Teil 4

Freitag, 05. Dezember 2008
Überarbeitet am 18.01.09h
Von Steg zu Steg in Las Palmas und Mogan

Am Dienstag habe ich die Christa zum Flughafen gebracht. Sie hat inzwischen einen Temperatursturz von 20 Graden hinter sich und versucht sich, in der österreichischen Kälte wieder anzukommen. Während sie noch im Flieger sitzt, beforsche ich wieder einmal die Stege in der Marina von Las Palmas. Ich erneuere mein Mitsegelangebot auf den schwarzen Brettern. Schließlich sitze ich in der „Sailers Bar“ herum, klinke mich in deren WIFI-Netz ein, stelle mein Mitsegel-Angebot in den diversen Segel-Foren um auf meine neuen Umstände und rede mit anderen Gästen. Es sind viele, die wie ich suchen. Doch kaum jemand kann Segel-Erfahrung bieten. Ich beschließe, meine Erfahrung künftig besser ins Fenster zu stellen. Damit kann ich viele der Mitsuchenden in der Warteschlange hinter mich stellen.

Vorgestern bin ich im Hafen von Mogan gewesen. Hier sucht außer mir kaum jemand, dafür gibt es auch nur wenige Boote, die von hier aus lossegeln.

Die Illa, meine Webmasterin, fragt mich, wie und wo ich Weihnachten feiern werde. Ich kann ihr nur antworten: Genau weiß das noch niemand. Sollte ich noch kein Schiff haben bis dahin, dann wohl hier auf der Finka:

Die Finka, d. h. das Wohngebäude, liegt genau auf 27°47'45,22''N, 15°16'38,75'' W. Mein Zelt mit den Koordinaten wie vorher, jedoch nach dem Komma ,19''N und ,48''W. Der Garten befindet sich nördlich des Hauses, etwas über Eck. Im Googleearth sind die Terrassen gut zu erkennen. Da könnte der Ort sein, wo ich um Weihnachten sein könnte.

Hier auf der Finka, wie man in Spanien solche Erwerbsgärten auch nennt, sind wir nun fünf WWOOFerInnen. Darüber schreibe ich ein andermal mehr.

  

Hannah aus England und Najara aus Bilbao, daneben Negro, der ihr zugelaufene Hund.
  

    Mimoun aus Malaga,

 

     

   Der Struwwelpeter mit Bärtchens ist der Lukas

     

                                                                                            Von links nach rechts: Nuria, Lukas, Volkmar, Mimoun, Hannah

 

Montag, 08. Dezember 2008
Überarbeitet am 18.01.09
Schon wieder Besuch aus der Heimat

Am Samstag habe ich den Max vom Flughafen abgeholt. Er ist auf dem Weg nach Mogan. Hier erwartet ihn das Segelschiff „Mona Lisa“, eine Bavaria 46. Sie wird von einer Chartergemeinschaft gefahren. Über Internet hat Max zu ihr gefunden. Er wird eine Woche auf den Kanaren mitsegeln.


Am Weg von Flughafen nach Puerto Mogan haben wir einen Abstecher auf „meine“ Finka gemacht. Ich konnte ihm die Plätze meines Wirkens in den letzten zwei Wochen vorstellen. Es gab ein kleines Mittagessen. Wir hatten an die 4 Stunden Zeit, miteinander zu reden. Mit Max habe ich einige Segeltörns gemacht. Er war auch Initiator und einer der 5 Teilnehmer der Segelscheinerwerbs-Selbsthilfegruppe, für die ich die Theorie vorgetragen hatte. Max hatte die Prüfung auf Anhieb bestanden und ist somit der Senior in dieser Gruppe. Von Beruf ist er Trainer für Teamarbeit und Psychotherapeut. Er gehört zu jenen Menschen in der Heimat, die ich im Notfall hinter mir habe, sollte ich mal ausklinken, durchdrehen oder absacken.

