Panama – Galapagos
Von 20. Februar bis 17. März 2010

Teil1

Taboga

Noch in Panama Stadt schicke ich letzte E-Mails ab und eile zur 10 Minuten entfernten Bahia Playita, wo Onda, wie viele andere Boote auch, vor Anker liegt, ehe es in den Pazifik hinausgeht. Auf dem Weg zum Dinghy-Dock begegnet mir Ted, mein Kapitän Nr. 2. Ich habe gutes Einvernehmen mit ihm behalten können. Wir begrüßen und verabschieden uns gleich wieder. „See you later! “ Man sieht viele wieder, auf der Barfußroute durch Atlantik und Pazifik. 30 Schritte nachdem ich mich von Ted getrennt habe – wer war das? Am wiegenden Schritt erkenne ich ihn von hinten wieder: Es ist Tom, mein Kapitän Nr.3. Ihn habe ich im Stillen partieller Suizidneigungen verdächtigt, nachdem ich eine Woche auf seinem Schiff vor Anker gelebt und die Technik an Bord mitbekommen hatte. Er antwortet auf meine friedvollen Mails stets sehr böse. Er hätte mir wohl einige Unfreundlichkeiten zu sagen gehabt, wäre ich nicht – unabsichtlich – im Laufschritt mit vorgebeugtem Oberkörper, an ihm vorbei gerannt.

Es ist Samstag, der 20. Februar 2010 und nun wirklich so weit. Wir lichten am frühen Nachmittag den Anker in der Bahia Playita. Bis zur Insel Taboga sind es nur ein paar Seemeilen. Letzte Blicke zurück auf Panama Stadt und in die Bahia Playita:

   

Lynn am Ruder:

Obwohl schon offenes Meer, ist der Panamakanal hier noch mit Bojen markiert, denn seine Fahrrinne ist künstlich eingetieft.

Es parken hier sehr viele große Schiffe und warten auf neue Instruktionen.

Wir gehen vor Taboga vor Anker und schauen uns gleich mal ein wenig um im Ort.

     

Es schaut hier alles sehr sauber aus. Auf einer Insel scheint das Bewusstsein für gemeinsame Aufgaben leichter hochzukommen als in der Anonymität einer Großstadt, wie Panama Stadt.

               

Wir vertreten uns die Füße und wandern durch einen nahen Wald:

   

Am nächsten Morgen bekomme ich einen ersten Eindruck von den Schlaf- und Essensgewohnheiten meiner Gastgeber. Sie kriechen um ½ 10 aus den Federn. Dann wird mal ein Kaffee aufgestellt und getrunken. Eine halbe Stunde später gibt es Frühstücks-Ideen: 3 Toast mit Tomaten werden realisiert. Ein zweiter Kaffee wird im Anschluss daran zubereitet.

Gegen Mittag wird der Anker gelichtet. Wir wollen zu einer der Perleninseln. Nun bekomme ich eine ersten Eindruck auch von Stu’s Segelgewohnheiten. Um den Kurs 105° zu fahren kommt der Wind genau von hinten. Das ist unangenehm zu fahren. Man müsste ein wenig abweichen vom Idealkurs, damit der Wind ein wenig seitlich kommt und mit Sicherheit – im Falle einer kleinen Richtungsänderung von Wind oder Schiff – nicht von der anderen Seite. Das tut Stu nicht. Er schaltet die Maschine ein, und wir motoren nach Pacheca. Schließlich wollen die Batterien ja auch mal geladen werden. Ein tägliches Laden mit der Antriebsmaschine oder dem dieselbetriebenen Stromaggregat gehört zum Konzept des elektrischen Haushaltens auf der SY„Onda“. Ein halber m² Solarpanel und ein Windrad tragen zu wenig bei zum Laden der Batterien. Entladen werden sie von 1 Kühlschrank, 1 Tiefkühltruhe (-5°C), 1 Wassermacher, 1 Mikrowelle, 2 Bordcomputern, 1 Autopilot, 1 Ankerwinde, 1 elektrischen Leinenwinde, verschiedenen Pumpen, sowie von Beleuchtung im und am Schiff.

