Landgang auf Trinidad

 

Das Boot kommt aus dem Wasser

Ich bin noch nicht herausgekommen aus der Marina von Chaguaramas. Nur wenige Tage hat Georg Zeit, sein Schiff auf ein halbes Jahr für das Stehen in der Trockenmarina fertig zu machen. Es gibt Reparaturen an verschiedenen Komponenten.

Der blaue Rumpf des Schiffes ist ein wenig verschossen. So schön ein blauer Rumpf auch sein mag, ist blaues Pigment einfach nicht so gut UV-beständig. Ich begebe mich ins kleine Beiboot und bearbeite die eine Rumpfseite mit einer Wachsemulsion. Das Ergebnis macht mich nicht recht froh. Bei der anderen Seite steht Georg auch im Boot. Er trägt das Wachs auf und stabilisiert das Boot. Ich poliere gleich hinterher – wieder nur mit mäßigem Ergebnis. Jedenfalls bin ich an diesem Abend rechtschaffen müde.

Ich finde Restaurierung im Marina Restaurant

Mit Ausblick auf den, dem Meer zugewandten Teil der Marina:

     

Das Vorsegel wird herunter genommen. Als Charter-Skipper habe ich das vorher noch nie gemacht. Erst schön waschen mit Süßwasser, dann trocknen lassen. Schließlich kunstvoll zusammenlegen und ins Schiff hieven.

Dann ist es soweit: Die„Happy Hour“ wird hier aus dem Wasser gekrant:

     

 

Sie bekommt einen Platz in der hinteren Ecke der Trockenmarina.

     

 

     

Über eine hohe Leiter erklimmt man nun das Schiff. Die Eignerfamilie zieht ins Hotel. Ich behalte noch ein paar Tage meine Koje. Die Hauptarbeit ist das Abschleifen und neu Streichen der Fußbodenbretter. Die Verhältnisse rundherum sind nicht gut: Kein Tisch zum Auflegen, Staub von der nahen Straße und den Nachbarschiffen, plötzlicher Regen, Windstöße, die die frisch gestrichenen Bretter umwerfen, freche Vögel, die drohen, was fallen zu lassen. Irgendwie kriegen wir es dann doch hin.

Der Ausbau des Fäkalientanks war nicht einfach, aber ein Kinderspiel, gemessen am nun folgenden Einbau. Ob ich an seinem Wiedereinbau scheitern werde, wird sich bald herausstellen. Es wird wohl meine letzte Arbeit. Dieser Scheißkasten ist in einer Nische eingebaut, die nicht viel breiter ist als der Kasten. Zum Wechsel des völlig verklebt und verkarstet gewesenen Ventils musste ich alle 4 Schlauchanschlüsse trennen. Wenn ich die Schläuche nun wieder anschließe, komme ich an die Befestigung nicht mehr heran. Befestige ich zuerst den Sch-Kasten, dann bringe ich nachher die Schläuche nicht mehr drauf. Keine happy hours auf der auf der „Happy Hour“! Ich lerne so richtig das spüren, wie es einem Eigner so geht mit technischen Problemen: „Da musst du durch“, ist die Devise. Das wird zur Lebenshaltung, der ich was abgewinnen kann. Was ein Fäkalienbehälter doch für ein interessantes Übungsfeld sein kann! Irgendwann habe ich das dann hingekriegt.

 

Zwischenspiel auf Katamaran „Kiki“

Das Segel-Paar, Thomas und Kiki, ebenfalls aus Österreich stammend, segelt auf der „Kiki“seit ein paar Jahren. www.kikisailing.at

Nun bedarf das Schiff einer Generalüberholung. Dazu haben sich Thomas und Kiki 2 Monate Zeit genommen. Für ein paar Tage bin ich nun Gast auf ihrem Boot mit Erlaubnis zur Mithilfe.

Thomas arbeitet am hinteren Ende des Katamarans.

Ich bekomme Arbeit an den über 60 Türen und Klappen des geräumigen Schiffes: Neue Schnapper einbauen, was wegschleifen, wenn es wo zwickt, Scharniere neu einsetzen mit viel Epoxy und anderen Harzen. Das Management mit dem Staub war nicht ganz meine Sache. Es war ziemlich eng, warm, nachts mückenreich, aus der Nachbarschaft geruchs- und lärmbelastet. Wie die Schnapper aus waren, war auch meine Zeit vorbei.

