


Auf den Spuren von JFK

Eines Sonntags lasse ich mich 15 Minuten weit zu einem Resort auf einer nahen Insel schippern.

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Von dort paddle ich im Kajak zur Kennedy-Insel. Sie heißt so, weil JFK und andere Männer, die er befehligt hatte, sich schwimmend dorthin gerettet hatten. Ihr Patrouillenboot war zuvor in der Nacht von den Japanern versenkt worden. Auf eine Kokosnuss (oder mehrere davon?) hatte Kennedy eine Botschaft gekritzelt. Von der salomonischen Küstenwache ist die Botschaft gefunden und verstanden worden. Das hatte ihm und seinen Leuten wahrscheinlich das Leben gerettet.

Blick vom Fatboy-Resort auf die Kennedy-Insel

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Kaum bin ich zurück mit dem Paddelboot im Resort, kommt ein heftiger Sturm auf. Es regnet cats and dogs und hammer and nails zugleich.

Nach 40 Minuten ist die Sonne wieder da und mit ihr ein Dreifach-Regenbogen

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Die Pfanne bringt das Fass zum Überlaufen

Die Bratpfanne dreht sich, wenn ich sie am Holzgriff fasse. Sie tut es genau in dem Moment, wie ich meinen rechten Unterarm knapp oberhalb des heißen Pfannenrandes habe. Schon habe ich am Unterarm eine Verbrennung 2. Grades. Die Brandblase, kaum hochgegangen, reibe ich aus Versehen ab. Und das hier in diesem feuchten Klima, wo alle Wunden so langsam verheilen!

Das Fass läuft über – ich verlasse das schlecht gewartete Phoebe’s Motel und übersiedle ins Sunwest Motel. Es steht am Berg, 180° Halbrundblick aufs Meer, zu meinen Füssen brandet es an die Korallen, ein auf- und abschwellendes Rauschen Tag und Nacht, das Motel noch kein Jahr alt, Küchengeräte voll auf Schuss, alles sehr sauber, freundliche Leute.

Ich lerne einmal mehr daraus: Wenn wo was nicht stimmt, dann wartet anderswo was Besseres auf mich. Nicht lange aufregen – gehen und was anderes suchen.

Meine aus Linz stammende Mitgästin E im Phoebe’s Motel war schon 2 Tage vorher hierher übersiedelt, aber schon wieder abgereist, als ich ankam. Das fand ich gut so. Es hatte unsere Freundschaft belastet, dass ich mich im Phoebe’s Motel nicht, wie sie, auch noch über das ständige Fehlverhalten der jungen Medizinstudentinnen entrüstet habe: Triefend nasse Wäsche über Sesselleinen hängen, Party bis nach Mitternacht, selbstbewusstes Auftreten, Unbelehrbarkeit usw. Sie hat mich schriftlich genamt (österreichisch für „unflätigen Namen gegeben“). Manchmal hatte ich den Eindruck, sie führte im Kopf eine Beschwerdeliste mit sich, wo sie alles festhält, was ihr die Reise-Umwelt an Unzulänglichkeiten so zeigt. Die Arme.

Einen anderen, sympathischen menschlichen Zug hatte die Pensionistin auch: Ganz unkompliziert fand sie Dinge im Kühlschrank, die andere noch gar nicht verloren hatten. Und sie bekannte sich zu ihrer kleptomanischen Neigung. Ausborgen hat sie es genannt. Und freundlicherweise hat mir nichts gefehlt (in der ganzen Bedeutung dieses Satzes), nachdem sie abgereist war. Im Gegenteil, sie hat von allen Sachen, die wir zuvor redlich geteilt hatten, reichlich Ersatz mitgebracht: eine Papaya, Kaffee und Milch.

Ich gerate so durchschnittlich einmal im Jahr an Frauen, die mir nach kurzer Zeit sehr schräg erscheinen und alsbald missgelaunt aus meiner Nähe verschwinden. Ich denke an die eigenartige Eignerin des kaputten Katamarans in Whangarei und an St. Lucia, wo ich einer Frau angeboten hatte, mein Helfersyndrom zu benützen und hinterher verbal verprügelt worden bin von ihr. Wie kommt das bloß? Ich sollte mir wohl auch so eine Beschwerdeliste zum Festhalten anlegen.


Ich finde das Sunwest Motel

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Der Eigentümer des Motels heißt George Taylor. Er ist aber nicht Schneider, sondern der Bäcker von Gizo. Das Brotbacken habe er in Australien von einem Polen gelernt, erzählt George.