 

Perleninseln – Pacheca, Contadora, Moga-Moga

Die Perleninseln sind unser nächstes Ziel. Wir fangen klein an: Pacheca

Am Abend bekomme ich eine Kostprobe von Stu’s Kochkünsten. Stu serviert die Köstlichkeit eines thailändischen Curry-Huhnes an so köstlicher Soße aus Erdnussbutter, dass ich einen Nachschlag nicht abschlagen kann.

Es liegt mir bis tief in die zweite Nachthälfte im Magen.

Am Morgen des Mittwoch, dem 24. Februar liegen wir recht friedlich in der Bucht an der Westseite der Insel Contadora.

Balboa ist in Panama das, was Bolivar für Venezuela ist. Balboa heißt ein Distrikt in der Provinz Panama. Balboa ist die Landeswährung. Balboa heißt das Bier.

Wer war Balboa? Aus Wikipedia zitiert:
Durch den Reichtum der Inselgruppe angelockt, befahl der spanische Konquistador Vasco Núñez de Balboa, der im September 1513 bei einer Entdeckungsreise die Pazifikküste erreichte, die Insel zu erobern. Am 10. August 1515 erteilte der für die Region zuständige Statthalter Pedrarias Davila den Befehl, diese auszurauben und zu besetzen. Die spanischen Eroberer gingen mit brutaler Härte zu Werk und rotteten in Laufe der kurzen Kämpfe den gesamten Indiostamm aus. (Zitat Ende)

Mir kommt das vor, wie wenn es in Russland immer noch Stalingrad gäbe und die Russen nicht den Rubel als Währung hätten, sondern den Stalin.

Das geht mir durch den Kopf, wenn ich über die Insel gehe. Kein Mensch, der hier lebt, kann sagen, das ist das Land meiner Vorfahren. Dabei ist die Insel nach der Ausrottung der Indios einige Jahre unbewohnt geblieben. Sie sind auch heute nur spärlich besiedelt. Lust am Rauben und am Töten? Später ist sie Unterschlupf entflohener Sklaven geworden und von Piraten. Weil die Piraten hier erfolgreich ihre Beute verstecken konnten, ist die Insel „Contadora“, auf deutsch „Die Buchhalterin“ genannt worden – was immer die Namensgeber unter einer ordentlichen Buchhaltung verstanden haben mögen.

Ich bin um ½ 7 wach und habe mir angewöhnt, gleich mal Kaffee aufzustellen. Auch Frühstück bereite ich für mich zu meiner Zeit und nach meinem Geschmack: Manchmal Haferflockenbrei, süß oder pikant, ein andermal so richtig eine Eierspeise auf angeglastem Zwiebel und Knofel, grüne und rote Paprika, Tomaten, Kümmel, Koriander, Kreuzkümmel, Gelbwurzel, scharfen Curry – das fährt ein und bringt den Magen auf fröhliche Touren.

Stu, Lynn und ich leihen uns ein Kleinauto, hier Buggy genannt.

Damit erobern wir die Insel in 4 Stunden. Sie ist 1,6 km lang und sehr schmal. Was heißen soll, wir haben alle Straßen in beiden Richtungen mindestens ein Mal befahren. Dabei haben wir die Hotels, Resorts und Wohnanlagen betuchter Nordamerikaner und Europäer von außen besichtigt.

           

Vende: 1 Million Dollar, seriously only. Das mit dem Seriously könnte ich ja bieten.

Ich vermute, dass es in 20 Jahren, wenn ich mal nach einem Alterssitz Ausschau halte, hier aussieht wie auf Ibiza. Das entspricht nicht ganz meinem Geschmack. Ich komme als Käufer also nicht in Betracht. Auf die Kleinigkeit von 1 Million Dollar käme es mir ja nicht an.