Dienstag, 09. Dezember 2008
Überarbeitet am 18.01.09

Es herbstelt auf Gran Canaria

Das merkt man schon an der Alterstruktur der Gäste: Auf den Straßen, am Strand und in den Lokalen trifft man vermehrt auf Menschen im Rentenalter. Sie entfliehen der Kälte, dem Regen und dem Schnee in Skandinavien, Irland, UK, Holland, Belgien, Deutschland, Frankreich, Schweiz und Österreich. Es ist jetzt richtige Hochsaison hier.

Tagsüber kann es auf 23° bekommen. Die Tage mit Bewölkung werden mehr. Ich versuche, auf Grund der Beobachtung von Gestalt, Niveau, Dichte und Bewegung der Wolken, Regeln zu entwickeln, wie das Wetter am nächsten Tag sein wird. Die Erkenntnis: Es ist so wie am Vortag, oder ein bisschen anders. Sehr sicher ist, dass es nicht regnen wird. Seit 2 Monaten hat es kaum geregnet hier. Das sei normal, sagt man mir. Nicht normal sei der Regen an 2 Tagen Ende September gewesen. Darauf sei es zurückzuführen, dass ein wunderschöner hellgrüner Schimmer über die Steinhalden und Felsen gekommen ist. Die kakteen-ähnlichen Wolfsmilchgewächse haben Grün ausgetrieben und sind zur Blüte gekommen. Aeonien haben frisch ausgetrieben, einige blühen bereits.

Entzücken bei den Langzeitkanarien aus dem Norden finden die Mandelbäumchen, von denen einzelne soeben zu blühen beginnen. Bei der Dienstag-Wanderung von vor zwei Wochen sind wir auf 1000 m Seehöhe erstmals in dieser Saison welchen begegnet.


Kaum hat es geregnet, sprießt dichtes Grün zwischen den Steinen hervor
Hier auf dem Eco Huertos, wie die Nuria ihre Finka nennt, sind einige der Aloe Vera in die Blüte gekommen. Wenn eine Aloe Vera erstmals blüht, sei das das Signal dafür, dass sie nun alle Wirkstoffe enthält, die dem Hersteller und Anwender von Aloe Vera-Zubereitungen wichtig sind. Das hat mir Lorento gesagt, der Bruder von Nuria. Er hat vor 14 Jahren begonnen, auf Fuerteventura eine Plantage mit Aloe Vera aufzubauen – nach Grundsätzen des biologischen Landbaues, versteht sich.



Auf der Finka gibt es Nachwuchs bei den Hängebauchschweinen: Zwei gut faustgroße kleine schwarze Schweinchen kriechen in der Ecke herum, in die wir, den Zustand der Sau richtig einschätzend, kurz vorher noch ordentlich Stroh gegeben haben. Die Ferkelchen sind vom ersten Tag an auf den Beinen. Der Eber versucht sich inzwischen an Kika, dem Schaf als Mann. Dem schien das zu gefallen.

Das ist Herbst auf Gran Canaria. Bei uns nennt man diesen Wandel in der Natur, das Drängen zu neuem Grün, neuem Wachstum, neuem Blühen, zu neuer Fruchtbarkeit den Frühling.


   Curri

 

Mittwoch, 10. Dezember 2008
Überarbeitet am 18.01.09
Ein Schiff hat mich gefunden! Und ich es – auf Teneriffa

„Ich möchte dich unbedingt kennenlernen“, mailt Hagen vor drei Wochen. Er ist mit seinem Stahlboot noch am spanischen Festland. In Santa Cruz de Tenerife meldet er sich wieder. Vorgestern sind wir handelseins geworden – auf seinem Boot, als es vor Los Christianos vor Anker lag. Zuvor haben wir drei Seemeilen zur Probe gesegelt. Am 27. Dezember, wenn alles nach Plan geht, kann es losgehen.

So eine Reise nach Teneriffa zieht sich hin. Am Sonntag mache ich mich frühmorgens mit Bus und Taxi auf in den Fährhafen von Las Palmas de Gran Canaria. Als ich vor dem Fahrkartenschalter stehe, habe ich kaum Bargeld in der Tasche, nur Master Card. Funktioniert aber nicht. Versuche mit meinen beiden Bankomatkarten scheitern auch. Ohne Geld keine Fähre.

