Von St. Lucia nach Trinidad, 19. Juni bis 17. Juli

 

Ankommen in Canouan

Im Anflug glaube ich jene Pier zu erblicken, wo vor 43 Jahren jener Bananendampfer Treibstoff gebunkert hatte, auf dem ich der „Murphy“, der Messejunge war. Das ist innerhalb ein paar Stunden geschehen gewesen. Ein Landgang kam nicht in Frage. Auch jetzt ist Barbados nur eine Zwischenlandung, ohne jeglichen Landgang. Es ist das südliche Zentrum für innerkaribische Flüge. Nach ein paar Stunden geht es westwärts, nach Canouan.

Am Abend des Freitages, 19. Juni schließlich Landung auf Canouan. Sie ist eine der mittelgroßen Inseln der Grenadinen. Der Staat, in dem ich mich nun befinde heißt „St. Vincent und die Grenadinen“. Der größere Teil der Bürger sind auch hier die Nachkommen afrikanischer Sklaven und der später aus Indien rekrutierten Vertrags-Arbeiter.

Georg, mein Skipper in den nächsten 10 Tagen von hier bis Trinidad, am Bild noch bei unserem Kennenlerntreffen in der Rodney-Bay-Marina auf St. Lucia. Jetzt holt er mich am Flughafen ab.

Im Dinghi geht es raus zur Segelyacht „Happy Hour“, einer Benetau 50. Die 50 steht für 50 Fuß Länge, also etwa 16 m. An Bord heißen mich Timi, Dominik und Nicole herzlich willkommen. Das folgende Bild ist einen Tag später am Märchenstrand von Mayreau entstanden.

Timi ist die Frau von Georg. Dominik wird im September 3 Jahre alt. Die Nicole ist jetzt 9 Monate alt. Sie brauchen beide ihre Mutter sehr. Ich sehe meine Aufgabe darin, sie von Arbeiten an und unter Deck zu entlasten.

 

Erstmals seit 14 Wochen bin ich wieder segelnd am Boot! Canouan - Mayreau.

Am nächsten Morgen, es ist Samstag, der 20. Juni, fahren wir unter Genua eine Stunde südostwärts zur Insel Mayreau. An ihrer Nordseite öffnet sich unseren Augen eine windgeschützte Bucht, die Salt Whistle Bay.

      

 

     

Es ist eine Bucht wie im Bilderbuch: Palmen mit vom Wind zerzausten Wedelköpfen und schrägem Stämmen, dahinter wieder das Blau des Himmels und des Meeres, weißer Strand, ein paar Häuschen. Ich wandere zum Gipfel der Insel hinauf, an einem Friedhof vorbei.

Friedhöfe faszinieren mich. Hier ist die Spur eines Menschen vergraben, der einmal Kind war, mit Liebe großgezogen worden ist, um seinen Platz in der Gemeinschaft gerungen hat, geliebt hat, vielleicht selber Kinder gehabt hat. Dem Tagwerk nachgegangen, Feste gefeiert, sich seines gesunden Körpers erfreut, oder versucht mit leichten oder schweren Einschränkungen das Beste daraus zu machen, seinen Platz in der Gemeinschaft genossen, oder im Abseits gelebt?

Und dann war eines Tages kein Leben mehr in diesem Körper, der von da an zurück den Weg in die natürlichen Kreisläufe gefunden hat. Seine Angehörigen und Freunde trauern und weinen um ihn. Irgendwann ist die anfangs nicht schließbar erscheinende Lücke doch nicht mehr zu spüren. Und irgendwann wird niemand mehr sich um dieses Grab kümmern. Man wird den Stein wegschaffen, vielleicht einen anderen Namen drauf pinseln.

Nach links geht es zum höchsten Punkt. Ihn zieren die Reste alten Gemäuers – vielleicht eines ehemals militärischen Gebäudes?

Hier habe ich einen malerischen Blick auf das Farbenspiel des Meeres vor den Korallenriffen bei den Tobago Cays:

und in die Salt WhistleBay:

Nahe dem Gipfel steht ein Kirchlein, der Maria geweiht. Auch Mayreau und ganz St. Vincent und die Grenadinen, wie die meisten der karibischen Inseln, hatten französische Phasen in ihrer Geschichte. Die Initiierung der Kreolsprache ist allerdings stark vom Englischen gekommen. Es wird von den Einheimischen der nördlicheren Inseln nicht verstanden, hat man mir gesagt. Auch der geringere Anteil katholischer Christen (11 %) scheint mir die Folge der in der Geschichte geringeren Präsenz der Franzosen zu sein. Hier auf Mayreau hat man Maria die Kirche geweiht.