Es sind viele Baustellen dabei. Die Straßen sind unbefestigt, sehr holprig und von Schlaglöchern durchsetzt. So was wie Wanderwege gibt es hier nicht.

So sehr ich auch „Helga!“ rufe – die Tür öffnet sich nicht.

Der Chef eines gepflegten Hotels hingegen entpuppt sich bei genauerem Hinhören als ein Herr Pree aus dem meiner Wohngemeinde benachbarten Gallneukirchen.

Es gibt auf Contadora noch schöne Natur, wenngleich vieles aus „zweiter Hand“:

       

Lynn und Stu haben ein perfektes Picknick vorbereitet. Dazu hat Stu einen richtigen Picknick-Rucksack an Bord:

Und so sieht das dann im Detail aus:

Der Wind dreht und Segler tun gut, sich mit dem Wind zu drehen. Wir wechseln daher auf die Ostseite der Insel. Wir blicken zur versinkenden Sonne:

     

Unserem Vorrat an Obst und Gemüse tut es gut, im Freien hängend im Schatten bewahrt zu sein:

   

oder auch in der Sonne:

Wir essen und trinken gerne gut, versichern mir Stu und Lynn. Ich mache gerne mit beim Sundowner:

   

Und bei Köstlichkeiten aus der Küche:
So macht das der Stu:

     

Mein Englischunterricht bekommt Struktur

“He was an old man who fished alone in a skiff in the Gulf Stream and he had gone eighty-four days now without taking a fish. ----“. Stu ist begeistert von der Sprache des Ernest Hemingway. Ich teile die Begeisterung spätestens an dieser Stelle:
“Everything about him was old except his eyes and they were the same colour as the sea and were cheerful and undefeated.”

In der Nähe von Ankerplätzen und in Marinas gibt es meist ein Bücherregal zum Tauschen. Jeder darf sich Bücher nehmen so viel er mag. Er muss bloß ebenso viele da lassen. Ich habe den „Lonely Planet“ über Mittelamerika, einen Reiseführer dagelassen und mir das nobelpreisgekrönte „The Old Man and the Sea“ mitgenommen. Damit bekommt mein Englischunterricht an Bord Struktur. Erst lese ich für mich alleine. Da streiche ich an, was an Vokabeln oder Aussagen ich nicht verstehe. Dann lese ich meinen Gastgebern laut vor. Ich lass mich korrigieren in der Aussprache, lass mir Vokabeln erklären und Unverständliches verständlich machen. Stu hat in seiner Jugend Segelmacher gelernt. Später hat er sich zum Professor für Englisch für Fremdsprachler ausbilden lassn. Ich bin also in besten Händen.

 

Tsunamiwarnung

Etwa 200 Inseln hat der Archipel der Perlen-Inseln. 27 davon sind bewohnt.

Wir sind ein paar Seemeilen weiter gesegelt, zu einem schönen Ankerplatz zwischen den beiden Inseln Moga-Moga und Chapera. Ich sitze schon am frühen Morgen in der Plicht, löffle Cornflakes mit Milch, trinke meinen Kaffee und denke mir nichts Schlimmes. Es hat noch angenehme 27 Grad, allerdings sehr feucht. Wir teilen uns das Ankergebiet mit 10 anderen Seglern.

Jetzt sehe ein Schlauchboot von Schiff zu Schiff fahren. Er habe eine Tsunamiwarnung bekommen, ruft mir der Mann im Schlauchboot zu. In 2 Stunden sei mit der Welle zu rechnen. Er werde dann gleich hinaus auf das offene Meer fahren. Die Warnung sei als E-Mail von der Leitung einer Weltumsegler-Regatta gekommen.

