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Vanuatu 2
vom 29. Juni bis 29. Juli 2011

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Spaziergang durch Luganville

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Luganville ist die zweitgrößte Stadt in Vanuatu auf der erstgrößten Insel des Landes Espiritu Santo.

Ein Portugiese hatte am 3. Mai 1606 die Insel entdeckt. Er nannte die Insel nach dem Heiligen Geist Terra Australis del Espiritu Santo und nahm sie und alles bis zum Südpol liegende Land im Namen des spanischen Königs und der katholischen Kirche in Besitz.

Nach der zweiten Reise des britischen Entdeckers James Cook ließen sich ab 1839 europäische Siedler auf den Inseln nieder. So auch auf Santo. Seit 1887 standen die Inseln offiziell unter britisch-französischer Kontrolle

Volle Souveränität hat der Inselstaat erst vor 31 Jahren, nämlich am 30. Juli 1980 durch die Zustimmung der beiden europäischen Schutzmächte Frankreich und Großbritannien erlangt. Kurz vorher hatten Separatisten – unterstützt von französisch stämmigen Einwohnern, die sich ihren Einfluss sichern wollten – Santo und die anderen Nordinseln ihre separate Unabhängigkeit ausgerufen. Das ist aber im August noch niedergeschlagen worden, dank der Hilfe aus Papua-Neuguinea.

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Die Anglikanische Kirche hat hier Häuser bauen lassen für Büros und Geschäfte

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Der Sanma Club ist mir wichtig. Sein Take Away bietet freien Internetzugang.

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Mein Nahversorger

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Neue Aussichten

Auf der Fähre von Port Vila, Éfaté nach Luganville, Espiritu Santo habe ich Grant getroffen. Er hat mir erzählt, dass er Öl aus Kokosnüssen macht. Die Mühle steht nahe Luganville. Ich erzähle dem Grant, dass ich Elektriker und Elektroingenieur bin – falls er meine Talente brauchen könne … Ein paar Tage später holt er mich ab in meinem Hostel in der Stadt. Ich schau mir seine Ölmühle an. Es gibt fürs erste ein paar Kabel anzuschließen. Ich biete 2 Tage zur Probe an.

Am nächsten Tag treffe ich zufällig den Bürgermeister. Er lädt sich, wie ich, im Cafe Victorria die Mails auf den Laptop und nimmt vor der Sitzung noch einen Kaffee zu sich.

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Morris (könnte m. E. auch Morice oder Maurice geschrieben werden), stellt er sich vor. Hauptberuflich sei er ein Manager am Flughafen. Seine Partei habe kürzlich die Wahl gewonnen und er sei nun der Bürgermeister. Er fragt nach Woher und Wohin und freut sich, mich Weltreisenden hier zu treffen. Die Freude ist ganz meinerseits.

Er wäre ein schlechter Bürgermeister, hätte er nicht die Frage gestellt, ob ich daran dächte, hier zu investieren. Ich beteure, über keine nennenswerte Geldbeträge zu verfügen. Aber leer seien meine Hände nicht. Ich bin schließlich in einem Alter, wo das Geben angesagt ist. Ich habe einige Lebenserfahrung. In den Ländern, die ich besuche, pflege ich mein handwerkliches Geschick anzubieten, meine Sachkenntnisse und schließlich meine Achtung und Liebe zu den Menschen und zur Natur. Das freut den Morris. Er stürzt nun seinen bereits erkalteten Kaffee hinunter, denn die Sitzung beginnt bald. „Be carefully,“ rate ich ihm, „You are busy like a white man“. Er lacht, reicht mir die Hand und geht.


Sonntagsausflug nach Norden

In den 2 Tagen in der Ölmühle bin ich erfolgreich gewesen. Der Motor, den ich angeschlossen habe läuft. Ich habe immer genug Helfer um mich. Die vier Boys des angestammten Teams sind begierig, was von mir zu lernen. Ich stehe unter Erfolgszwang. Ich mache alles wie es sich gehört: Die Litzen schön verzinnen, bevor ich sie in die Schraubklemmen stecke, die angelöteten Kabelschuhe am Hals mit Isolierband umwickeln. Und immer brav Beilagscheiben einlegen, sofern die richtige Größe verfügbar. Das Grobe, wie Kabel verlegen und befestigen, machen die Boys.