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Das Geschäft geht gut. Sein Vetter namens Bernhard managt inzwischen die Bäckerei. Diesen Bernhard kenne ich bereits. Von ihm bin ich auf der Straße ein paar Tage vorher freundlich angesprochen worden. George baut mit dem Geld, das die Bäckerei abwirft, Häuser.

Das Motel hier hat George selbst geplant und in Eigenregie errichtet.

George in Bildmitte, daneben 2 seiner Mitarbeiter

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Ich habe Respekt vor ihm. Er sagt von sich, er müsse immer schauen, „what happens“. Die Erklärung gibt er auch dazu: Sein Vater ist Chinese. Auch in Gizo ist es so: Die Geschäfte werden von Chinesen betrieben, und die Schwarzen, denen das nicht so liegt, scheinen das zu schätzen.

Eines Abends macht George Barbecue, Grillfestl auf österreichisch-deutsch. Wie Huhn, Fisch, Beef, Reis, Süßkartoffel, Melanzani, Kürbis und grüner Salat am Tisch stehen, faltet er die Hände: „Thank you Jesus Christ for ---- Amen“, bekreuzigt sich und das Festessen beginnt.

Übers Christentum lassen die Leute hier in der Südsee nichts kommen, sie sind dankbar dafür, wusste E, die praktizierende Katholikin, zu berichten. Ich finde das in Gesprächen mit den Menschen hier bestätigt. Der Wechsel hingegen zwischen den verschiedenen Konfessionen – katholisch, Anglikaner, Protestanten, Adventisten, Baptisten, Mormonen – scheint ihnen nicht schwer zu fallen. Ich kann dem was Gutes abgewinnen, denn es schwächt die Tendenz der Amtskirchen, infolge ihres Monopols zu degenerieren.

Die katholische Kirche in Gizo

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Daneben der Glockenturm

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Gemeindezentrum der Siebenten-Tags-Adventisten

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Ein Werbeauftritt der Siebenten-Tags-Adventisten am Markt

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Kein Bock zum Schnorcheln

Ich hatte mich für Samstag angemeldet. Noch brennen Rücken, Nacken und haarlose Stelle am Haupt von der letzten Schnorcheltour. Da beschließe ich kurzerhand, nicht hinzugehen. Ich sitze fast den ganzen Sonntag auf der Veranda meines Sunwest Motels und genieße den 180-Grad-Rundblick aufs Meer, schau der Brandung zu und beginne dann am Bildbericht von Vanuatu nach Salomonen zu schreiben.

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Um 14 Uhr fällt der Strom aus. Das verschließt mir den Computer. Ich wandere zum Yachtklub in die Stadt hinunter - 4 Schiffe stehen da. Ich unterhalte mich mit der Wirtin. Trotz ganz offener Augen und Ohren hat sie keinen Kapitän für mich gesehen oder gehört.

Ich lass mich im Taxi heimkarren. Es ist noch immer kein Strom da. Die Nacht beginnt daher sehr früh.

So beginnt hier ein neuer Tag im Sunwest Motel

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Kein Strom heißt hier auch kein Wasser. Am neuen Morgen hat sich die Situation in der Toilette angespannt. Ich finde einen zweiten Locus, zwei Etagen tiefer. Hier fließt das Wasser dank Schwerkraft stromlos in den Spülkasten. John, der Gute, reicht mir unaufgefordert Klopapier dazu. Er weiß auch, dass ich heißes Wasser für Morgenkaffee schätze. Er hat es bereits bereitet. Ich fühle mich willkommen, kann ich dem John dankbar sagen.

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John war früher Kapitän und hat Cargo-Schiffe von Insel zu Insel gefahren. Nun hat ihn Georg zum Haus- und Hofmaler gemacht.

Während George mit anderen Arbeitern konferiert, reicht John den Dachdeckern die Kunststoff-Dachschindeln

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Heiße Spur. Doch es kommt ganz plötzlich anders

Im Internet verfolge ich seit Tagen eine heiße Spur: Die „INFINITY“ http://infinityseatribe.com hat Australien verlassen und ist auf dem Weg über Papua Neuguinea nach Mikronesien, Philippinen und Thailand. Das entnehme ich der Eintragung in einem Forum.

Ich kenne dieses riesige 38-Meter-Schiff mit Platz für 15 Leute! Im Vorjahr wäre ich beinahe eingestiegen darauf. Sie war am Weg zur Sonnenfinsternis. Das hätte mich gereizt. Doch dann ist Joachim gekommen und hat mich nach Fidschi mitgenommen. (Die „INFINITY“ hatte die Sonnenfinsternis übrigens nie erreicht. Sie war zu langsam. Außerdem war der Himmel bedeckt, habe ich mir später sagen lassen.)

