Tahiti Wir verlassen den Tuamotu Archipel Der Wind hatte am Mittwoch in der Früh nachgelassen. Wir verlassen die friedliche Lagune an jener Öffnung des Inselringes, durch die wir vor einer Woche hereingekommen sind. Die starke Strömung des Wassers aus der Lagune ins offene Meer ist diesmal mit uns. Der Seegang nimmt zu, sobald wir uns aus dem Schutz des Atolls entfernen. Wir fahren die ganze Nacht unter Motor. Erst gegen Mitte des Donnerstags kommt eine Brise auf, die das Segeln erlaubt und gebietet. Nach 2 Nächten nähern wir uns Papeete, der Hauptstadt von Tahiti. Papeete liegt im Westen von Tahiti. Wir kommen aus Osten. Wie die meisten Segler, umrunden wir die Insel im Norden, denn da kommt man am Venus-Punkt vorbei, jene Halbinsel, wo 1769 jene Sternwarte errichtet worden ist, die der Beobachtung des Sonnendurchganges der Venus gedient hat: James Cook war damals mit Astronomen an Bord hier angekommen. Die Vermessung konnte erfolgreich durchgeführt werden. Man versprach sich daraus wichtige Erkenntnisse, mit deren Hilfe die Navigation auf See verbessert würde. Tahiti ist von einem Korallenring umgeben, hinter dem wir den Tahiti Yacht Club in Arue, 6 km östlich von Papeete finden. Sport am Abend im Auslegerboot: Und am Morgen wieder: Ich bleibe noch eine Nacht an Bord. Dann verlasse ich die „ONDA“. Der Abschied war recht emotionslos. Gemessen daran, dass 105 Tage wirklich eine lange Zeit ist, haben wir gut zusammengelebt. Wir haben alle voneinander gewonnen und konnten uns als Freunde trennen. Angekommen auf Tahiti Im Zentrum von Papeete finde ich ein günstiges Hostel, das „Taemo“. Ich schau mal in den Hafen. Vielleicht treffe ich da auf meinen neuen Kapitän. Damit er mich leichter finden kann, hänge ich mein „Add“ an die Tür des Hafenmeisters. Ich liebäugle mit der „INFINITY“ Der Inhalt dieses Textes kommt mir bekannt vor. Er gehört zu diesem Schiff: Ich hatte ich mich am Vortag per Internet bei Clemens, dem Manager, zur Mitfahrt beworben. Er sitzt auf Hawaii. Vor 30 Minuten habe ich seine Antwortmail gelesen. Er bedankt sich in seiner Mail für meine „nette Vorstellung“. Ich scheine ihm „ein fähiger und jede Reise bereichernder Weggenosse zu sein“. Ich erkenne, ich habe nun nicht nur gelernt Kokosnüsse zu öffnen, sondern auch, mich auf Grundlage der deutschen Sprache, tüchtig ins Fenster zu stellen. Ich übe es hier im Tagebuch seit nun fast 2 Jahren. Es spricht für die gute Menschkenntnis des Clemens, dass er mich so richtig einschätzt. ;-) Ein wenig hatte ich Angst gehabt, dass er mich wegen Überqualifizierung ablehnen würde. Das Reizvolle: Die „INFINITY“ will zur südlichsten Insel der Tuamotus segeln, um dort die bevorstehende totale Sonnenfinsternis mit Kameraleuten an Bord zu beobachten. Ich schau mich um an Bord. Es ist ein Stahlbetonschiff, deutsch beflaggt, 36 Meter lang. Das ist nicht wenig. Unter Deck ist ein großer Schlafraum mit Kojen und Hängematten. Es haben fast 20 Leute Platz. Das wäre mal so eine richtig gesellige Reise! Die „INFINITY“ http://www.infinityseatribe.com/infinity-sea-tribe.php erfüllt einen selbsterteilten Auftrag für den Umweltschutz. Die Crew-Mitglieder bekommen vor Ort die Situation der bedrohten Umwelt und der Auswege daraus gezeigt, erläutert Michael. Diese Leute können dann das Geschaute und Erlebte an Land in ihrer Erziehungsarbeit einbauen. Es gibt offenbar Experten an Bord und Unterrichtsmaterial. Als einst aktiver AKW-Gegner und später grüner Kaufmann bin ich auch als Referent willkommen an Bord der „INFINITY“. Einen Preisnachlass auf Grund meiner überragenden Qualifikation vermag ich nicht herauszuschinden. Mit seiner Mail hat der Eigner nun grünes Licht gegeben. Ich brauchte heute eigentlich nur noch das Boot aufzusuchen und dort alles fix machen. Doch ich scheue so schnelle Entschlüsse. Ich fahre zuvor noch in die