Es ist 15 Minuten vor 8. Um 8 geht die Fähre. Das geht sich nie aus. Hängenden Kopfes ziehe ich hafenauswärts. Der Hafen von Las Palmas ist wirklich sehr groß. Selten, aber nun doch - ein Taxi. Leider besetzt und obendrein in der anderen Richtung. Meine Hoffnung erfüllt sich: Das Taxi hat den Fahrgast an der Fähre abgesetzt. Nun ist es mein Taxi. Deutsch kann sowieso kein Taxilenker hier. Englisch kann der auch nicht. Ich mache mit meiner Bankomatkarte eine typische Handbewegung und sage dazu mehrmals: „Money, money“. Er versteht. Nach endlosen 5 Minuten sind wir beim Bankomaten. So ein Modell habe ich noch nie gesehen. Ja, es ist ein Bankomat. Karte hinein. Der Automat braucht sehr lange, bis ihm einfällt, mich zu fragen, in welcher Sprache er sich mir darstellen soll. Er kann es anscheinend nicht glauben, dass er deutsch mit mir reden soll, denn wieder lässt er sich viel Zeit. Dann die andere übliche Fragerei mit unüblich langer Nachdenkzeit auf Seiten des Geldmachers. Endlich sind die Scheine da.

„ARMAS“, sage ich zum Taxilenker. So heißt das Fährunternehmen. Der Taxilenker wiegt den Kopf und deutet auf die Uhr. Sie zeigt 3 vor 8. Ich gehe aufs Ganze. Der Taxilenker fährt aufs Ganze. Es ist an diesem Sonntag wenigstens wenig Verkehr. Der große Zeiger ist bereits jenseits der 12, als wir vor dem Office von ARMAS halten. Weil noch drei Leute am Schalter stehen, zahle ich und steige aus. Ich bekomme tatsächlich noch ein Ticket. Weil ich der letzte am Schalter bin, bringt mich der Schalter-Mann mit seinem Auto hinaus zum Schiff. Wir überholen den Vorletzten, der im Laufschritt zur Fähre hetzt, Ich winke ihm freundlich zu. Nun ist er der Letzte. Geschafft haben wir es alle beide.

Gemeinsames Schicksal verbindet. Auf der Fähre nicken wir uns immer wieder mal freundlich zu, wenn wir uns begegnen, er der zuletzt Letzte und ich der zuvor Letzte. In der Ausstiegs-Warteschlange kommen wir wieder nebeneinander zu stehen. Er bietet mir an, mit ihm zu fahren, denn er hat den gleichen Weg wie ich. Das spart mir an die 2 Stunden.

   

 

In Las Galletas, im Süden von Teneriffa treffe ich auf Hagen, seinen Freund Hilmar und zwei junge Burschen, die mit Hagen von Malaga hierher gesegelt sind. Die kommen alle nicht mit über den Teich. Ich bin mit Hagen einig, dass wir zu viert sein sollten, lieber auf fünf antragen. Falls einer ausfällt, dass wir sicher noch vier sind. Das heißt, wir suchen noch zwei bis drei Mitsegler.
Spürt sich ganz gut an.
Auf der Bio-Finka ist vor zwei Wochen der Lukas angekommen. Er ist in der Bretagne daheim. Von dort ist er über einen Jakobsweg nach Gibraltar gewandert, dann mit einem Segelboot nach Gran Canaria. Ein drahtiger fröhlicher Bursche. Er will in Südamerika weiter wandern. Wahrscheinlich segelt er mit uns. Dann würden wir zuerst Venezuela anlaufen. Und dann nach Trinidad, wo auf mich der Bernd schon wartet.

Die Fahrt über den Atlantik dauert zwischen drei und vier Wochen. Ich werde also – wenn alles nach Plan geht - Anfang Februar in Trinidad eintreffen.

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