Ich wecke sogleich Stu, meinen Kapitän. Wir machen das Schiff klar und laufen 15 Minuten später aus. Auf UKW-Funk gibt es neue Informationen. Man rechne mit einer 1 – 4 Fuß hohen Welle am offenen Meer. Auf Galapagos habe die Welle das Wasser an Land um 1,4 m steigen lassen. Ursprung sei ein Erdbeben/Seebeben in Chile. Die Ankunft der Welle war zuerst für 9 Uhr angekündigt gewesen. Dann ist eine 2. Welle angesagt worden für 12 Uhr.

 

Während wir hinaus fahren beißt eine Makrele an die Angel. Es sollte der letzte Fisch sein in den nächsten 84 Tagen.

   

Stu weiß, wie man einen Fisch rasch tötet:

und filetiert:

   

Davon gibt es am Abend Fischrisotto.

Wir merken nichts von den sanften Tsunami-Wellen. Während das Schiff am Meer treibt, schauen Stu und ich uns heute an, warum die Bilge-Pumpe vor ein paar Tagen ihren Dienst versagt hat. Wir müssen einen Akku ausbauen, um an die Pumpe heran zu kommen.

Die Pumpe ist in Ordnung. Schließlich finden wir an der Schalttafel einen Schalter, von dem ein Draht abgelöst war.

Ein zweistimmiger Jubelschrei übertönt das leise Summen der wieder laufenden Bilge-Pumpe! Es braucht manchmal 2 Köpfe, um ein Problem zu lösen, meint Stu und reicht mir die Hand.

Die Grauwasserpumpe macht Probleme. Das ist ein enges, unappetitliches Gefummel in der Bilge:

Noch eine Pumpe steht still. Es ist die, für das Abpumpen des Wassers aus der Dusche. Der Pumpenmotor ist definitiv kaputt. Im Teamwork bauen wir eine andere ein. Ich darf wieder einmal die Improvisationskunst eines Fahrtenseglers bewundern.

Dann ist Lunch – heute nur Früchte, damit wir am Abend genug Hunger für den frischen Fisch haben.

 

Noch einmal nach Contadora

Stu braucht noch mal Internet-Anschluss.

Da hat es diesen Unfall mit dem Dinghy, ohne uns Insassen, gegeben. Stu hatte es an den Sandstrand gezogen und den Anker ausgeworfen. Dann ab ins Internet-Hotel.

Mit dem Ansteigen des Wassers hatte Stu zwar gerechnet, nicht aber damit, dass die schwerer gewordenen Brecher das Schlauchboot samt Außenborder umkippen würden. Wie wir zurück kommen ist alles mit Sand voll geschwemmt. Ich habe dann am nächsten Tag geputzt und gesäubert. Stu fand sich gut unterstützt von mir. Er hat dann stellenweise nur noch nachgesprüht mit WD40, einem reinigenden Kriechöl:

Es gibt nun noch ein paar Tage mehr, um auf und um Contadora die Schönheiten der Natur zu sehen und zu fotografieren

         

Ich jubiliere

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich den 60er mit einem großen Tanzfest in einem großen Freundeskreis gefeiert habe. Nun feiere ich hier meinen 70er. Wer hätte das gedacht! In letzter Zeit ist das alles ziemlich schnell gegangen, kommt mir vor.

Ich schaue zurück auf mein heute, am 2. März vollendetes 7. Lebensjahrzehnt und den Rest der Zeit zuvor. Es hat sich da einiges ereignet.

Was hat es für Ereignisse gegeben, die mich aufgebaut haben? Welche Begegnungen mit Menschen sind wirkliches Leben gewesen? Es tut gut, das anzuschauen, was angenehm war, was Freude war. Diese Weisheit habe zwar nicht ich erfunden, aber ich habe sie in vielen Stunden der Begegnung mit anderen Menschen, deren Gedanken und Kreativität, aufgegriffen. Sie beschäftigt mich und lässt mich ruhen, wenn ich alleine bin. Das macht das Alleinsein wohltuend. Ich scheue nicht den Blick auf Verfehlungen – egal, ob ich sie mir zuschreibe oder anderen – wenn sie auftauchen vor den rückschauenden Augen. Ich bin froh, dass ich einigermaßen gelernt habe, mich darin nicht fesseln zu lassen, dass ich das Bewerten auch sein lassen kann, dass es mir genügt, zu erkennen, was ein andermal anders zu tun oder zu lassen ist.