Marina Taina, wo 300 Boote stehen und davon viele nach Crew suchen, hat man mir gesagt. Ich treffe dort wieder einmal auf Ted Gruber, dem englischen Eigner, mit dem ich von Trinidad nach Tobago und zurück gesegelt war. Dann hatten wir uns getrennt. Er hatte ein Paar gefunden, das mit ihm bis Neuseeland segeln wollte. Nun sind sie ihm in Papeete ausgestiegen und er ist neuerlich auf der Suche. Ich hänge meine Anzeige „Looking for a position as crew …“ beim Shop des Marine-Elektrikers auf: Am Heimweg fasziniert mich eine Gruppe von Frauen, die am Platz neben der Post, getragen von einer Trommel-Gitarrengruppe, Tänze einüben. Die Missionare hatten den Polynesiern das Tanzen gründlich abgewöhnt, denn Tänze hatten alle die alte Religion zum Hintergrund. Das konnte nicht angehen. Was die Frauen da tanzen, ist Choreographie, aufgebaut auf den Bewegungselementen ursprünglicher Tänze, soweit Spuren davon erhalten geblieben sind. Dazu kommt ein sichtbar stark vorhanden gebliebenes Körperbewusstsein, zu dem wir Mitteleuropäer keinen so leichten Zugang mehr haben. Hier eine Spur der Missionare, die katholische Kirche: und die evangelische Kirche: In dieser Kirche ist es Tradition, dass die Gläubigen sehr in Weiß erscheinen. Eine Morgenfeier Ich trete von der Heckseite ins Schiff ein. Niemand verteilt Gesangsbücher. Gleich backbord ist der Steuerstand mit elektronischen Geräten und einem Autopiloten von Yamaha. Er sieht aus wie ein Stromklavier. Den Raum erfüllt halblauter Gesang. Er geht von den ums Cockpit versammelten Menschen aus, getragen und begleitet von sanften rhythmischen Klängen aus den elektronisch angesteuerten Lautsprechern. Es ist erst 5 vor 9. Ich begebe mich ins Vorschiff und nehme an der Steuerbordseite Platz. Der Gesang verstummt. Es ertönen die Glocken. Dann betritt eine junge Frau das Deck. Sie stellt sich am Bug hinter einen niedrigen Aufbau und blickt auf die zum Gottesdienst Gekommenen. Ihre Schultern sind frei. Ihre Stimme ist klar, ihre Worte klingen gesetzt und bedacht. In französischer Sprache begrüßt sie die Gemeinde. Alles erhebt sich. Aus den Lautsprechern tönt das von der Anlage auf Knopfdruck elektronisch angesteuerte Vorspiel. Ungewöhnlich für meine mitteleuropäisch geprägten Ohren ist das kräftig unterlegte Schlagzeug. Dann setzt der Gesang der Gemeinde ein. Die Texte sind an die Wand im Vorschiff projiziert. Wenn das Lied nur eine Strophe hat, dann wird die so oft wiederholt wie angegeben. Die Wiederholung setzt meist um einen Ton höher ein. Das intensiviert die Aussage des gesungenen Textes, empfinde ich. Die Frau mit dem schulterfreien Kleid hat zwischen den Liedern immer wieder was zu sagen. Schließlich setzen wir uns alle. Eine Mutter mit Töchterchen trifft noch ein. Das Mädchen schiebt sich weiter vorne in eine Reihe. Sie gibt dort ihrer Oma die Hand, kuschelt kurz mit ihr und geht dann zur anderen Oma. Die beiden sind dann für den Rest des Gottesdienstes dicht aneinandergeschmiegt. Lucas 7, 37/?? bis 38/3 zeigt das Bild an der Wand. Pastorin und Gemeinde lesen abwechselnd immer je einen Vers. Ich lese und höre mehrmals „prostitution“ und „reputation“. Das war wohl die Stelle von der öffentlichen Frau und mit dem: „Wer ohne Schuld, der werfe den ersten Stein ----" Die Predigt dazu hält dann eine ältere Pastorin. Weil ich halt gar so wenig französisch verstehe, bin ich angewiesen, mir meine eigenen Gedanken zu machen, ziemlich ohne die verbalen Anstöße der Pastorin. Etwa über jene Menschen, die in manch seelenlosem Job dem Geld nachjagen. Oder über Frauen, die eine gute Partie gewonnen haben und später, vor oder nach der Scheidung, den Ehemann, den sie längst nicht mehr lieben, ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. (Ich bin da kein direkt Betroffener). An die Predigt schließen wieder Lieder an. Das letzte Lied wird