 

Regenzeit auf Trinidad

Die Regenzeit hat begonnen. Das ist normal um diese Zeit hier in Trinidad. Wir haben davon schon einiges abbekommen. Wenn es regnet, ist es zwar immer noch ziemlich warm (27 bis 30 °C), zusätzlich feucht – ich denke, es hat dann mehr als 90 % relativer Feuchte. Die Regenspenden sind sehr hoch, vergleichbar mit so einem richtigen Platzregen bei uns, bei einer Dauer von 10 bis 30 Minuten.

Ich bin noch immer nicht herausgekommen aus der Marina von Chaguaramas. Aber ich studiere in der Zeitung bereits die “Ten Things To Do in Trinidad”. Mehr darüber werde ich morgen abends wissen, wenn ich eines oder zwei dieser Things getan haben werde.

In Wikipedia mache ich mich schlau:

Die Insel Trinidad ist im Unterschied zu den übrigen Inseln der Region nicht vulkanischen Ursprungs, sondern war einst ein Teil des südamerikanischen Festlandes. Ihre Oberfläche ist stark strukturiert: Auf der 4821 km² großen Insel Trinidad gibt es drei von Ost nach West verlaufende Gebirgszüge, die bis zu 940 m Cerro del Aripo aufragen. Im Norden herrscht Regenwald, im Süden Savanne bzw. Kulturland vor. Das tropische Klima prägen Tagestemperaturen von rund 30°C, nachts fällt das Thermometer auf 20°C. Die Masse des mit 2000 mm moderaten Jahresniederschlags geht zwischen Juni und Oktober nieder.

Angesichts der drei Gebirgszüge hat Columbus sich an die Heilige Dreifaltigkeit erinnert und der Insel den Namen Trinidad gegeben.

„Wohin immer die Eroberer aus Europa gekommen sind, hat das den Tod der Urbevölkerung bedeutet“, ist in einem trinidadischen Schulbuch zu lesen. Wie das mit der Frömmigkeit zu vereinbaren war, die man aus der Namensgebung vieler Karibikinseln (Dominica, St. Lucia, St, Vincent, Mayreau und nun Trinidad) vermuten möchte, ist mit heutigen Maßstäben nicht ermessbar.

Dennoch, wie mir scheint, ist es den Nachfahren der Afrikaner wichtig, sich deutlich zu einer der christlichen Kirchen zu bekennen. Es gibt hier eine größere Auswahl davon: katholisch, anglikanisch, methodistisch. Auch die Church of the Nazarene habe ich hier wieder gesehen. Häufig begegnen mir Kirchen der Siebenten-Tag-Adventisten. Und immer wieder auch mal ein Königreichsaal der Zeugen. Die Rastafari könnte man als westindische Eigenkreation bezeichnen – die bekenntnis-religiöse Entsprechung zu den trinidad-tobegoischen Eigenkreationen des Calypso, des Soca, der Steelpans (die Trommeln aus Stahl) und des Carnevals von Port of Spain. In persönlichen Gesprächen mit Einheimischen habe ich den Eindruck bekommen, dass dieses Bekennen zu einer der Konfessionen zugleich eine öffentlich erkennbare Distanzierung ist von den Gruppen und Schichten der Bevölkerung mit kriminellen Neigungen.


Die katholische Kirche „Zur unbefleckten Empfängnis Marias“ in Port of Spain


Die anglikanische Dreifaltigkeitskirche in Port of Spain

Keinen Einblick habe ich bis jetzt bekommen, wie das bei den Hindi ist. Es heißt, dass 40 % der Menschen auf Trinidad Nachkommen der aus Indien geholten Vertragsarbeiter sind. Ihr hoher Anteil hier ist im Straßenbild von Port of Spain ist deutlich zu sehen.