Ich nähere mich dem Zaun der Kirche. Ein etwa 12jähriges Mädchen hat mich entdeckt. Ob ich zur Kirche wolle, fragt sie mich einladend. Ich sei nackt am Oberkörper, gab ich ihr zu bedenken. Das mache nichts, zerstreut sie meinen Einwand, andere kämen auch so daher. Na dann. Ich trete hinter den Zaun, auf die offene Kirchentür zu. „Jesus ist auferstanden“ – die positive Darstellung von Ostern, lese ich. Ich trete nicht ein. Das Mädchen erklärt mir: Links die Tobago Cays, dann Petit St. Vincent, Petit Martinique, dahinter Carriecou und rechts Union Island. Sagt’s und geht wieder Tempelhüpfen zu ihren Freundinnen.

Die Salt Whistle Bay wird von eine schmalen Landzunge umarmt. Gut in die Natur gestellt empfand ich die kleine Appartements. Ich mach eine kleine Fototour unter den Palmen und am Strand:

    

 

    

Erstmals in meinem Leben sehe ich fliegende Pelikane:

Manchmal stürzt einer steil ins Wasser hinunter und holt sich einen Fisch.

Ausgedehntes Baden am Sandstrand:

   

 

   

Am späteren Nachmittag gibt es Kokosmilchcocktail in einem der kleinen Häuschen in der Bucht.

Zum Abendessen essen wir frisch gefangenen Fisch.

Auch der nächste Tag hält uns noch in der malerischen Bucht. Am späteren Nachmittag des Sonntages, 21. Juni heißt es Anker auf

                

Und wir verlassen die Salt Whistle Bay..................und Mayreau...........

und segeln zu den Tobago Cays

     

 

Mayreau - Tobago Cays

Heute ist Sonnenwende. Ich bin nicht sicher, ob das den Menschen hier auf etwa 12° Nord, also südlich des nördlichen Wendekreises, wichtig ist. Wenn die Sonne mittags kulminiert steht sie ein klein wenig nördlich des Zenites. Das ist einige Wochen vor Sonnenwende und einige Wochen später auch so. Zu Feiern über den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, der Wärme über die Kälte, des Guten über das Böse gibt die Sommer-Sonnenwende hier weder spür-, noch sichtbaren Anlass.

Die vier oder fünf unbewohnten Inseln sind umringt von Korallenriffen. Je nach Tide liegen sie knapp unter oder knapp über der Wasserlinie. In den meisten Fällen erkennt man sie an den Schaumkronen. Hier erweist sich das GPS als sehr hilfreich, obgleich ich den Eindruck habe, dass Georg diesen Weg auch ohne GPS den Weg findet, weil schon oft gefahren.

Die Tobago Cays sind Naturschutzgebiet. Es gibt bestimmte Bereiche, wo geankert werden darf, oder man an Boje gehen kann. Wir bekommen Platz zum Ankern nahe jener Bucht, wo Wasser-Schildkröten anzutreffen sind. Am Abend erprobe ich das Unterwassergehäuse meiner Kamera.

     

So sieht eine Boje von unten aus........................................und das ist unser gut vergrabener Anker.

Am nächsten Morgen (Montag, 22. Juni) bin ich bald im Wasser.

     

 

     

Die Schildkröten kennen kaum Scheu. Sie grasen hier auf drei bis fünf Metern Tiefe. Zum Atmen müssen sie immer mal wieder auftauchen. Und ein paar Fischlein treffe ich auch an.

     

 

Tobago Cays - Union Island

Georg möchte eine Bucht erkunden, die ihm neu ist. Weil sie auf der Westseite dieser Insel, die selber die westlichere der Grenadinen ist, liegt sie nicht am Hauptweg der Segler.

     
Wir umschiffen Union Island im Norden.

     

 

 

Und langsam tut sich die weite Bucht, namens Chatham Bay vor unseren Augen auf.

Das Restaurant am Strand wird von einem Paar betrieben. Wir sind die einzigen Gäste und dürfen uns der ganzen Aufmerksamkeit der beiden erfreuen. Selbstverständlich gibt es guten Fisch mit allem, was dazu gehört.

 

Abschied von den Grenadinen: Union Island – Petit Martinique – Petit St. Vincent

Wir umrunden am nächsten Tag, es ist Dienstag, der 24. Juni, die Insel gegen den Uhzeigersinn im Süden. In Clifton Harbour machen wir an der Mole fest. Das ist ein recht sauberes Städtchen, geprägt von vielen gastlichen Restaurants und Cafes für die vielen Fremden, die hier kommen. Am Flughafen kann Georg ausklarieren aus „St. Vincent und die Grenadinen“.