in der Sprache der Polynesier gesungen, zuerst gesummt, dann 3 Strophen Text mit sich wiederholendem Refrain, zuletzt wieder gesummt. Es hat mich sehr feierlich gestimmt. Nun erscheint erst- und letztmals ein Mann im Vorschiff. Er trägt Anzug und Krawatte und hat was anzukündigen. Doch dann haben schon wieder die Frauen das Sagen. Es wird das Gebet gesprochen, das der Herr gegeben hat. Schließlich Schlusssegen. Die Glocken läuten. Man steht auf. Die sich kennen begrüßen einander mit Händeschütteln und Wangenkuss. „Bon jour“, reicht mir ein bislang unbekannter Mann die Hand, während ich so herumstehe. Das kommt dann noch ein paar Mal so. Schließlich bekomme ich, der bereits am Vorplatz stehende Fremdling, auch noch Wangenküsse ab. Die sind echt, das spürt man. Ich empfinde, das war eine Stunde, in der Menschen gemeinsam Herzen geöffnet haben, gemeinsam Weisheiten gelauscht haben, wie eine gebildete Frau sie darzulegen gewusst hat. Ich erkunde Tahiti am Landweg Ras sitzt am Steuer. Nomen est omen. Er rast um die Insel, erst entlang der Nordküste, dann alle Straßen von Tahiti Iti und zurück an der Südküste von Tahiti Nui. Er ist Crew auf der SY „Bubles“. Ich habe die Amerikaner erstmals in den Galapagos gesehen, dann wieder in den Marquesas. Hier in Papeete auf Tahiti ist Ras mir auf der Straße begegnet. Gemeinsam mit dem Skipper Alex und dem Diego, einem jungen Galapagosaner, sitzen wir im Leihauto. Am Grabmal von Pomare V. sind wir vorbei gerast, ohne dem letzten König von Tahiti unsere Referenz erwiesen zu haben. Doch den Point Venus haben wir erfolgreich angesteuert. Hierher hatte Cook Wissenschafter sicher her- und zurückzubringen, deren Hauptaufgabe war, den Venustransit vor der Sonne am 3.Juni 1769 zu beobachten und zu vermessen. Mehr in Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Tahiti#Europ.C3.A4ische_Einflussnahme Die Stelle am Meer mit den Blowholes ist wieder an uns vorbeigerast, doch in die Straße zu den 3 Wasserfällen sind wir rechtzeitig eingebogen. Sehr schöne Natur, sehr hohe, wasserreiche Wasserfälle. Natürlich müssen wir auch nach Tahiti Iti. Das ist die kleinere der beiden Vulkaninseln. Beide Inseln sind längst mit Land verbunden. Hierher lockt uns das Aussichtsplateau auf einer Anhöhe. Rasend, wie der Ras fährt, verfehlen wir 4x die beiden Straßen, die da hinaufführen. Der Ausblick freilich lohnt das lange Suchen. Sandwich mit Wurst und Käse wird im Auto gegessen, denn die Zeit drängt. Wir müssen den weltberühmten Surfstrand von Teahupoo besehen. Zum Surfen ist die Welle heute zu schwach. Wir eilen weiter zur Opferstätte bei Mateiea. Heute wird dort Bodscha gespielt. Hergeben für die Kamera tut der abendlich Surfstrand was: die Formen von Baumwurzeln, teils hier frei geschwemmt, teils angeschwemmt: Der Kies am Boden und Pflanzen: Eine Bergwanderung Der Mont Aorai ist 2066 m hoch. So steil und wild sich das Gebirge bei von Norden aus auch zeigt, so sind die Anstiege doch recht leicht und relativ ungefährlich. Zunächst 1 Stunde Straßenhadscher: Das Wappen der Mülltonne zieht meinen Blick an: denn es hat starke Ähnlichkeit mit dem von Oberösterreich. Ausblick hinunter nach Papeete: Dann bin ich bei der Kaserne angekommen. Von da an geht es auf sehr gepflegtem Wanderweg weiter durch eine wunderschöne Natur: Bei 1200 m beginnt es mich einzunebeln: Dann fängt es auch noch zu regnen an: Da mache ich kehrt. Ich hätte 2 Tage ansetzen sollen. Der Weg ist unbeschreiblich schön: Steiler, schmaler Grat, manchmal geht es an der Flanke, stets Grün, auch an den sehr steilen Hängen, viele Farne, viele riesige, an der Unterseite violette Blätter, langhaarige Flechten wehen von dürren wie von grünen Bäumen, Bäume über und über mit großen, roten Blüten, jedoch auffallend wenig Vögel und Insekten. zurück zu Segeln um die Welt zurück zur Startseite |