 

Spaziergang in Trinidads Regenwald

Es ist bereits später Vormittag, als ich aufbreche. Am Ausgang der Marina sind bereits die Tische aufgebaut, wo mittags Speisen und Getränke verabreicht werden. Ich lass mir ein süß-bitteres Getränk verabreichen, hergestellt aus einer heimischen Frucht.

Ich gehe etwa 2 Meilen auf der Straße in Richtung Port of Spain. Bei der Feuerwehr biege ich nach links ab in den Regenwald. Er steht unter Naturschutz.

    

Die Straße führt auf den höchsten Berg von Trinidad.

Auf dessen Gipfel arbeiten Fernmelde-Sende- und Empfangsmasten. Eine große Radarstation ist noch in Bau.

Die Straße ist gesäumt von üppigen Pflanzen: Laubbäume mit herabhängenden Luftwurzeln, Schlingpflanzen, die an den Stämmen und Ästen hochklettern, riesige Bambus-Büsche, einige wenige Palmen, niedrige Farne und Sträucher mit Blättern wie Bananen und Blütenständen, die nach oben, mal links, mal rechts kleine, rot Becher gebildet haben.

Nach etwa 1 km biege ich nach links ab. „Pistol Range“ warnt ein Schild. Ein verfallender Stahlcontainer, verrostete Stühle, eine Bank. Hier ist schon lange kein Schuss mehr gefallen. Ich habe Lust, mich auf der Bank ein wenig hinzulegen. Weil ich alleine unterwegs bin, braucht niemand auf mich zu warten. Ich kann liegen, so lange ich mag.

        

                                                                     Die Verdickungen an den Baumstämmen sind Termiten-Bauten.

In Trinidad gibt es wöchentlich im Durchschnitt 6 Tote durch Mord, fällt mir ein, als ich es rascheln höre im Gebüsch. Es ist doch nicht so gut, wenn der Mensch alleine ist, fällt mir da ein. Ich blicke auf – nein, es ist niemand da. Ich bin alleine. Das ist, so betrachtet, wieder gut. Noch ein paar mal muss ich aufblicken. Dann beschließe ich, dass ich nicht einer von den Sechsen dieser Woche sein werde und nicke ein.

Nach erquickenden 15 Minuten richte ich mich auf, ordne meine Gelenke und Gedanken, und wandere weiter. Die Straße wird steiler. Ein Auto kommt. Dunkelbraune Arme winken aus den Fenstern. Ich winke hellbraunarmig zurück. Das Auto hält. Ich werde mitgenommen bis auf den Berggipfel. Einer der vier Männer hat was zu schweißen am Neubau des Radarturmes.

Ein Regenschauer lässt mich noch eine Weile im Auto warten. Dann trete ich den Weg ins Tal an. Ich habe herrliche Blicke in die Tiefe und Weite, hinunter und hinaus aufs Meer. Hin und wieder ist ein Vogel zu hören. Grillen, oder sind es Zikaden? - zirpen auf Sträuchern und Bäumen. Am Morgen soll man hier die Affen schreien hören – dafür bin ich zu spät aufgestanden.

Die Schweißer sind fertig. Nach einem Viertel des Weges ins Tal haben sie mich eingeholt. Ich darf wieder einsteigen. Ich lade die Männer zu einem Drink ein. Sie stimmen gerne zu. Nahe Port of Spain wird das Auto geparkt. Eigentlich hatte ich gedacht, wir werden in einem Gastgarten sitzend einander zuprosten. Doch es kommt nur Bushell, der Schweißer, mit mir in einen Laden. Er bestellt weißen Rum, Fruchtsaft und Becher dazu. Ich zahle. Das Geschäft ist übrigens schwer vergittert. Die Ware wird durch einen breiten Spalt gereicht, wie bei uns bei der Nachtdienst-Apotheke.

Am Parkplatz wird gemixt und mit hocherhobenen Bechern heißt es dann: „For our health“. Der bodenständige Rum fährt augenblicklich ein. Wir unterhalten uns recht angeregt. Von Oran, dem Maurer, höre ich, dass Ming, der Lenker des Autos, der beste Ingenieur der Firma sei, der alle Probleme in der Praxis löst. Ruben, der Vierte meiner neuen Freunde, scheint mir ein junger Techniker zu sein. Er empfiehlt mir, seinen Bruder Russel zum Führer zu nehmen, wenn ich meine Fahrt zu einem Wasserfall im Osten der Insel mache. Schon sind die Telefonnummern ausgetauscht und ein Termin wird ins Auge gefasst.