Nun maile ich dem Clemens, Kapitän und Eigner der „INFINITY“, er möge einen Schwenk nach Gizo machen und mich aufpicken. Aber die haben jetzt wohl kein Internetzugang, sodass sie nichts wissen von mir.

Es vergehen die Tage, und ich bekomme keine Antwort. Nach einer Woche, an einem Donnerstag, gegen 11 Uhr verlasse ich leicht deprimiert das Internetcafe. Ich drehe eine Runde über den Markt.

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Ich tröste mich mit einer sehr großen 3 Salomon-Dollar-Kokosnuss. Das weiche Jelly im Inneren der Nuss ist richtig gut. Da schaut auch meine Innenwelt gleich wieder besser aus.

Was wartet in der Außenwelt auf mich? Ich schlendere unbefangen am Wasser entlang

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zur Anlegestelle für die großen Schiffe.

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Es nähert sich eine 42-Fuß-Ketsch (Zweimaster). Ich bin beim Anlegen behilflich. Nach kurzer Zeit haben wir uns und unsere Ziele bekannt gemacht: Captain Rupert aus England mit Crew Rafael aus Brasilien an Bord sind nach 19 Tagen auf See soeben aus Samoa angekommen. Sie überstellen dieses Schiff nach Singapur. Dort wird die „HAKUNA MATATA“ (auf deutsch: Keine Probleme) vom Eigner-Ehepaar erwartet.

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Das deckt sich sehr gut mit meinen Zielen. Rupert muss zur Einreisebehörde zum Einklarieren. Ich nütze die Zeit, um zur Feier des Tages im feinen Restaurant des Gizo-Hotels mein Mittagessen einzunehmen.

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Nach 2 Stunden sind die Beiden da. Wir werden grundsätzlich handelseins. Am Abend bin ich an Bord eingeladen. Rafael, der Brasilianer an Bord, hat ein köstliches Abendessen bereitet. Er ist in Australien eine Zeitlang Küchenchef in einem Restaurant gewesen. Bei so einem Koch – da gibt es kein Zögern mehr. Ich fahre mit. Wenn’s passt bis Singapur.

Es wird erst ein wenig in den Süden gehen, weil dort noch Treibstoff gebunkert werden soll. Ich vermute, dass wir zum Ausklarieren wieder nach Gizo müssen


Ameisen

Ich habe am Vorabend alle meine Sachen gepackt. Wirklich trennen konnte ich mich nur von Wenigem: Eine von meinen 3 langen Hosen lasse ich dem Wasi da, einem anderen guten Geist im Sunwest Motel. Und meine 2. Zahnbürste für die 3. Zähne werde ich da lassen. Der Abschied fällt schwer, doch am Schiff ist wenig Platz. Jeder Kubikzentimeter zählt! Mein 47-cm-Bildschirm muss mit. Meinen, am eigenen Bildschirm kranken Laptop konnte auch in Gizo niemand reparieren.

Winzige Ameisen haben sich über meine Wuchteln her gemacht. Die Wuchteln gibt es am Markt zu kaufen. Sie sind für mich willkommenes Frühstücksgebäck geworden, abwechselnd zur Eierspeis mit Zwiebel, grünem Paprika und Melanzani, alles in der Pfanne gebraten mit Kokosnussöl. (Sehr zu empfehlen).

Heute gibt es also die Wuchteln. Denn für das Zubereiten einer Eierspeise fehlt mir, zugegebenermaßen, die Ruhe. Ich schüttle 99 % der kleinen Mitesser ab. Der verbleibende Rest wird unter Einfluss meiner Magensäure sterben müssen.

Der Wasi bringt mich am nächsten Morgen im 4WD (4 wheel drive car) in die Stadt. George, der Eigner des Sunwest Motels, steigt in der Bäckerei zu.

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Er lässt es sich nicht nehmen, mich in die Geschäfte zu führen, wo ich gut Lebensmitteln einkaufen kann.

George liebt mich. In jungen Jahren ist er britischer Offizier auf einem großen Schiff gewesen. Am liebsten würde er mitkommen mit uns nach Singapur. Aber inzwischen sei er zu fett, bekennt er sich lachend zu seinem Übergewicht.

Kinder und Erwachsene drängen sich an der Pier, wo unser Schiff festgemacht hat

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