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Grant hat vor 35 Jahren Rhodesien verlassen. Er ist dann eine zeitlang in Australien gewesen. Vor 14 Jahren hat er sich hier niedergelassen und gemeinsam mit seinem Vater die Ölmühle aufgebaut. Der Vater ist inzwischen verstorben.

Gleich am ersten Sonntag nach der Probezeit lädt Grant, mich in seinen Klein-LKW. Wir fahren an der East Coast Road hoch. Hier gibt es schöne Strände und gepflegte Resorts auch für weniger betuchte Touristen. Etwa das Lonnoc Beach Bungalows & Restaurants.

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Hier werden auch Zeltplätze angeboten, was eher ungewöhnlich ist in Vanuatu.

Lapita Plantation,

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Mit einem sehr einsamen Strand, wo zuweilen Segelboote vor Anker stehen.

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Turtel Bay Resort

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Das Oyster Beach Resort liegt auf einer Insel. Um dorthin zu kommen, muss man die Fähre herbeiläuten.

Glocke ist eine große, hängende Gasflasche (Bildmitte).

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Die Fähre ist ein Katamaran mit Außenbordmotor und schmuckem Dach

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Die Sonntage im feinen Resort

„Frühstücken auf Terrassen“ – das hat was für mich. Ich komme an den nächsten 3 Sonntagen wieder ins Oyster Island Resorts und entspanne mich auf der Terrasse, Gesicht zum Meer, im Rücken das Meer. Denn das Resort befindet sich an einer deutlichen Ausbuchtung der Insel.

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Mit wenigen Schritten ist man am Badestrand

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und blickt zurück zur Terrasse

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wo das Mittagsbuffet schon wartet.

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Zum Mittagsbuffet kommen auch einige der Segler. Not wegen zu geringer Besatzung hat niemand.

Mit dem Kajak fahre ich später all jene Schiffe ab, deren Eigner nicht zum Buffet gekommen sind. Ich gebe allen eine Chance, mich kennen zu lernen. Sie sind alle erfreut gewesen. Brauchen tut mich keiner. Doch ich habe einiges erfahren, wie die Segler sich in dieser Saison verhalten werden. Der Großteil jener aus Neuseeland und aus Australien ist noch nicht da, weil das Wetter in den letzten Wochen sehr ungeeignet war für die einwöchige Überfahrt. In etwa einem Monat könne ich mit vielen Booten hier rechnen. Ich werde mich danach richten müssen.


Verdauungsspaziergang

Ein Strauch, den ich für eines der verholzenden Liliengewächse halte, zeigt Blüten stände (?). Es sind keine Sechseckwaben, wie das die Bienen so schön können.

Hier variieren 5-, 6- und 7-Ecke. Alles zusammen bildet eine schöne runde Kugel

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Ich begebe mich auf einen Rundgang auf der 25 ha großen, 1km langen Insel.

Hier finde ich einen kleinen Urwald:

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Riesige Bäume hängen schräg herum, manche liegen – und fühlen sich pudelwohl dabei.

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Unglaublich verknorrte Stämme und Wurzelansätze.

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Immer wieder zum Staunen: Die Erfindung mancher Bäume, die Wurzeln schon oberhalb des Bodens auseinander zu spreizen:

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Ein Termitennest

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Ich überrasche eine – nicht weil ich rasch bin, sondern im Gegenteil – Erdkrabbe, einen Handteller groß.

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Sie hockt mit dem Rücken zur Astgabel eines Wurzelstocks. Für die Flucht ins Erdloch ist es zu spät. Sie späht mit ihren Stielaugen. Ich spüre richtig, dass sie weiß, dass sie gepanzert und bewaffnet ist. Links hat sie eine Schere, die angeblich Finger durchtrennen kann. Sie ist bereit sich zu wehren, wenn es sein muss. Ich mute ihr meine Kamera auf 50 cm Nähe zu. Sie erduldet es, ohne mit dem Stielauge oder gar der Schere zu zucken.





Im Kanu zum Blue Hole

Ich paddle den Fluss hinauf, gegen sehr sanfte Strömung,

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zwischen Blüten

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durch Brunnenkressewiesen

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und zwischen anderen schwimmenden Wasserwurzlern

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Blue Hole, das Blauen Loch, ist die Quelle des Flusses. Das Wasser ist – für einen Fluss im Dschungel – ungewöhnlich klar.