   Von links nach rechts: Ming, Ruben, Oran, Bushell

 

Leicht illuminiert verlasse ich das Sammeltaxi am Halt bei der Peake-Marina – dank des aufmerksamen Fahrers. Meine Freunde hatten ihm offenbar klar gemacht, dass ich dort auszusteigen habe.

 

Ich übersiedle nach Port of Spain

Ich habe meine Arbeiten am Katamaran beendet und mich auf die Suche nach einer vorläufigen Bleibe an Land gemacht.

Dazu suche ich den Trini-Andy auf. Er betreibt in der Tropical Marina das Electropics Marine Services www.electropics.com und ist zugleich TO-Stützpunkt. Er riet mir, nach Tobago zu schauen. Da gäbe es schöne, feine, preiswerte Unterkünfte. Untere anderem zeigt er mir eine Website, auf der ich allerlei auswählen kann: www.mytobago.info.

Als ich zum letzten Caesar-Salad im Marina-Restaurant sitze, sprechen mich zwei ältere Herren an. Sie haben ihr Boot in der überübernächsten Marina an Land stellen lassen und einige Reparaturen in Auftrag gegeben. Ich komme mit dem Eigner, einem Bayern, überein, dass ich ein wenig Nachschau halte für ihn, wenn ich da bin.

Im „Melbourne Inn“ im Stadtteil Woodbrook von Port of Spain finde ich eine brauchbare, preiswerte Unterkunft für die nächsten 7 Tage.

Die vielen vergitterten Geschäfte, der viele Stacheldraht an Grundstücksmauern, die vielen Security-Leute in den Geschäften geben mir ein Gefühl der Unsicherheit und veranlassen mich, wachsam zu sein.

     

 

     

 

     

 

     

 

Jetzt werde ich mich mal in Port of Spain ein wenig umschauen, für mein Reisegepäck ein paar wichtigen Sachen einkaufen und ausspähen, wem ich mich für Tagesausflüge anvertraue.

     

 

     

 

     

 

     

 

Am Weg in die Innenstadt begegnet mir ansprechende Architektur hinter dichter Umzäunung. Der Zustand von Gehsteig und Straße davor steht dazu manchmal im Gegensatz. Die Parks sind belebt von Menschen, Springbrunnen und viel Grün.

    

 

    

 

In Downtown von Port of Spain


Aus der Steckdose englischer Bauart kommen nach amerikanischer Tradition 115 Volt, mit angeblich 60 Hertz. Das mit der höheren Frequenz juckt meine Ladegeräte nich. Aber mit halber Spannung begnügt sich nur der Umformer für den Laptop. Der ist gut vorbereitet auf meine Reise!

     

Für meine beiden Cells – so sagen die hier zu den Handys – musste ich einen neuen Trafo kaufen. Das „y“ in der Mehrzahl von Handy übrigens ist orthografisch korrekt, wie ich aus einer langen Betrachtung im Internet über die Herkunft des Begriffes Handy weiß. Es habe im Englischen zu Beginn der Handtelefone tatsächlich Ansätze gegeben, sie „handy“ zu nennen. Dieser Begriff war aber schon anderwärtig besetzt. In manchen Gesellschaftsschichten des englischen Sprachraumes wird „handy“ mit handgreiflichen Liebesspielen assoziiert, daher das Schmunzeln, wenn ein Anglophoner „handy“ hört. Letztlich ist diese Bezeichnung im deutschen Sprachraum vermutlich neu erfunden, vielleicht auch bloß aufgegriffen worden. Somit hat sie das „s“ für Genetiv und Plural nach deutschen Regeln bekommen und das englische „y“ behalten dürfen.