Natürlich fallen mir die vielen Menschen ein, deren Freundschaft und Nähe ich genießen durfte. Von anderen Menschen mich so angenommen zu wissen und zu spüren wie ich bin, erlebe ich als Geschenk, das mir mehr und mehr wichtig, wertvoll und wahrnehmbar geworden ist.

Hier an Bord bin ich immer der Erste, der aufsteht. Ich mache mir heute ganz leise den Kaffee. Zur Feier des Tages nehme ich Cornflakes mit Milch als Vorfrühstück zu mir. Das mag hier an Bord sonst niemand.

Für das Zubereiten des eigentlichen Frühstückes ist immer Stu zuständig. Er ist zu allen Tages- und Mahlzeiten ein sehr guter Koch. Zu kochen ist für ihn echte Lebensfreude. Heute wünsche ich mir Omelett mit Tomaten und Zwiebel. Ich werde satt und es labt mich. „Es låabt mas“, wie der Mühlviertler sagt. womit er meint, dass es dem Leib wohl bekommen ist. Auf Englisch, so habe ich von Stu und Lynn lernen dürfen, heißt das „I’ve reached capacaty and contentment, “ when I’m satisfied after a good meal.

Lynn schenkt mir ein Sudoku-Buch. Den Geburtstagskuchen teile ich mir mit Stu – er hat am Tag zuvor Geburtstag gehabt.

 

Isla Casaya und Isla Rey

Am 4. März segeln wir zur südlicher gelegenen Isla Casaya. Hier ankern wir in einer sehr großen, daher unruhigen Bucht. Um in diese Bucht zu gelangen, muss man vorbei an Untiefen und Felsen, die kaum oder gar nicht aus dem Wasser schauen. Es gibt hier keinerlei Seezeichen. Das ist nicht wie in der Adria, wo auf jedem Stein ein Seezeichen steht. Ohne GPS wäre beim Navigieren hier allerhöchste Aufmerksamkeit geboten. Die Tide macht hier 5 Meter. Bei Niedrigwasser tauchen die dunklen Felsen aus dem Wasser, weiße Sandstrände tun sich auf.

Weil es uns hier zu unruhig ist, segeln wir bald weiter, 7 Seemeilen nach Süd.

   

Zwischen der großen Insel Rey und der schmalen Isla del Espiritu Santo bietet sich ein schlanker Kanal zum ruhigen Ankern.

     

Mit dem Dinghy befahren wir zwei der Lagunen, die tief in die Insel Rey hineinragen.

     

Das ist einer der vielen Pelikane:

   

Ein Ibis im Flug:

Andere Vögel und immer wieder Mangroven und Urwald:

       

Ich bekomme den mir unangenehmen Auftrag, am nahen Sandstrand den Schiffsmüll zu verbrennen. Vorher:

und nachher:

aus den Augen, aus dem Sinn. Während der Abfall verbrennt, fotografiere ich am Strand:

       

Mit dem Schlauchboot mache ich alleine einen Fotografier-Ausflug. Unterwegs geht mir das Benzin aus. Ich rudere umständlich – denn jene Vorrichtung, in die die „Riemen“ eingesetzt werden, ist längst gebrochen – eine Insel an. Mit meinem UKW-Handy rufe ich Hilfe herbei. Hier kommt die Yvonne von der „Ausralia 31“ daher:

Sie hält es für richtig, sehr ernste Miene aufzusetzen und mich zu belehren: „Immer vorher in den Tank schauen!“ – was mir hinterher leider nichts hilft. Sie sagt mir das noch ein paar Mal. Das Kraut schüttet sie mir endgültig aus, als sie mir einen Verweis erteilt, in einer Sache, die sie gar nichts angeht. Ich gehe solchen Leuten gerne aus dem Weg, damitmir das nicht wieder passiert.