Das Blau hat was mit den gelösten Mineralstoffen zu tun.

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Wer als Kind solche Spielplätze hat, hat es als Erwachsener leicht, glücklich zu sein!

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Mein Job in der Ölmühle

Sie ist von Grant, dem Ölmüllermeister, und seinem inzwischen verstorbenen Vater entwickelt und gebaut worden: Die Kokosnuss-Beschickungseinrichtung. Sie ist patentiert. Daher darf ich hier darüber berichten.

In jedem Fach des Förderbandes hat immer nur 1 Nuss Platz.

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Stück für Stück werden die Kokosnüsse aus der Grube geholt und im Sekundentakt einer Kette zugeführt.

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Mit Federkraft zwingt die Kette sie zur Kreissäge.

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Diese entzweit die Nüsse längs und mitten durch. Dann kommt der Hochdruckwasserstrahl und spült das Fleisch aus der Nuss. Ein Förderband bringt es in den dampfbeheizten Bereich der Produktionsstraße. Ein anderes Förderband nimmt sich um die Schale an. Das köstliche Fruchtwasser geht verloren.

Das Problem: Die Säge lässt sich nicht einschalten. Es existiert kein Stromlaufplan für den Schaltschrank.

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Den muss ich mir erst herausfinden. Als gelernter Elektroingenieur habe ich zwar das Grundwissen dafür. Doch im aktiven Berufsleben war das Erstellen, Lesen von Stromlaufplänen oder gar das Fehlersuchen nie wirklich gefragt gewesen von mir. Nun habe ich als Rentner endlich Gelegenheit – im dritten Ausbildungsweg gewissermaßen – mich auch in dieser Fertigkeit zu üben. Es geht langsam voran.

Ich versuche, den Verlauf der Drähte nachzuvollziehen. Dazu lege ich sie frei.

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Irgendwann steht das Diagramm, und dann finde ich schnell den Fehler: Ein Austaster, der im Ein-Zustand den Strom durchlassen sollte, tut das nicht mehr. So bleibt der Motor immer aus.

Es gibt 4 „Hard Ware Shops“ in Luganville. Sie alle haben eindrucksvolle Mengen an technischen Maschinen, Geräten, Zubehör und Ersatzteilen: Scheibtruhen, Feilen, Schweißelektroden, Korkenzieher, Wasserkessel, Acetylengasflaschen, Notstromaggregate, Hochdruckschläuche, Maschendraht, Türriegel, Klomuschel, Fittinge, Zündkerzen, Paraffinkerzen, Kabelschuhe, Rostschutzfarbe, Waschschüsseln, Kugelschreiber, Telefonguthaben – aber ein Aus-Taster für einen Schaltschrank, den eine Firma aus Indien geliefert hat, oder ein halbwegs ähnliches Ding, ist nicht aufzutreiben. Es gibt in der Ölmühle ein stattliches Lager an Ausgemustertem. Da werden wir schließlich fündig.

Nichts wegwerfen, alles behalten, was irgendwie, irgendwann noch gebraucht werden könnte. Das sieht in der Praxis so aus:

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Und so geht es die ganze Woche. Ich stehe und sitze viel herum, fummle manchmal in Schaltkästen, suche Ersatzteile. Wenn ich einen Helfer habe, dann beeilt der sich, mir meinen Werkzeugkasten zu tragen. Die Burschen sind wirklich großartig. Sie sind sofort zur Stelle, wenn ich eine dritte Hand brauche. Sie denken mit, wie Zahnarztassistentinnen. Wenn ich zu ungeschickt bin, den Draht in eine um 2 Ecken versteckte Klemme zu führen, da haben die Männer ihren Spaß, mir diese Arbeit abzunehmen.


Die Mühle läuft!

Es zieht sich hin, mit dem Anlaufen der Ölmühle. Es ist wie am Segelschiff. Hier passt mal das Wetter nicht, ein andermal fehlt noch ein Ersatzteil, oder es ist Freitag, ein Wochentag, an dem man nicht ausläuft. Oder der Skipper hat ein ungutes Gefühl und wartet noch ein, zwei Tage zu.