Für mein Reise-Cell habe ich einen Trinidad und Tobago-SIM-Karte investiert. Meine Cell-Nummer: +1 868 497 8804

Für die Akkus meines Fotoapparates habe ich ein schlaues Ladegerät erstanden: Es ist für beide Spannungen geeignet. Bloß der Stecker ist englisch. Ich werde mein Reisegepäck von dem in europäische Steckdosen passendem Ladegerät nicht erleichtern können. So sehr Lap, Cell, Handy und Kamera das Leben leichter machen – das Reisegepäck wird schwerer durch sie.
Ein neuer Kopfhörer mit Mikrofon war auch noch drin. Jetzt kann ich wieder ungehört von anderen unerhört frei skypen. Das kostet von Skype zu Skype gar nichts, ins Festnetz sehr wenig, zu Cells und Handys mehr. In manche Festnetzanschlüsse (die mit Vorwahl 05 in Ö.) geht nichts. Freunde lernt skypen!

Fußgeher-Verkehrsknoten und allgemeiner Kommunikationsort sind Independence-Platz und –Straße:

    

 

   

 

   

Fasziniert hat mich dieser Mann:

Und hier in der Bewegung, dazu das bewegte Hin und her der anderen Menschen:

  http://www.myvideo.at/watch/6843595

Der Wochenendmarkt in Port of Spain findet in ein paar Straßenzügen des Geschäftsviertels statt. Da ist allerhand los. Ich versuche in den Gesichtern der Menschen zu lesen, mich in ihre Gestik hinein zu fühlen und lasse die Melodie ihrer Sprache auf mich wirken. Sie sprechen englisch, ein wenig singend, mit einem Hauch von weinerlich. Vieles tönt sehr anders, als mir das Englische vertraut ist. Wenn ich bitte, langsam und deutlich zu sprechen, dann reichen meine Englischkenntnisse aus, um zu verstehen.

    

 

            

Ich bewundere die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit, mit der viele der Menschen sich hier bewegen und den Alltag leben. Die Menschen sind meist gut gekleidet – Männer mit Anzug und Krawatte, trotz der Hitze, Frauen in Kostümen, seltener in Hosenanzügen. So gekleidet wirken sie auf mich sehr ernst und wichtig. Im krassen Gegensatz dazu jene heruntergekommenen Gestalten, die sonntags vor noblen Banken der Innenstadt am Gehsteig schlafen. Allerdings angebettelt worden bin ich noch nie von einem.

Die Straßen in der Innenstadt und manche der öffentlichen Aufschriften sind auch in Spanisch zu lesen:

    

Darüber die Fahnen in den Afrika-Farben: rot (für das vergossene Blut), gelb (für      ), grün (für      )

Tagsüber zieht ein Zeppelin über die Stadt. Es ist erst 11.07.:

    

 

 

Sonntagsbummel in den Queen Park Savannah und in der inneren Stadt

    

Der Queen Park ist eine große Wiese mit einigen einzeln dastehenden Bäumen.

    

Um ihn in einer Richtung ohne Pause zu überqueren brauche ich etwa 15 Minuten.

Vereinzelt sieht man Joggende. Manchmal hat sich ein Mann unter einem Baum zur Ruhe gelegt:

Dieser Baum steht nicht ganz so einzeln da. Er hat dauerhaften Besuch einer Schlingpflanze. Sie bringt den Stamm in wunderbare Blüte:

    

Am Haus haben Künstler Szenen aus dem Leben auf Trinidad und Tobago gemalt. Mehr darüber in der Galerie
zur Fotogalerie

    .

    

Das „Rote Haus“ ist das Parlamentsgebäude.:

    

 

Es wird soeben saniert, weil Regenwasser eingedrungen ist. Wie wäre es mit sowas für die Albertina in Wien?

    

 

    

 

Fahrt ins Vogelschutzgebiet von Caroni

Bei NANAN’s Tours habe ich eine Exkursion ins Vogelschutzgebiet in den Caroni-Sümpfen gebucht. Um 15 Uhr steht das Taxi vor dem Hotel. Das Vogelschutzgebiet liegt etwa 6 km südlich von Port of Spain.

    

Am Sammelplatz wartet schon eine größere Menschengruppe. Wir finden alle Platz in zwei großen Booten. Ein paar hundert Meter fahren wir in einem Stichkanal.