Georg findet im Internet die Ankündigung einer tropical Weave. Das erfüllt ihn mit Sorge und er drängt auf Aufbruch. Schwarzes Gewölk dräut im Osten. Die Welle nimmt zu. Es wird dann aber doch nicht so schlimm.

Wir segeln an diesem Tag noch nach Petit Martinique um uns dort mit Lebensmitteln zu versorgen. Reichlich ist das Angebot hier nicht. Die Nacht beginnen wir vor Petit St. Vincent, denn hier ist es geschützter. „Anker auf“ nach Mitternacht.

Es geht an die Ostküste im Süden der Insel Grenada. Am Morgen des Mittwochs haben wir die Marina „Le Phare Bleue“ (sprich löfablö), auf deutsch „Zum blauen Leuchtturm“, erreicht. Die Marina ist sehr neu, auf Karten kaum zu finden. Ein Ehepaar aus der Schweiz hat das aufgebaut. Der blaue Leuchtturm ist ein Feuerschiff aus Schweden. Es ist in einer deutschen Werft zu Marina-Büro, Waschräume, Duschen und Nobelrestaurant umgebaut worden. Und nun liegt es hier.

Der Tag ist noch jung. Ich nütze ihn zu einem Landgang mit Taxi in die Hauptstadt St. Georges. Es ist drückend heiß. Ich schleppe mich vom Markt in ein Cafe, dann doch auf den Berg mit den drei Kirchen, denen allen ein Hurrikan vor ein paar Jahren die Dächer abgehoben hat. Auch andere Häuser haben ihr Dach noch nicht wieder bekommen.

 

 


 

Petit St. Vincent - Trinidad

Wir lassen es wieder Abend werden, ehe wir weitersegeln. Damit erreichen wir das 80 Seemeilen südlicher gelegene Trinidad erst im Morgengrauen. Als gegen 02:00 Uhr als die Lichter von Trinidad auftauchen, trifft Georg nun Vorkehrungen gegen Besuch von Piraten: Positionslichter aus, Radar ein. Ich halte auf Deck Ausschau, er unten am Radarschirm. Ein Boot lenkt unsere Aufmerksamkeit auf sich. Es wechselt immer wieder mal Richtung und Geschwindigkeit. Schließlich wächst die Distanz zwischen ihm und uns. Es wird wohl ein Fischer gewesen sein.

Der neue Tag beginnt. Wir fahren, bereits unter Motor, in der Durchfahrt zwischen Trinidads Halbinsel im Nordwesten und der davor liegenden kleinen Insel.

Plötzlich befinden wir uns inmitten großer Mengen schwimmenden Plastikmülls. Öl schillert auf der Wasseroberfläche, es stinkt auch danach. Wir sind vor den Marinas von Chaguaramas. Von einem Katamaran winken uns Kiki und Thomas zu. Sie sind Segelbekanntschaft von Georg. An einer Boje warten sie aufs Gekrantwerden. Unser Weg führt zum Immigrations-Büro, um dem Staat „Trinidad und Tobago“ unsere Einreise zu melden. Gefrühstückt wird zur Feier des Tages in der nahen Konditorei.

Der Weg zur Tankstelle war vergeblich. Der Tankwart hat sich auch gewundert. Rückruf beim Chef: Heute kein Diesel im Tank.

Georg sucht sich einen Platz in einer Box der Peak-Marina. Wir beginnen mit dem Vorbereiten des Schiffes auf die Sommerpause. In der Karibik ist nun Hurrikan-Saison. Trinidad liegt südlich des Hurrikangürtels. Das nützen viele Segler, um hier ihre Boote zu übersommern und zu überholen. Hunderte von Booten stehen in den Trockenmarinas an Land.

 

In Seglerkreisen sind die Marinas hier bekannt für gute Leistung, bei günstigen Preisen. Hier sei fast alles zu bekommen, Material wie gute Fachleute, heißt es. Meinem Eindruck nach kann das stimmen.

So schön kann ein Schiff von unten sein:

 

Es wird so nicht bleiben. Die schönen Streifen, von irgendwelchen Anstrichen des Schiffes oberhalb der Wasserlinie verursacht, werden mit Antifouling überstrichen, kurz bevor das Boot wieder ins Wasser gesetzt wird.

 

 

  

 

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