Eine Ölmühle hat mindestens so viele Details wie ein Segelschiff. Da ist einmal der schwere dieselgetriebene Generator. Er macht 400 kW, wenn’s sein muss.

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Er fährt bevorzugt mit Kokosöl. Im Winter kann es hier schon mal unter 22 Grad bekommen. Da setzen die Vanuatuer die Wollmützen auf und das Kokosöl beginnt fest zu werden. Damit es da keine Probleme gibt, wird Diesel beigemengt. Noch tiefer sinkt der Erstarrungspunkt, wenn das Kokosöl mit Methylalkohol verestert wird.

Das Innere des Schaltschrankes

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Die beiden Leitungsschutzschalter rechts in halber Höhe, habe ich eingebaut und angeschlossen. Sieht doch gut aus – oder? Schaltschema gibt es auch hier keines, und erfreulicherweise auch kein Problem mit elektrischem Hintergrund.

Paul ist die rechte Hand der beiden Chefs, Grant und Ian. Wir können recht gut mitsammen.

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Wenn die große Anlage nicht läuft, aber Strom gebraucht wird, dann kommt er aus einem der beiden Benzinaggregate im Pumpenhaus.

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Die andere wichtige Energiequelle ist der Kessel. Er muss 3 Stunden angeheizt werden, bevor die Anlage starten kann.

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Die heißen Abgase aus der Feuerung erzeugen hier den Heißdampf für das Trocknen der Kokosflocken

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Viele Kokosfarmer schälen auf der Farm schon die Kokosnüsse.

Das kommt dann so in der Mühle an:

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Das Kokosfleisch wird gewaschen

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Das ist das Mahlwerk. Das Mahlgut ist ölig. Daher kommt es immer wieder mal vor, dass das Mahlwerk abgestellt und gereinigt werden muss. Dafür ist der Bruno zuständig:

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Im Zentrum der Produktion: Jene eingekapselte „Straße“, in der die Kokosflocken getrocknet werden.

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UV-Lampen helfen, allfällige Bakterien zu töten. Heiße Luft strömt von unten durch Roste, auf denen die Kokosflocken, ständig gerüttelt werden und sich dabei vorwärts bewegen.

Hier schmecken die frisch gerösteten Flocken am besten

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Damit wird eine Förderschnecke angetrieben, die die gerösteten und desinfizierten Flocken zur Presse bringen

Eine der beiden Ölpressen. Jede ist von einem 40 kW-Motor angetrieben

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Den Axialdruck besorgt eine Hydraulik

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Das Öl fließt aus der Presse und wird vorgefiltert

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Am Ende schließlich die Feinfilter aus textilem Material

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Vor dem Anfahren und während des Betriebs ist Improvisationskunst gefragt. Sie wird von einem Team geliefert, das gut zusammenarbeitet. Die Leute „aus dem Busch“ können einfach alles: Kupplungen, Mahlwerke, Getriebe, Pumpen, Rüttler, Zentrifugen, Ventilatoren – alles zerlegen, reinigen, reparieren, zusammenbauen. Undurchschaubar für die meisten ist das Gedrähte in den Schaltschränken. Da braucht es immer einen Experten. Der bin ich im Moment. Nach meinen ersten Erfolgen habe ich einen Heiligenschein. Ich pflege ihn mit Humor und komme gut an damit. Ich behaupte, mein Werkzeugkasten sei eine „holy box“ mit „holy tools“. Niemand nimmt was daraus, ohne den holy man zu fragen.

Meine Arbeit hat Ähnlichkeit mit den Reparaturen auf Booten: Noch nie vorher gemacht, schon viel davon gehört, eingeschränkte Verfügbarkeit über taugliches Werkzeug und Ersatzteile, Zwang zum Erfolg. Es ist – im Hafen oder vor Anker jedenfalls – nicht so wichtig, wie lange die Reparatur dauert. Aber sie muss Erfolg haben, allenfalls unter akzeptabler Einschränkung der Betriebsfähigkeit. Verschärfend am Schiff ist, dass fast immer alles sehr eng ist. Da ist es in der großen Halle der Ölmühle schon viel bequemer.


Ein Auto, das nicht fährt, ist keinen Schilling wert

Das ist eine alte österreichische Weisheit, wie man an der Währung leicht erkennt.