    

Dann wird es immer sumpfiger rundum.

    

 

Die Mangroven werden immer dichter. Das sind jene Bäume, deren Wurzeln sich bereits oberhalb des Wassers aus dem Stamm heraus teilen. Der ganze Baum steht auf vielen Stelzen im sumpfigen Grund. Von den hohen Ästen senken sich weitere Luftwurzeln herab. Auf halber Höhe verzweigen sie sich neuerlich in mehrere Wurzeläste und wachsen so weiter in die Tiefe. Auf diese Weise kann so ein Baum richtig ein Stück weiter wandern im Laufe seines Lebens. Jedenfalls geben die weit ausgebreiteten Wurzeln dem Baum guten Halt, um auf dem nicht tiefgründigen Grund nicht umgeworfen tu werden.

Der Boots- und Schutzzonenführer zeigt uns die kleinen Vier-Augen-Fische. Ein Augenpaar ist sichtbar oberhalb der Wasseroberfläche, ein zweites unterhalb. Wofür wir Menschen uns die Tauchermaske anlegen, bzw, sie wieder ablegen, hat dieser Fisch ein zweites Augenpaar entwickelt.

Wir kommen zu einer Krabbenkolonie auf Ästen, die aus dem Wasser hervor wachsen.

Sensation sind jene zwei Schlangen, die über uns im Geäst sich kugelartig in die Gabelungen geschlungen haben, um so tagsüber zu schlafen. Es sind zwei nachts jagende Boa-Schlangen.

    

 

Wir gleiten unter grünem Gewölbe, mit dem die Mangroven unseren Wasserweg nach oben schließen. Es zeigen sich viele Vögel.

    

Manchmal tun sich seitlich Fenster auf, die Blicke auf größere Wasserflächen frei geben.

   

Durch eines dieser Fenster fahren wir hinaus auf den offenen See.

Der Führer bindet das Boot ein am Mangroven-Geäst wenig fest. So warten wir eine Weile auf die Scharlachroten Ibise, die nun einzeln, manchmal paarweise, meist scharenweise vom jenseitigen Wald kommend über die freie Seefläche über uns hinweg fliegen.

    

Im Wald hinter unserem Rücken haben sie ihre ganz bestimmten Bäume, die sie vor der Abenddämmerung aufsuchen, um hier zu nächtigen. Auch andere Vögel, deren Namen ich nicht nennen kann, nehmen diesen Weg.

Zuletzt bringt uns der Führer an eine Stelle, wo wir auf eine Baumgruppe blicken können, auf der sich bereits viele rote, blaue, weiße und graue Vögel niedergelassen haben. Ständig schwärmen neue heran.

Warum finden sich diese Vögel in der Nacht auf so dichtem Raum zusammen? Ist so der einzelne Vogel sicherer vor Räubern? Vielleicht hat der Führer hierüber was erklärt – leider hat mein Englisch nicht gereicht, um darüber was zu vernehmen.

Alles in allem – ein sehr schöner Nachmittag im Vogelschutz-Gebiet in den Caroni-Sümpfen.

bewegte Bilder: http://www.myvideo.at/watch/6843603

 

 

Zu Besuch bei den Steelpan-Spielern

 

Für vorgestern Abend habe ich das Angebot einer professionellen Fremdenführerin in Anspruch genommen. Sie kennt alle Plätze auf denen die verschiedenen Gruppen abends üben. Ob sie an dem betreffenden Abend wirklich spielen oder nicht, bleibt dem Zufall überlassen.

Die erste Gruppe macht gerade Pause. Jeder übt für sich – das gibt zusammen einen Höllenlärm.

Man muss wissen, dass diese Instrumente aus Stahlblech gebaut sind. Sie sehen aus wie Trommeln, sind aber keine. Jedenfalls möchten die Musiker diese Bezeichnung nicht hören. Die Bassinstrumente sind richtige Ölfässer, die es im Erdölland Trinidad und Tobago zu Hauf gibt. Geschlagen wird mit Trommelschlägeln auf die Oberseite des stehenden Fasses. Dieser runde Blechteil - heute aus edlem Feinblech hergestellt - ist in drei Felder unterteilt. Diese Felder sind durch Hämmern ausgebeult worden, in der Weise, dass jedes Feld für sich schwingen kann. Die Tonhöhe wird bestimmt durch die Größe des Feldes und der Wandstärke des behämmerten Bleches. Auch bei den höher gestimmten Trommeln ist der Korpus aus einem Stahlfass-Zylindermantel gemacht, bloß kürzer. Die Tonfelder sind kleiner. Es haben bis zu 21 und mehr Tonfelder Platz auf den nach innen gewölbten Stahldeckeln.