Und hier ein paar Bilder von meiner Fototour:

           

Es gibt hier tatsächlich keine Hotelanlagen, bloß einmal einen größeren Badestrand. Ich vermute, dass die hier Badenden und sich Sonnenden vom kleinen Kreuzschiff kommen, das draußen vor Anker gegangen ist.

Wir gehen am Dienstag, dem 09.03. in der Bucht San Telmo vor Anker.

Rumpelstilzchen im Mast

Vor einer tage- und nächtelangen Fahrt in den Pazifik muss der Mast von der Sohle bis zum Scheitel untersucht werden auf allfällig Schwaches, Gelockertes und Korrodiertes.

Stu setzt sich auf ein Brett, das aussieht wie ein Kinderschaukelsitz. Ich stehe an der Elektrowinsch. Wenn ich auf den Knopf drücke, fährt Stu in die Höhe, denn das Gros-Fall verbindet die Winsch mit seinem Schaukelbrett.

   

Wenn Stu wieder herunter will, dann muss ich alles aufmachen, was das Großfall mit allem was dran hängt – in diesem Fall das Leben meines Kapitäns – daran hindert, nach unten zu fallen. Ihn sichere ich nur über die Reibung des Falls von 4 Umschlingungen um die Winsch herum. In meiner Rechten habe ich das lose Ende des Falls, mit der Linken umfasse ich die 4 Törns auf der Winsch. So reguliere ich die damit die Reibung, durch die alleine mein Kapitän kontrolliert wieder am Deck ankommt. Ganz schön viel Vertrauen, das er mir da erweist.

Beim vorausgegangen Mastaufstieg habe ich mir anschauen dürfen, wie die Lynn diese Arbeit an der Winsch macht. Stu hatte gefunden, dass sie irgendwas nicht richtig gemacht hat. Er ist sehr zornig geworden und hat sie von der Mastspitze herunter ziemlich herunter gemacht. Hernach hat er mir – sich quasi entschuldigend – erklärt, dass er nur in der augenblicklichen Situation so aufbraust – um besser verstanden zu werden.

Lynn tut mir leid. Ich fand den Verweis, den sie von Stu erhalten hat als überzogen. Mir fällt das Märchen Rumpelstilzchen ein und eine Deutung, die ich mal wo aufgelesen habe. Ich erzähle es der Lynn:

Das Rumpelstilzchen war das einzige Wesen, das der Müllerstochter das Leben retten konnte. Ein feurig geniales Wesen, das sich auf die Kunst des Umwandelns von Stroh in Gold versteht. Und warum ist es dann so schrecklich umgekommen? Weil dieses transformierende Feuer überlebenswichtig ist in bestimmten Situationen – etwa an der Mastspitze. Im normalen Leben aber würde Rumpelstilzchens Wesen uns die Kinder wegnehmen, was heißen soll, die Zukunft entziehen. Wenn du die Sache beforscht, darüber reden kannst und schließlich beim richtigen Namen nennst, dann verliert diese feurige Energie ihre lebensfeindliche Seite. Lynn nickt.

 

Ausflug in eine Flussmündung

Am nächsten Morgen lassen wir uns von der aufkommenden Flut im Schlauchboot ganz beschaulich in die Flussmündung an der rechten Ecke der Bucht spülen.

     

So sieht die Bucht aus, wenn wir zurückblicken.

   

Das Wasser steigt langsam. Wir dringen tiefer ein.

Noch sind die Sandbänke im Trockenen.

   

Ich habe mich zu Fuß auf den Weg gemacht.

   

Stu und Lynn steigen auch aus:

       

Hier wohnen Termiten:

Ich hätte hier noch stundenlang bleiben können.

     

Doch Stu und Lynn zieht es zurück aufs Schiff. Das Brot wartet im Ofenrohr:

 

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