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Man hat mir ein Auto zur Verfügung gestellt. Es ist ein Subaru Klein-LKW – vorne wie ein PKW, hinten eine kleine Ladefläche.

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Ich kann damit von der Mühle im Busch bis an mein Haus am buschseitigen Stadtrand von Luganville fahren. In die Stadt darf ich nicht damit.

Gestartet wird in mehreren Schritten. Als erstes:

Motorhaube öffnen und Batteriekabel mit der Batterie verbinden

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Motordeckel zu. Zündschloss aufsuchen. Es hängt rechts unten in Höhe des Schienbeines

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Ich pflege die Tür zu öffnen, denn es hängen noch ein paar Sachen da. Das eine ist ein Kippschalter für die Benzinpumpe. Ihn gilt es als nächstes zu fassen und einzuschalten. Dann jenen Taster erhaschen, der auch da beim Schienbein baumelt. Der Motor springt augenblicklich an. Man hört sofort, warum ich damit nicht in die Innenstadt darf.

Zu sehen ist es übrigens auch. Links fehlt ein Teil der Karosserie

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Die linke Tür lässt sich weder öffnen noch schließen. Sie verharrt handbreit geöffnet. Am Armaturenbrett leuchtet brav das dazugehörende Symbol. Einsteigen tu ich auf der rechten Seite.

Das ist auch die Seite mit dem Lenkrad.

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Grant hat den Subaru vor 14 Jahren aus Australien mitgebracht, wo sie bekanntlich alle links fahren und die meisten rechts lenken. In Vanuatu sind rechtsgelenkte Autos nicht erlaubt – der dritte Grund, warum ich die Stadt meiden soll. Ein Pickerl (Vignette) hat er sowieso nicht.

Am Dienstag ist es spät geworden in der Mühle. Gegen Mitternacht mache ich mich auf den Heimweg. Ich bemerke ein deutliches Lenkungsspiel. Das gibt dem Slalom zwischen den Schlaglöchern besonderen Reiz. Seitenfenster gibt es keine, aber die Windschutzscheibe konnte gerettet werden. Sie ist kreuz und quer von Sprüngen durchzogen.

Ein halbtransparenter Klebestreifen in Augenhöhe hält alles zusammen.

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Ich kann wählen zwischen hochaufgerichtet linksoben drüber schauen oder geduckt rechtsunten drunter schauen oder Blindflug. In so einer Blindflugphase verfehle ich die Abzweigung nach links. Inzwischen befinde ich mich auf einer asphaltierten Straße. Ich halte Ausschau nach einer Umkehrschleife. Ich kann nämlich den Retourgang nicht einlegen. Schließlich finde ich eine Stelle zur 180-Grad-Wende.

Intuitiv biege ich mal rechts ab. Schon glaube ich am rechten Weg zu sein – da stehe ich auf einmal auf einem Platz, wo lauter Autowracks stehen. Ich erkenne, meine Intuition ist gut, aber zu früh gekommen für meinen Subaru, ihn hier zur letzten Ruhe abzustellen. Mangels Umkehrschleife und Retourgang, beginne ich den Wagen von Hand wippend nach hinten zu bewegen. Beim anschließenden Vorwärtsfahren und Linkseinschlagen, fällt mir auf, dass ich das Lenkrad wohl drehen kann, die Vorderräder aber nicht mitmachen. Da rattern Zähne aneinander vorbei, anstatt ineinander zu greifen. Ich vertraue darauf, dass das vom Lenkrad übertragbare Drehmoment ausreicht, um die Vorderräder zum Einlenken zu bewegen, wenn diese in Fahrt sind. Mein Vertrauen wird belohnt. Noch zweimal retour schieben und ich bin heraus aus meiner Sackgasse.

Ich komme in vertraute Gegend. Es ist in der Stadt. Umkehrschleife gefunden und gut durchschwitzt lande ich vor meinem Haus. Ich vergesse natürlich, die Batterie abzuklemmen. Im Dunkel der Nacht entlädt sie sich still und heimlich. 2 Buben aus dem Nachbarhaus schieben mich an. Nach 200 m Umkehrschleife steht der Wagen. Ich erinnere mich: Benzinpumpe nicht eingeschaltet. Das Kurzzeitgedächtnis ist nicht mehr das, was es einmal war.

Batterie bei Nacht:

Falsch

Richtig

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