Wir fahren weiter und kommen bei der BP-Gruppe vorbei.  Da ist heute gar nichts los. Bei den „Allstars“ schließlich geht die Post ab: Einer der „Ungarischen Tänze“ von Brahms mit karibischem Zunder!

Werkgetreue Interpretation in dem Sinne, eine Komposition so zu spielen, wie der Autor es gespielt haben wollte, ist das hier möglicherweise nicht. Bleibt noch die Frage, ob Brahms, wenn er das gehört hätte, doch recht begeistert gewesen wäre und gerne als seine Komposition hätte gelten lassen. Immerhin hatte er seine ursprüngliche Fassung für Klavier mit 4 Händen zum Teil selber für Orchester umgearbeitet. Auch andere berühmte Musiker und Komponisten haben zu Lebzeiten von Brahms die Tänze bearbeitet – vor dessen Ohren, gewissermaßen. Brahms selbst hatte die Melodien seiner Tänze anderswo aufgegriffen. Nichts anderes tun die Steelpan-Spieler hier auch.

Brahms hatte Steelpans nicht gekannt. Die englischen Kolonialherren hatten es noch 1930 (!) den Einwohnern (neuerlich?) verboten, auf ihren afrikanischen Trommeln zu spielen. Es ist den Engländern wohl zu unheimlich gewesen, wenn die Afrikaner damit voll in ihre Kraft kamen. Da haben findige Trommler die Stahlfässer zu Klangkörpern umgebaut – zu den Steelpans.

Wenn ich die Musiker hier sehe und höre, bekomme ich einen Schimmer davon, wie diese Menschen ihre Verschleppung, ihre Entwürdigung, ihre körperlichen Qualen überlebt haben: Das tun, was möglich ist und in der eigenen Kraft sein!

Dem Ungarischen Tanz folgt eine andere Nummer, die ich nicht zuzuordnen vermag. Der Spieler einer etwas tieferen Steelpan beginnt piano einen „Trommel“-Wirbel, dann sofort stark anschwellend, das Orchester fällt ein paar Takte lang ein, dann wieder diese Sequenz – piano, crescendo, forte, tutti – sie kommt mehrmals. Die anderen Spieler sind begeistert. Das hat er gut gemacht! Das ganze Orchester, etwa 30 Spieler, Frauen und Männer, kommt in Schwung. Es ist, wie wenn 10 Schnellzugsgarnituren nebeneinander durch die Gegend donnern. Unaufhaltsam. Und sehr laut. Alle sind voll dabei. Die wilde Kraft, geordnet dahinstürmend!

Wir kehren zu denen zurück, die vorher Pause hatten. Das hört sich anders an. Auch sie spielen sehr kraftvoll, aber viel sanfter, herzlich, schmeichelnd. Es war ihr letzte Nummer an diesem Übungsabend.
In St. James, im Westen von Port of Spain suchen wir eine letzte Gruppe auf. Die üben so richtig mit Unterbrechungen, Erläuterungen, erneutes Einsetzen, Abbrechen usw. Nach drei Monaten intensiven Übens – vielleicht ließen sie mich mitmachen?

 

Ein Event in der Bar nebenan – Tanz, Gesang ......

Die besten Künstler sind angesagt. Die Bar ist nur ein paar Häuser entfernt. Das werde ich gefahrlos überstehen, wenngleich es schon dunkel ist, überlege ich zuvor. Ich komme tatsächlich unbehelligt drüben an. An der Kasse gebe ich meine 60 TTD Eintrittsgeld ab. Einer der beiden Männer nimmt sie und schiebt sie in ein wirklich kleines, halbrundes Loch. Von der anderen Seite kommen Finger durch das Loch. Die Banknoten verschwinden. Dann wird meine Eintrittskarte heraus geschoben. Aha, das sind die Vorkehrungen hier, um sich vor unangenehmen Besuchern zu schützen.

Die Vorstellung beginnt eine Stunde nach plakatiertem Beginn. Die Besucher haben viel Zeit, sich bei Getränken und sehr lauter Musik aus den Lautsprechern auf die Darbietungen einzustimmen.

Eine Frau tritt ans Mikrofon, begrüßt uns alle. Dann sagt sie was von „Nationale“. Alles erhebt sich und sie singt völlig solo, niemand stimmt ein:


Forged from the love of liberty,
In the fires of hope and prayer,
With boundless faith in our destiny,
We solemnly declare:
Side by side we stand,
Islands of the blue Caribbean Sea.
This our native land,
We pledge our lives to thee.
Here every creed and race finds an equal place,
And may God bless our nation.
Here every creed and race find an equal place,
And may God bless our nation.


Obigen Text und die nachfolgende Übersetzung habe ich in Wikipedia nachgelesen:


Geschmiedet von der Liebe zur Freiheit,
In den Feuern von Hoffnung und Gebeten,
Mit grenzenlosem Glauben an unser Schicksal,
Erklären wir feierlich:
Seite an Seite stehen wir
Inseln des blauen Karibischen Ozeans
Dies ist unser Heimatland
Wir versprechen unser Leben dir
Hier findet jeder Glaube und jede Rasse ihren Platz
Möge Gott unsere Nation segnen
Hier findet jeder Glaube und jede Rasse ihren Platz
Möge Gott unsere Nation segnen

Die letzten zwei Zeilen, die den Menschen auf T&T (Abkürzung für die offizielle Bezeichnung des Staates „Trinidad und Tobago“) wohl wichtige Essenz sind, dehnt die Sängerin deutlich, wird dabei lauter, zuletzt wieder leiser. Ich notiere, dass es den Menschen hier wichtig ist, wenn sie auf ein paar Stunden sich zusammenfinden, dieses Bekenntnis auszusprechen.

Alles nimmt wieder Platz. Ein älterer, gutgewichtiger Herr mit graumeliertem Bart und Kappe am Kopf übernimmt launig das Moderieren. Zwei Frauen und ein Mann tanzen auf der Bühne – ein schwungvoller Auftakt. Dann folgen Sänger. Sie haben alle ihre CD mitgebracht. Der Tonmeister legt sie ein. Zu der nun ertönenden Instrumentalmusik – nach meinem Geschmack zu laut – wird ins Mikrofon gesungen. Und auch das kommt, sehr laut verstärkt, aus den mächtigen Boxen. Es ist interessant, aber nicht nach meinem Geschmack. Ich kann es abhaken und gehe noch vor der Pause nach Hause.

Geblieben ist der Eindruck, des Absingens der „Nationale“. Bei uns würde niemandem einfallen, vor einer Tanz- und Gesangsdarbietung solch profanen Inhalts, die Bundeshymne abzusingen. Es ist nachzulesen: T&T ist 1958 Teil der „Westindischen Föderation“ geworden. Diese Föderation ist 1962 zerbrochen. Seither ist T&T ganz in eigener Verwaltung und Verantwortung, wenngleich als Monarchie mit der englischen Königin an der Spitze. 1976 ist es präsidiale Republik geworden im Rahmen des britischen Commonwealth.

In T&T wird Erdöl gefördert. Es gibt viel Industrie. Was den Wohlstand angeht, scheint mir T&T den höheren Standard zu haben innerhalb der selbständigen karibischen Kleinstaaten. Von der Kaiman-Insel abgesehen, jener Finanzplatz – wohin unsere BAWAG ihr Geld gebracht hat. Neuerdings ist bekannt geworden, dass auch die Republik Österreich Geld in den Sand der Kaimaninseln setzt.

Im Hotel hat der Mann vom privaten Wachdienst schon Platz genommen auf der Loggia. Mit Blick auf den Eingang wird er hier die ganze Nacht wachen.

 

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